Eishockey:Ganz eklig

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Wieder mal Mann des Abends: Nürnbergs Philipp Dupuis (links) hat gegen Berlin um Torwart Petri Vehanen bereits sein siebtes entscheidendes Tor erzielt. (Foto: Engler/imago/Nordphoto)

Die Nürnberg Ice Tigers stehen punktgleich mit München an der Tabellenspitze der DEL - dank eines Stürmers.

Von Christian Bernhard

Ohne Nachfrage ging es in diesem Fall nicht. "Wie bitte?", entgegnete Philippe Dupuis dem Kommentator, der ihn gefragt hatte, ob er sich zur Feier des Tages ein Bier gönnen werde. Nein, nein, sagte der Angreifer der Nürnberg Ice Tigers zu Telekom, "viel Wasser." Er sei ja leicht erkrankt, so wie "alle boys". Gut gelaunt war Dupuis am Dienstagabend trotzdem, schließlich hatte er soeben das Spitzenspiel der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gegen die Eisbären Berlin mit seinem 3:2-Treffer in der Verlängerung entschieden. Damit stehen die Franken weiterhin punktgleich mit dem EHC Red Bull München an der Tabellenspitze, einen Zähler dahinter lauern die Eisbären.

Dass die Partie durch ein Treffer von Dupuis entschieden wurde, war kein Zufall. Der 32-Jährige hat bereits sieben spielentscheidende Treffer in dieser Saison erzielt, kein anderer DEL-Spieler kann mehr sogenannte "Gamewinner" vorweisen. Martin Jiranek schätzt Dupuis nicht nur deshalb. Für Nürnbergs Sportdirektor ist der Center seit seinem ersten Tag in Nürnberg eine "herausragende Persönlichkeit", die über einen "unbändigen Siegeswillen" verfüge. Und die eben dazu gerne Tore und Vorlagen sammelt. Dupuis, der in den vergangenen zwei Jahren kein Hauptrundenspiel verpasst hat, ist mit zwölf Treffern und zwölf Assists Nürnbergs bester Scorer. Der Lohn: Sein Vertrag wurde erst kürzlich bis 2020 verlängert.

In 33 Spielen verließ Nürnberg nur sechsmal punktlos das Eis

Charakteristisch für die Ice Tigers in dieser Saison ist aber vor allem ihre Defensivstärke. Trainer Rob Wilson vertraut besonders auswärts auf ein defensives System, was schwer zu knacken ist. Eisbären-Stürmer Martin Buchwieser erklärte nach der knappen Niederlage, Berlin habe sich unglaublich schwer getan, weil die Nürnberger "einfach hinten drin stehen und nicht viel fürs Spiel machen". Dagegen zu spielen sei ganz eklig. Buchwieser verhehlte nicht, kein Freund dieser Taktik zu sein. Er glaube, es sei "nicht schön anzuschauen, wenn nur eine Mannschaft versucht, Eishockey zu spielen". Es ist aber erfolgreich. Nürnberg ist das DEL-Team mit den wenigsten Niederlagen nach 60 Minuten, in 33 Spielen verließen die Franken das Eis nur sechsmal ohne Punkte.

Besonders den direkten Konkurrenten um Platz eins schmeckt diese Taktik nicht. Die Nürnberger haben alle fünf Saisonspiele gegen Meister München und Berlin gewonnen und dabei zwölf Punkte geholt. Zum Vergleich: München sammelte im Dreiervergleich fünf Zähler, Berlin gar nur vier. "Am Ende ist es wichtig, dass wir als Mannschaft funktionieren. Und das gelingt uns momentan sehr gut", sagte Kapitän Patrick Reimer. Seine derzeitige Devise ("Wir wollen nicht in Schönheit sterben, sondern konsequent spielen") wird derzeit sehr gut umgesetzt.

Die pragmatische Herangehensweise ist auch der personellen Situation geschuldet. In Steven Reinprecht, David Steckel und Brett Festerling fehlen aktuell drei wichtige Spieler verletzungsbedingt. "Drei unserer Anführer", sagt Wilson. Der 41-Jährige Reinprecht, der am 1. Dezember sein letztes Spiel bestritten hatte, wurde am Dienstag am Rücken operiert und fällt laut Klubangaben bis nach der Olympiapause im Februar aus. Geplant sei, dass der Angreifer in den letzten beiden Hauptrundenspielen wieder zum Einsatz kommt. Steckel und Festerling werden dagegen voraussichtlich schon im Heimspiel gegen Mannheim am 26. Dezember wieder mitspielen. "Wir müssen eng und diszipliniert spielen", betonte Wilson.

Da trifft es sich gut, dass die Ice Tigers weiterhin die beste Defensive der Liga (73 Gegentore in 33 Spielen) haben und sich derzeit auf eine Qualität verlassen können, die in Trainerkreisen sehr hoch geschätzt ist: Sie gewinnen ihre knappen Spiele - vier ihrer vergangenen fünf Siege feierten sie mit nur einem Tor Unterschied. Eine weitere große Stärke sollte den Nürnbergern nun im letzten Spiel vor Weihnachten zugute kommen. Nachdem sie in den vergangenen drei Wochen nur ein Heimspiel aber gleich fünf Auswärtsspiele bestritten haben, empfangen sie am Freitagabend die Düsseldorfer EG (19.30 Uhr) in ihrer Arena. Mit einem torhungrigen Philippe Dupuis - und der besten Heimstatistik der Liga.

© SZ vom 22.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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