Eishockey:Unter Überdruck

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Hatte schon schönere Nachmittage auf dem Eis: Panther-Torhüter Jeff Deslauriers muss hier das 0:2 durch EHC-Stürmer Keith Aucoin hinnehmen. (Foto: imago/Krieger)

Die Augsburger Panther sind in der DEL ausnahmsweise ein bisschen Favorit gegen den EHC München - und verlieren 2:7.

Von Johannes Schnitzler

Dienstreisen nach Augsburg sind für Dominik Kahun eine feine Sache. Fast auf den Tag genau vor einem Jahr schoss der Stürmer für den EHC München sein erstes Tor in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), vor zwei Wochen ließ der 20-Jährige beim Deutschland Cup sein erstes Länderspieltor folgen. Vor dem Derby an diesem Sonntag zwischen den Augsburger Panthern und dem EHC war allerdings fraglich, ob Münchens Topscorer (sechs Tore, zwölf Vorlagen) seinen Augsburger Annalen eine weitere Anekdote würde hinzufügen können. Neben Iserlohn waren die Panther das einzige Team, das mit drei Siegen aus der Länderspielpause gestartet ist, kein anderes schießt so viele Tore wie der AEV, allein in den jüngsten drei Spielen waren es 15. "Wir machen die Dinger jetzt rein", sagte Kapitän Steffen Tölzer. Der Lohn: Platz vier. Beim Tabellenachten München dagegen haderten sie mit ihrer Chancenverwertung. In Straubing verlor das Team von Don Jackson 1:2, mit demselben Ergebnis unterlag es am Freitag den Kölner Haien. "Wir müssen unsere Chancen reinmachen", war danach der meistgehörte Satz. Zum ersten Mal, seit Red Bull den EHC übernommen hat, war der AEV ein bisschen Favorit. Er verlor 2:7 (0:3, 1:1, 1:3).

Wie viel atmosphärischer Überdruck auf diesem Derby lastet, zeigte das erste Drittel: Es begann nach 33 Sekunden mit Strafen auf beiden Seiten, es endete mit Disziplinarstrafen gegen Bretton Stamler (AEV) und Jason Jaffray (EHC) wegen einer Prügelei nach der Schlusssirene; zuvor war bereits Münchens Steve Pinizzotto wegen eines unkorrekten Angriffs gegen Arvids Rekis ausgeschlossen worden. Dazwischen lagen drei Münchner Treffer. Sie hatten ihre Chancen rein gemacht.

Noch in der ersten Minute schmetterte Jaffray den Puck ins Netz. Das 13. Saisontor für Münchens besten Schützen und das Startsignal für ein Auftaktdrittel, das beide Seiten so schnell nicht vergessen werden. Augsburg hatte danach die große Chance zum Ausgleich: Neun Minuten spielten die Panther in Überzahl. Doch sie fanden keinen Weg in die gefährlichen Zonen vor dem Tor und leisteten sich im Aufbau aberwitzige Fehler. Zwei Mal durfte der EHC in Unterzahl kontern, zwei Mal landete die Scheibe im Tor. Keith Aucoin (14.) und Tobias Wörle (15.) machten die Dinger einfach rein. Danach ging Panther-Torwart Jeff Deslauriers, Ben Meisner kam.

Unter Mike Stewart hat Augsburg sich stabilisiert. Das Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten erlaubt es den Panthern, selbst bei Rückständen Ruhe zu bewahren. Sie wissen: Irgendwann werden sie treffen. Am Sonntag aber traf erst einmal nur der EHC. Michael Wolf, zweitbester Reinmacher der DEL-Geschichte, erhöhte auf 0:4 (28.), sein 257. DEL-Treffer, noch war nicht einmal die Hälfte des Spiels vorbei. Der EHC war schneller, aggressiver, effektiver. Das 1:4 von Ben Hanowski, sechs Sekunden vor der zweiten Pause über die Linie gestochert, versprach wenig Spannung. Es hätte durchaus noch spannend werden können. Wenn zum Beispiel Ivan Ciernik sein Ding gemacht hätte. Er scheiterte an David Leggio. Auf der anderen Seite erzielte Keith Aucoin sein zweites Tor, 1:5 (48.). Evan Oberg verkürzte (51.), dann war noch einmal Wörle dran, wieder mit einem Konter nach einem grausamen Verteidigerfehler (57.), Joachim Ramoser staubte zum 2:7 (59.) ab. Und das ist die Augsburger Kehrseite: Kein Team aus den Top Ten kassiert so viele Gegentore. Dominik Kahun traf zwar nicht. Er wird trotzdem gerne wieder kommen.

© SZ vom 23.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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