Eishockey:Noch eine Pointe

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Erst jubeln, dann die Ostertage genießen und auf den Finalgegner warten: Die Adler Mannheim bezwangen im Halbfinale Wolfsburg. (Foto: imago/Eibner)

Die Adler Mannheim drehen erneut ein 0:3 gegen Wolfsburg und stehen im DEL-Finale. Mit Trainer Geoff Ward gelang Gesellschafter Daniel Hopp ein Glücksgriff.

Von Tobias Schächter, Mannheim

"So etwas erlebt man nur einmal im Leben", sagt Daniel Hopp. Auch am Tag nach dem Finaleinzug gegen die Grizzly Adams aus Wolfsburg steht der Geschäftsführer und Gesellschafter der Adler Mannheim im Bann der Ereignisse. Was seine Mannschaft in der denkwürdigen Halbfinalserie aufgeführt hatte, empfand Hopp "teilweise als surreal". Als wollten sie einen Witz machen, lagen die Adler am Donnerstagabend in Wolfsburg schon zum dritten Mal in dieser Serie 0:3 gegen die Niedersachsen zurück, diesmal nach zwei Dritteln. Dennoch drehten sie ein verloren geglaubtes Spiel durch einen furiosen Schlussakkord erneut - und machten durch den 5:3-Erfolg, dem vierten Sieg im vierten Spiel, den Endspieleinzug perfekt.

Wer Gegner der Adler im ersten Finalspiel am Freitag in Mannheim sein wird - Ingolstadt oder Düsseldorf -, ist Hopp noch egal: "Ich stehe bestimmt über Ostern unter dem Eindruck dieser unglaublichen Spiele." Die Halbfinalserie schürt die Euphorie in Mannheim, seit 2007 warten die Fans auf den Titel. Hopp sagt: "Der unbändige Siegeswille dieser Mannschaft kommt nicht von ungefähr."

Es hat sich ja auch einiges geändert vor dieser Saison in Mannheim, nach dem bleiernen Ende der Ära Harold Kreis und dem verzweifelten Versuch, mit Trainer-Oldie Hans Zach zu retten, was nicht mehr zu retten war. Die Art und Weise, wie die Adler in den letzten beiden Jahren jeweils im Viertelfinale der Playoffs ausgeschieden sind, enttäuschte Fans und Vereinsführung tief. Mit dem neuen Trainer Geoff Ward, 52, gelang den Badenern ein Glücksgriff.

Ward ist ein moderner Head Coach, viel mehr Analytiker als Bauchmensch und mit der Auszeichnung gekommen, den Stanley-Cup als Assistenztrainer der Boston Bruins 2011 gewonnen zu haben. Am Gewinn der wichtigsten Trophäe im Eishockey beteiligt gewesen zu sein, verlieh dem Kanadier Autorität. Und mit seinem offensiven Ansatz überzeugte er die Profis schnell. "Ich bin froh, dass er an der Bande steht", sagt Daniel Hopp. Die Trainer hätten es geschafft, die Mannschaft, die schon die Hauptrunde dominierte, auf den Punkt topfit in die Playoffs zu schicken: "Das Trainerteam lebt den Siegeswillen und das Selbstvertrauen in jeder Situation vor, egal, wie es läuft."

Doch nicht nur die Wahl des Trainerteams dokumentierte einen Neuanfang. "Wir haben die Kabine umgebaut, dort die Raumaufteilung geändert, um auch den langjährigen Spielern zu zeigen, dass wir die Vergangenheit hinter uns lassen", erzählt Hopp. Auch das Trauma des verlorenen Endspiels 2012 gegen die Eisbären Berlin verlangte nach einer Reaktion. Mannheim galt als Standort, an dem die Profis gut verdienen können, oft aber fehlte auf dem Eis der letzte Biss.

Das ist in dieser Saison anders, auch weil bei der Besetzung der Ausländerpositionen alles passt. An der Seite der ehemaligen NHL-Profis Glen Metropolit und Jamie Tardif gelang vielen jungen Spielern eine Leistungssteigerung. Die Stürmer Matthias Plachta und Frank Mauer oder die Verteidiger Denis Reul und Sinan Akdag profitierten von der Professionalität der Routiniers aus Kanada. Ein Plus ist auch die Tiefenstärke des Kaders, Nationalspieler wie Christoph Ullmann und Kai Hospelt spielen im vierten Sturm.

In Mannheim träumen viele vom Beginn einer neuen Ära. "Wir haben noch nichts erreicht", sagt Hopp. Seit 20 Jahren lebt der Sohn des SAP-Gründers Dietmar Hopp mit den Adlern. Anfangs noch Fan des Mannheimer ERC, wurde der 1980 geborene Daniel Geschäftsführer der Adler und der SAP-Arena, in der die Adler ebenso ihre Heimspiele austragen wie die Handballer der Rhein-Neckar-Löwen. Hopp jr. ist auch Gesellschafter der Löwen und wird diese Position einmal als Nachfolger seines Vaters auch bei den Fußballern der TSG Hoffenheim übernehmen. Ohne die Finanzkraft und die Leidenschaft der Hopps gäbe es in der Rhein-Neckar-Region wohl keinen Spitzensport mehr. Als erster Fan musste er zuletzt manche Enttäuschung verkraften. Dass der siebte Meistertitel der Klubgeschichte 2015 mit dem zehnjährigen Bestehen der SAP-Arena zusammenfallen könnte, wäre eine Pointe, die Hopp gefallen würde.

© SZ vom 04.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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