Eishockey:Die Problemlöser

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Das Gesicht der wieder erstarkten Adler: Mannheims Christoph Ullmann. (Foto: Krieger/imago)

Mannheim steht nach einer Mini-Krise wieder an der Spitze der DEL. Dies haben sie Angreifer Christoph Ullmann und Trainer Greg Ireland zu verdanken.

Von Christoph Bernhard, Mannheim/München

Christoph Ullmann ist ein gern gesehenes Gesicht des deutschen Eishockeys, der Angreifer der Adler Mannheim ist freundlich, zugänglich und immer für einen witzigen Spruch zu haben. Seine Auftritte bei den Meisterfeierlichkeiten der Adler im Mai, inklusive Helene Fischers "Atemlos"-Imitation, genießen in Mannheim fast schon Kultstatus. Auf dem Eis sehen ihn derzeit allerdings nur seine Teamkollegen und Fans gerne. Am Freitagabend besiegten die Adler in ihrer erstmals in dieser Saison ausverkauften Arena die Kölner Haie mit 3:0 und feierten damit den achten Sieg in Serie, wodurch sie ihre Tabellenführung in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) verteidigten. Für Ullmann, der das 1:0 erzielte, war es sein elftes Spiel in Serie, in dem er mindestens einen Scorerpunkt sammelte; elf Tore - und damit bereits eines mehr als in der kompletten Vorsaison - hat er nun schon auf seinem Konto. "Wir stehen da, wo alle Mannschaften stehen wollen und sind wieder die Gejagten", betonte er.

Peppi Heiß macht den Schubert

Davon kann Mannheims Finalgegner der vergangenen Saison, der ERC Ingolstadt, nur träumen. Die Oberbayern, die zu Beginn der Saison zusammen mit den Adlern kriselten, sind weiterhin Tabellenletzter und reagierten am Samstag auf die katastrophale Tabellensituation: Cheftrainer Emanuel Viveiros wurde nach der 2:5-Heimpleite gegen die Iserlohn Roosters entlassen, am Sonntag wird Co-Trainer Joseph Heiß an der Bande stehen - nach Klubangaben "übergangsweise". Peppi Heiß also macht den Schubert, und wer weiß, was daraus wird. "Ab sofort befinde ich mich auf der Suche nach einem neuen Headcoach", sagte Sportdirektor Jiri Ehrenberger. So hatte sich beim Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach Sportdirektor Max Eberl auch geäußert - ehe Übergangstrainer André Schubert von Sieg zu Sieg eilte, um schließlich an diesem Freitag einen Cheftrainervertrag zu erhalten.

Ullmann hingegen ist das Gesicht der wieder erstarkten und erfolgreichen Adler. Vor rund fünf Wochen steckten sie noch in den hinteren Tabellenregionen fest, hatten fünf ihrer ersten acht Liga-Spiele verloren. "Vielleicht waren wir zu satt", räumte Kapitän Marcus Kink damals ein. Das ganze Team habe zu Beginn unterschätzt, "was wir tun müssen, um wieder erfolgreich zu sein", sagte Assistenztrainer Craig Woodcroft. Trainer Greg Ireland, der den im Juni überraschend nach Nordamerika abgewanderten Meister-Coach Geoff Ward ersetzte, wackelte bereits. Die Adler aber blieben ruhig - und zogen sich selbst aus der Misere.

Irelands Ansage während der Krise ("Die meisten Menschen sind entweder Problemmacher oder Problemlöser. Ich gehöre zur zweiten Kategorie") scheint sich zu bewahrheiten. Die Mannschaft spiele momentan gutes Eishockey und habe sich "das Selbstvertrauen geholt, das uns zu Saisonbeginn ein wenig gefehlt hat", betont Sinan Akdag. Das belegen die Statistiken. Mannheims Überzahl- (23 Tore, Erfolgsquote von 27 Prozent) und Unterzahlspiel (neun Gegentore, Erfolgsquote von 92 Prozent) sind mit großem Abstand Topwert in der Liga, dazu kommen der zweitbeste Angriff (56 Treffer) und die zweitbeste Abwehr (41 Gegentore).

Endras gelingt das vierte Zu-Null-Spiel

Großen Anteil daran trägt Nationaltorhüter Dennis Endras, der seit Wochen in bestechender Form ist und alle relevanten Torhüterstatistiken anführt. Das 3:0 gegen Köln etwa war schon sein viertes "Zu-Null-Spiel" in dieser Saison, nur Nürnbergs Andreas Jenike (zwei) kann mehr als eines vorweisen. Endras und seine Vorderleute machen derzeit einen überragenden Defensivjob, in den letzten acht Spielen kassierten die Mannheimer nur einmal mehr als einen Gegentreffer - dabei haben wichtige Spieler wie Königstransfer Marcel Goc (erst zwei Spiele), Dennis Reul (drei) oder Kapitän Kink (fünf) verletzungs- und sperrenbedingt erst wenige Spiele absolvieren können.

Am Sonntag gastieren die Adler beim EHC München (16.30 Uhr), der vor der Saison auch zu den großen Meisterschaftsanwärtern gezählt wurde und dies am zweiten Spieltag durch einen 4:2-Erfolg über die Adler bekräftigt hatte. Mittlerweile sind die Münchner aber Tabellenneunte und auf der Suche nach jenem Rezept, das die Adler derzeit hoch fliegen lässt. "Für Erfolg braucht es einfach die richtige Mischung aus Anspannung und Lockerheit", erklärt Mannheims Kai Hospelt. "Die haben wir mittlerweile gefunden."

© SZ vom 15.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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