Eishockey:Ein bisschen Härte

Lesezeit: 3 min

Staunt vielleicht selbst über die Münchner Torgefahr: Dominik Kahun bejubelt den zweiten von fünf Treffern, dank denen der EHC gegen Mannheim ins Eishockey-Finale vorrückt. (Foto: dpa)

Klare Angelegenheit zum Abschluss einer hitzigen Serie: Titelverteidiger EHC München bezwingt die Adler Mannheim im fünften Playoff-Halbfinalspiel mit 5:0 und zieht zum dritten Mal in ein Endspiel um die deutsche Eishockey-Meisterschaft ein.

Die Geste war unmissverständlich. Und das dazu gesprochene Wort ebenso. Vehement führte Keith Aucoin seine Hände vor seinem Bauch nach außen und rief dabei zweimal "end". Schluss, aus, vorbei. Zu diesem Zeitpunkt war am Freitagabend noch nicht einmal die Hälfte des fünften Playoff-Halbfinalspiels zwischen dem EHC Red Bull München und den Mannheimer Adlern gespielt, doch es war schon klar, dass Titelverteidiger München zum dritten Mal das Finale um die deutsche Eishockey-Meisterschaft bestreiten wird. Aucoins Torjubel war nämlich der fünfte des Abends, München führte nun 5:0. Am Ende beließ es der EHC bei jenem 5:0 (3:0, 2:0, 0:0) und entschied damit die Best-of-7-Serie mit 4:1-Spielen für sich.

Die offensive Ausrichtung der Mannheimer wird schon nach 45 Sekunden bestraft

"Heute war nicht unser Tag", erklärte Adler-Angreifer Christoph Ullmann. Eine hitzige und emotionale Serie endete damit einem deutlichen Münchner Abschluss-Sieg, der Münchens National-Torhüter Danny aus den Birken besonders gefiel: Der Silbermedaillengewinner von Pyeongchang schaffte mit 33 Paraden sein erstes Zu-Null-Spiel in den aktuellen Playoffs.

Mannheims Devise vor der Partie ("Jetzt bleibt uns nur noch die Flucht nach vorne", Ullmann) war schon nach 45 Sekunde zerbröckelt. Als vier Münchner zum Wechsel fuhren, lief Mads Christensen ins Adler-Drittel und bezwang Gäste-Torhüter Dennis Endras mit einem Schlenzer über die Fanghand. Das Spiel bestimmten auch danach die Münchner, wirklich gefährliche Mannheimer Torchancen gab es im Startdrittel nicht. Stattdessen kassierten die Adler die erste Strafzeit der Partie - und der EHC schlug zu. Kurz bevor Chad Kolarik, der Patrick Hager bei einem kleinen Gerangel vor dem Mannheimer Tor ins Gesicht geschlagen hatte, von der Strafbank zurück kam, ließ Endras wie schon am Mittwoch in Spiel vier einen zentralen Schuss auf seinen Körper passieren. Andreas Eder hatte ihn abgegeben, der EHC führte 2:0 (13.).

Für Endras war das Spiel damit beendet, sein Trainer Bill Stewart holte ihn vom Eis und brachte Ersatz-Goalie Chet Pickard. Der bekam auch gleich einiges zu tun und musste noch vor der ersten Drittelpause erstmals hinter sich greifen: Dominik Kahun bezwang ihn nach Pass von Frank Mauer (19.). "0:3 ist schon hart", sagte Mannheims Nationalspieler Sinan Akdag nach dem Startdrittel. "Aber es kann noch viel passieren, wir müssen jetzt mental ein bisschen stärker sein."

Das schien in den ersten Minuten des Mitteldrittels zu gelingen. Mannheim machte mehr Druck und schnürte den Meister kurzzeitig sogar in dessen Drittel ein. Große Torchancen erspielten sich die Adler aber nicht, da München konzentriert und konsequent vor Danny aus den Birken verteidigte. Vor dem gegnerischen Tor blieb der EHC auch im zweiten Drittel eiskalt: Defensivspezialist Keith Aulie brachte die Scheibe links von der Bande vors Tor, wo sie am kurzen Pfosten zum 4:0 durchrutschte (25.). Fünf Minuten später war die Partie nach Aucoins Treffer entschieden. "Es ist was anderes, als die Spiele davor", sagte Eder, der das erste Playoff-Tor seiner Karriere erzielt hatte, nach dem Mitteldrittel. "Mannheim versucht, ein bisschen offensiver zu spielen, das konnten wir gut ausnutzen." Durch das klare Ergebnis wich auch die Härte aus dem Spiel. Es sei zwar immer noch hart, meinte Eder, aber es werde von beiden Mannschaften weniger mit dem Schläger gearbeitet.

Die Münchner haben nun eine Woche Zeit, um sich auf die Finalserie vorzubereiten

Jerome Flaake erzielte fast noch den sechsten Treffer, sein Schuss klatschte aber an die Querlatte (35.). Auf der anderen Seite des Eis hielt aus den Birken seinen Kasten gegen den direkt vor ihm postierten Mannheimer Kapitän Markus Kink sauber (38.). Im Schlussdrittel verteidigte der Meister souverän Mannheims erstes Überzahlspiel, ehe in Minute 48 erstmals "Finale, ooh"-Gesänge durch die mit 6142 Besuchern ausverkaufte Münchner Olympia-Eishalle hallten. Die letzten Minuten plätscherten vor sich hin.

Die Münchner haben nun eine Woche Zeit, sich auf das Finale vorzubereiten. Gegen wen sie antreten, ist noch offen - die Eisbären Berlin sind nach dem 5:4-Heimsieg gegen Nürnberg aber nur noch einen Sieg vom Endspiel entfernt. Nach Spiel fünf führen sie in der Serie 3:2, mit einem Erfolg am Sonntag in Nürnberg (15 Uhr) würden auch sie ins Finale rücken.

© SZ vom 07.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: