Eishockey:Nüchterne Premiere

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Landete erst auf dem Bauch und musste dann für das Publikum tanzen: Münchens Torwart Danny aus den Birken rettete den Sieg gegen Kosice. (Foto: imago)

Eher schmucklos entledigt sich München in der Champions Hockey League des slowakischen Gegners Kosice. Der EHC qualifiziert sich als erstes deutsches Team für die K.o.-Phase des Wettbewerbs.

Von Christian Bernhard, München

Die Ehrenrunde war vorbei, die Spieler schon wieder auf dem Weg in die Kabine, da war aus der Nordkurve der Münchner Olympia-Eishalle eine lautstarke Forderung zu vernehmen. "Danny, tanzen" hallte es durch das Stadion - und Danny tat, was die Fans des EHC München von ihm forderten: Er tanzte. Danny aus den Birken hatte am Freitagabend allen Grund dazu. Der neue Münchner Torhüter hatte beim Premieren-Heimspiel des EHC in der Champions Hockey League (CHL) seinen Kasten sauber gehalten und so großen Anteil am 1:0-Erfolg über den slowakischen Rekordmeister HC Kosice, den Mads Christensen mit seinem Treffer in der 52. Spielminute sicherte.

Für die Mannschaft von Trainer Don Jackson war es der dritte Sieg im dritten Spiel der Königsklasse. Damit feierte der EHC eine weitere Premiere: Er machte bei seiner ersten CHL-Teilnahme den Einzug in die K.o.-Phase klar - und das als erster deutscher Vertreter überhaupt in diesem Wettbewerb. In der Premierensaison der CHL waren im letzten Jahr alle sechs deutschen Teams bereits in der Gruppenphase, zum Teil sang- und klanglos, ausgeschieden. Die neugegründete Königsklasse war für die deutschen Teilnehmer, von denen fünf Gruppenletzte wurden, nicht mehr als ein Vorbereitungsturnier für die Liga.

Die deutschen Klubs finden allmählich Gefallen am Wettbewerb

Das scheint sich in dieser Saison geändert zu haben. Der 20-jährige EHC-Angreifer Dominik Kahun sagt frech: "Wir wollen sie gewinnen." Und auch aus Skandinavien gab es dieser Tage Signale in diese Richtung. Dort verlor der ERC Ingolstadt zwar 2:4 gegen die Växjö Lakers, bot dem schwedischen Meister dabei aber einen großen sportlichen Kampf. Erst 23 Sekunden vor Spielende machten die Schweden mit einem Schuss ins leere Tor alles klar, kurz zuvor hatte der ERC in doppelter Überzahl sogar noch auf den Ausgleich gedrängt. "Wahrscheinlich haben die meisten gedacht, dass es ein Schützenfest gegen uns wird", sagte Ingolstadts Verteidiger Benedikt Schopper, "aber das haben wir sehr gut verhindert."

Vergangene Saison waren beide CHL-Finalisten und drei der vier Halbfinalisten aus Schweden gekommen. Neben dem EHC München, der nach drei Spieltagen eine von nur vier Mannschaften mit einer makellosen Bilanz ist, führt auch Meister Mannheim seine Vorrundengruppe an. Ingolstadt und Düsseldorf haben auch schon Siege gefeiert und gute Chancen aufs Weiterkommen.

München scheint an Torwart Zepp interessiert zu sein

Vom Glanz und Glamour der Fußball-Königsklasse hat die CHL trotzdem noch nichts, die Siegprämien bewegen sich im einstelligen Tausender-, nicht im Millionenbereich. Eine Parallele gibt es allerdings: Die Organisatoren brauchen den deutschen Markt. Der Schweizer CHL-Geschäftsführer Martin Baumann betont, dass Deutschland eine "wichtige Rolle im kulturellen Wandel unseres Sportes" spiele. "Das, was Spanien, Deutschland und Italien für die Fußball-Champions-League sind, muss Deutschland auch für die CHL werden", erklärt er. Die deutschen Teilnehmer seien "unerlässlich für den Erfolg dieses Wettbewerbs". Baumann ist vor allem auf gute TV-Zahlen im Kernmarkt Deutschland angewiesen, damit das Produkt CHL im zweiten Jahr auf die Beine kommt.

Die erfolgreichen Auftritte des EHC München dürften Baumann also freuen. Und auch die Münchner haben Lust auf mehr bekommen: "Wir haben noch einen langen Weg vor uns", sagt Jackson. Seine Spieler sind darauf eingestellt, dass in der K.o.-Runde, die am 22. September mit dem Hinspiel im Sechzehntelfinale beginnt, "brutale Kaliber" (Uli Maurer) und "Kracher" (aus den Birken) auf sie zukommen werden. Für Aufsehen könnte aber auch der EHC sorgen - und zwar auf dem Transfermarkt. Trotz der starken Leistungen von Danny aus den Birken macht der Name des deutschen Nationaltorhüters Rob Zepp, der vergangenes Jahr noch in der NHL gespielt hat, als möglicher Münchner Zugang weiterhin die Runde. Jackson wollte die Gerüchte am Freitag nicht wirklich kommentieren, sagte aber: "Jeder weiß, dass Rob auf dem Markt ist." Jackson hat in Berlin lange und erfolgreich mit dem 33-jährigen Torwart zusammengearbeitet. Ob bald Zepp in München tanzt?

© SZ vom 30.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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