Eishockey:Polarisierend und provozierend

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"Der Spieler mit der Nummer 14": An manchen DEL-Standorten wird der umstrittene Stürmer Steve Pinizzotto gar nicht mehr beim Namen genannt. (Foto: imago/GEPA pictures)

Eishockey-Meister München und Stürmer Steve Pinizzotto trennen sich.

Von Christian Bernhard, München

Steve Pinizzotto wusste genau, wo er hin musste, um die größtmögliche Aufmerksamkeit zu erhaschen. Direkt nach der Schlusssirene kletterte er auf die Bande der Münchner Olympia-Eishalle, er thronte damit kurzzeitig über seinen Teamkollegen, als der EHC Red Bull München Ende April seine dritte Meisterschaft in Serie einfuhr. Noch während den Feierlichkeiten ließ der 34-Jährige durchklingen, dass er gerne in München bleiben würde. Dieser Wunsch ging nicht in Erfüllung: Am Montag verkündete der EHC, dass der Stürmer den Klub nach drei Jahren, 39 Toren und exakt 500 Strafminuten verlassen werde. Der böse Bube der Deutschen Eishockey Liga (DEL) muss sich nach einem neuen Arbeitgeber umsehen.

Einmal verließ der Angreifer die Arena sogar unter Polizeischutz

Wenige Tage zuvor hatten die Münchner die Verpflichtung von Augsburgs Trevor Parkes bekannt gegeben, der in Sachen Physis und Präsenz vor dem Tor vergleichbar mit Pinizzotto ist - aber sieben Jahre jünger. Pinizzottos Zukunft ist offen, ein angebliches Interesse der Kölner Haie dementierte deren Sportdirektor Mark Mahon zuletzt. Sein deutscher Pass macht Pinizzotto interessant, aber seine von Aufregern gepflasterte Vorgeschichte schreckt manchen potenziellen Interessenten ab.

Wolfsburgs Manager Karl-Heinz Fliegauf etwa wütete im vergangenen September: "Einen Spieler, der sich solche hirnlosen Aktionen leistet, möchte ich in meiner Mannschaft nicht umsonst haben." Pinizzotto hatte damals auf Sebastian Furchner eingeschlagen, als dieser - mit dem Gesicht zum Boden - auf dem Eis lag. In Augsburg musste der EHC vor zwei Jahren das Stadion unter Polizeischutz verlassen, weil AEV-Ultras Pinizzotto an den Kragen wollten. Augsburgs damaliger Verteidiger Derek Dinger hatte Pinizzotto während der Partie als "Psychopathen" bezeichnet.

Bei den Mannheimer Adlern verzichteten sie zuletzt darauf, den Münchner beim Namen zu nennen: Sie sprachen nur noch vom "Spieler mit der Nummer 14". Pinizzotto hatte Mannheims Nationalspieler Matthias Plachta im Halbfinale der abgelaufenen Playoffs mit einem üblen Ellbogencheck aus dem Spiel genommen und ihn verhöhnt, als er regungslos auf dem Eis lag. Das Foul brachte ihm Anzeigen wegen Körperverletzung ein, die Staatsanwaltschaft ermittelt. Nach seiner Fünf-Spiele-Sperre traf er im entscheidenden siebten Finalspiel gegen die Eisbären Berlin zweimal. "Der Mann ist 'ne Sache für sich", sagte der Berliner Marcel Noebels und sprach damit vielen Beobachtern aus der Seele.

Mit den Anfeindungen der gegnerischen Fans hatte der provozierende, pöbelnde und polarisierende Pinizzotto, der im Sommer erstmals Vater wird, keine Probleme. "Sollen sie mich hassen. Das stört mich nicht", sagte er der Münchner Abendzeitung: "Wenn ich für ihr Team spielen würde, würde ich Herzchen und Geschenke kriegen." Wegen Pinizzottos Abschied ging fast unter, dass der Meister in Stürmer Mark Voakes den dritten namhaften Zugang für die kommende Saison bekannt gab. Die Bühne gehörte Pinizzotto bis zum letzten Moment.

© SZ vom 08.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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