Eishockey:Gefallene Actionhelden

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Die Düsseldorfer EG verpasst nach einer schwachen Saison und einem gefühlsintensiven Karnevalsabend so gut wie sicher die Playoffs in der DEL. Nun steht der lange unantastbare Trainer Christof Kreutzer in der Kritik.

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Banges Warten ist nicht gerade die Lieblingsbeschäftigung von Eishockeyspielern. In ihren Rüstungen sind sie dafür prädestiniert, in Banden zu krachen, Gegner zu checken, aufs Eis zu stürzen. Sie sind Actionhelden, und wenn sie nach all der Action verschwitzt und helmlos auf schmalen Holzbänken in der Kabine sitzen und auf das Ergebnis eines relevanten Konkurrenzteams warten, weil ihre weitere Saison davon abhängig ist, dann fühlen sie sich einfach nicht in ihrem Element.

Den Eishockeyspielern der Düsseldorfer EG ist das am Freitagabend genau so ergangen. So gut wie am Ende einer verkorksten Saison warteten sie in ihrer Kabine bange auf Zahlen aus dem fernen Straubing, und als diese Zahlen zum Nachteil der Düsseldorfer eintrafen, flogen Flüche durch die Kabine. Nun war so gut wie klar, dass die Saison der DEG am Sonntag mit dem Heimspiel gegen Augsburg endet und dass die Spieler danach ihren Urlaub antreten können statt in die Playoffs zu dürfen. "In der Kabine hängen jetzt die Köpfe", berichtete Bernhard Ebner, und das war dann auch die prägnante Quintessenz dieser Saison beim Traditionsverein in Düsseldorf.

51 Saisonspiele hat die DEG absolviert, 153 Punkte hätte sie holen können, aber weil es bloß 61 sind, saßen die Spieler am Freitagabend nach ihrem 2:1-Sieg gegen Krefeld bang in der Kabine. Straubing hätte gegen Schwenningen in der regulären Zeit verlieren müssen, dann hätte Düsseldorf an diesem Sonntag noch realistische Chancen besessen, den Niederbayern am letzten Spieltag den zehnten Platz und damit das letzte Playoff-Ticket wegzuschnappen. Die Düsseldorfer hätten eine schwache Spielzeit noch retten können, doch Straubing schoss 38 Sekunden vor Schluss gegen Schwenningen den Ausgleich und sicherte sich so einen entscheidenden Punkt. "Soll jetzt bloß keiner denken, wir hätten die Playoffs verpasst, weil Schwenningen kurz vor Schluss noch den Ausgleich kriegt - das haben wir im Laufe der Saison schon selbst verbockt", sagte Ebner.

Trotz der Misere stellt die DEG die viertmeisten Zuschauer pro Partie

Der Begeisterungsgrad des Düsseldorfer Eishockey-Publikums lässt sich ganz gut daran messen, in welcher Lautstärke sie vor dem Spielbeginn das Altbierlied mitsingen. Intonieren sie die entrüstete Frage "Wo bleibt unser Altbier?" aus voller Brust, dann sind sie tendenziell recht zufrieden. Vor der vorletzten Saisonpartie gegen den Nachbarn aus Krefeld wurde gut mitgesungen, was daran lag, dass die DEG vier ihrer vorangegangenen fünf Spiele gewonnen hatte.

Dass beim Altbierlied so redlich mitgesungen wurde, könnte aber freilich auch am Karneval gelegen haben. Im Publikum standen allerhand Clowns, Bären und rosa Schweinchen, in der närrischen Hoch-Zeit brauchen sie nicht zwingend DEG-Siege zum Glücklichsein. Karneval und ein Sieg über Krefeld sind zwar eine sehr beliebte Kombination, aber nach dem Spielende war dann auch schnell klar, dass Düsseldorf erstmals seit 2014 die Playoffs versäumt.

Man wird in der kommenden Saison einen neuen Anlauf nehmen, aber die Mannschaft, die der Trainer Christof Kreutzer dann ins Rennen schickt, wird sich vermutlich stark verändern. Sie wird jedoch weiterhin auf treue Fans zählen dürfen. Auch in dieser Saison stellte die DEG in der Deutschen Eishockey Liga hinter Köln, Berlin und Mannheim mit etwa 7700 Besuchern pro Partie die viertmeisten Zuschauer. Dieser Liebesschwur ist es ja auch, der die Stadt mit allen ihr verfügbaren Mitteln dazu bewogen hat, die auch wirtschaftlich bisweilen schlingernde DEG hartnäckig am Leben zu halten.

Trainer Kreutzer rückt unter den Fans in die Kritik

Und doch schmerzt das Versäumen der Playoffs die Kundschaft diesmal spürbar, was auch daran zu erkennen war, dass dem zuvor sehr beliebten Trainer Kreutzer diesmal in Foren und Blogs im Internet allerhand Kritik entgegenschlug. Der Lokalheld wurde hauptverantwortlich gemacht dafür, dass der fortgegangene Virtuose Ken-André Olimb nicht adäquat ersetzt wurde, dass Qualitätsspieler wie Norm Milley, Rob Collins, Adam Courchaine oder Alexander Barta ihr Niveau nicht erreichten - ja offenbar sogar dafür, dass Tim Conboy, Daniel Kreutzer, Bernhard Ebner oder Stephan Daschner lange verletzt ausfielen. Der Kader erwies sich mit seinen im Schnitt fast 30 Jahren als zu alt, und auch der in der vergangenen Saison noch als Held gefeierte Torwart Mathias Niederberger erwischte eine maue Saison.

"Wir haben in der Endphase der Saison gesehen, was wir können - oder könnten - oder hätten können", sagte der niedergeschlagene Bernhard Ebner am Freitagabend auf der missmutigen Suche nach passenden Konjunktiven. "Die Liga ist sehr ausgeglichen, leider. Jedes Jahr trifft es eine Mannschaft unerwartet - und diesmal hat es uns erwischt." Ebner wirkte gefasst, das bange Warten hatten sie da ja schon hinter sich.

© SZ vom 26.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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