Eishockey:Einfach spielen

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Berlins Micki DuPont (l.) versucht Ingolstadts Petr Taticek den Puck abzujagen. Trotz der 2:5-Niederlage bleiben die Eisbären Tabellenführer. (Foto: imago/Eibner)

Der ERC Ingolstadt gewinnt dank eines furiosen Schlussdrittels mit 5:2 bei Tabellenführer Eisbären Berlin. Seit dem Trainerwechsel läuft es bei den Oberbayern - schnörkellos.

Von Christian Bernhard

Jubiläen sind eine feine Sache - besonders, wenn man sie selbst noch spezieller macht. Brandon Buck hat am Freitagabend sein 100. Spiel in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) bestritten und sich zur Feier des Tages selbst reich beschenkt: Der kanadische Angreifer schoss den ERC Ingolstadt mit seinen drei Treffern im Schlussdrittel zum 5:2-Sieg bei Tabellenführer Eisbären Berlin. "Großartig" sei das für die Mannschaft gewesen, erklärte Buck hinterher, "wir haben im letzten Drittel gespürt, dass wir noch etwas im Tank haben."

Seine Leistung wollte er nicht zu hoch hängen: "Ich bin zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort gewesen", sagte er bescheiden. Die Lobesarien übernahmen andere, Ex-Eisbären-Kapitän Sven Felski sprach zu Recht von einer "Brandon-Buck-Show im letzten Drittel". Durch den Sieg zog Ingolstadt in der Tabelle an den Kölner Haien und den Augsburger Panthern vorbei und ist nun als Neunter mit 59 Punkten wieder auf einem Pre-Playoff-Rang, allerdings liegen die Hamburg Freezers als Zwölfter nur drei Punkte dahinter.

Nach einem katastrophalen Start musste der Trainer gehen

Für den Meister von 2014 und Vorjahresfinalisten geht es in dieser turbulenten Saison immer noch darum, die Playoffs überhaupt erst zu erreichen. Nach dem katastrophalen Start, als der ERC lange im Tabellenkeller feststeckte, musste Trainer Emanuel Viveiros, der das Amt von seinem vorherigen Cheftrainer Larry Huras im Sommer übernommen hatte, im November gehen. Die Mannschaft zweifelte damals an sich selbst, Interimstrainer Heiß wies darauf hin, dass man Selbstvertrauen nicht an der Tankstelle oder beim Supermarkt an der Ecke kriege.

Ende November übernahm Kurt Kleinendorst, der Ende der 80er-Jahre für den ERC in der Oberliga gespielt hatte. Der 55-jährige US-Amerikaner setzte seinen Schwerpunkt auf die Defensive und stabilisierte so Schritt für Schritt die verunsicherte Mannschaft. Das Spiel einfach halten, so lautet die neue Losung bei den Ingolstädtern. Als "relativ einfach, aber klar und aggressiv" beschreibt Kapitän Patrick Köppchen die Spielweise, "wir wollen dem Gegner keine Luft lassen und ihn früh stören, um viel Zeit im Angriffsdrittel zu verbringen", erklärt er.

Kleinendorst hilt im Schnitt doppelt so viele Punkte geholt wie sein Vorgänger

Das gelang in Berlin bei den Toren zum 2:2 (Brandon McMillan, 38.) und 4:2 (Buck, 48.) anschauungsmäßig. Schnörkeleien seien nicht erwünscht, betont Köppchen, es gelte, den klaren und schnellen Weg nach vorne zu finden. Der Treffer zum 3:2 (41.), als Buck mit viel Tempo im eigenen Drittel startete, ist ein Beispiel dafür. "Wir sind auf dem richtigen Weg", sagte Kleinendorst in Berlin. Unter Kleinendorst hat der ERC im Schnitt doppelt so viele Punkte geholt wie unter Viveiros (1.9 zu 0.95), der Gegentorschnitt fiel um 0.8 pro Partie. Anders als Viveiros stehen Kleinendorst aktuell aber auch alle Spieler zur Verfügung. Wie schon in den Spielen zuvor musste auch in Berlin ein überzähliger Ausländer auf der Tribüne Platz nehmen, dieses Mal traf es Angreifer Danny Irmen, da Verteidiger Brian Salcido, der vor der Saison als Defensiv-Königstransfer des ERC galt, nach drei Spielen Pause wieder zum Zug kam.

Der größte Faktor ist aber nicht erst seit dem Berlin-Spiel Buck. Der 27-Jährige, der vom ERC im Sommer mit einem Fünf-Jahres-Vertrag ausgestattet worden war, um den Avancen der Konkurrenz frühzeitig einen Riegel vorzuschieben, hatte die ersten zehn Ligaspiele verletzungsbedingt verpasst und war erst Mitte Oktober in den Liga-Alltag eingestiegen. In den 31 Partien seitdem hat er 36 Scorerpunkte gesammelt (15 Tore, 21 Vorlagen). Für Felski ist der Kanadier ein "genialer" Spieler, was man schon daran erkenne, "wie er die Scheibe annimmt." Köppchen schloss sich den Lobeshymnen an. Buck sei einer der besten Schlittschuhläufer der Liga, verfüge über "unglaubliche" Scoringqualitäten und habe in Berlin neben den Toren auch andere wichtige Situationen hervorragend gelöst, betonte der Verteidiger.

Ein Buck in Hochform dürfte schon am Sonntag wieder gefragt sein. Dann empfängt der ERC im ersten von drei Heimspielen in Serie die Grizzlys Wolfsburg (16.30 Uhr), gegen die er die vergangenen sieben Heimspiele und die drei Duelle in dieser Saison allesamt verloren hat. Buck aber scheint bereit zu sein, die Serie zu beenden. Der Kanadier wollte Freitagnacht nichts von Feierlichkeiten wissen, sein einziger Wunsch war, auf der langen Heimfahrt im Bus "so viel Schlaf wie möglich" zu erwischen.

© SZ vom 31.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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