Eishockey:Der simple Puck

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Mit einfachen Mitteln hat Ingolstadts neuer Trainer Kurt Kleinendorst die Defensive des Vorjahreszweiten stabilisiert. Der Lohn: Zwei Siege in Serie, darunter ein Derby-Erfolg gegen München.

Von Christian Bernhard, Ingolstadt

Alexander Bartas Einfluss auf die aktuelle Saison der Deutschen Eishockey Liga (DEL) hat sich bisher stark in Grenzen gehalten. Die Leistungen des 32-jährigen Angreifers waren größtenteils so wie die seines Arbeitgebers ERC Ingolstadt: schwach. Nur drei Tore und neun Scorerpunkte hatte der technisch versierte Barta in den ersten 23 Saisonspielen verbucht, womit er zu einem Gesicht der Ingolstädter Krise wurde. Der Vorjahreszweite dümpelt ja immer noch im Tabellenkeller herum, kürzlich hat er sich von seinem Trainer Emanuel Viveiros getrennt. Doch es scheint aufwärts zu gehen - mit Barta und dem ERC. Am Freitagabend gab es in Spiel 24 der Saison einen 4:2-Derby-Heimsieg gegen den EHC München, an dem Barta mit einer sehenswerten Torvorlage und einem Treffer erheblichen Anteil hatte. "Wir haben um jeden Zentimeter gekämpft", erklärte der Profi hinterher, "es ist schön, endlich dafür belohnt zu werden." Ingolstadts neuer Cheftrainer Kurt Kleinendorst lobte die "herausragende" kämpferische Einstellung seines Teams.

Für den ERC war es im dritten Spiel unter Kleinendorst der zweite Sieg in Serie, bei beiden verbuchte Barta zwei Scorerpunkte. Jeder wisse, "dass ich mit meiner Leistung bisher auch noch nicht zufrieden bin und noch nicht da bin, wo ich hinwollte", sagte Barta, der sich unter Kleinendorst auf einem guten Weg sieht. "Der Trainerwechsel hat mir persönlich auch gut getan", erklärte er. Kleinendorst habe es geschafft, "der Mannschaft ein Gesicht zu geben". Das betrifft besonders die Defensivarbeit. Kleinendorst hat in seiner kurzen Amtszeit merklich die Abwehr stabilisiert. Der ERC hat zwar immer noch die zweitmeisten Gegentore der Liga auf seinem Konto, in den drei Spielen unter dem neuen Trainer waren es aber nur sechs und damit im Schnitt mehr als 1,5 weniger pro Spiel als zuvor. Es sei "sehr wichtig, dass wir hinten kompakt stehen und die Scheibe simpel rauskriegen", sagte Torhüter Timo Pielmeier, das habe die Mannschaft in den vergangenen drei Spielen ziemlich gut gemacht.

Zu viele Pässe, zu wenige Schüsse

Die Ingolstädter hatten den Gästen aus München größtenteils die Spielkontrolle überlassen, standen defensiv aber sicher und gaben dem EHC "kaum Platz und Zeit" (Barta). Aus dieser defensiven Stabilität konterte der Meister von 2014 immer wieder schnell und gefährlich, was die Münchner vor große Probleme stellte. Ingolstadt habe einen "guten Job" gemacht, befand EHC-Trainer Don Jackson. Offensiv tat der ERC das, was München erst im Schlussdrittel schaffte: Er hielt das Spiel simpel und brachte die Scheiben zum Tor. "Das ist der Unterschied zu den letzten Wochen: Jetzt schießen wir einfach aufs Tor, statt noch einen schönen Pass zu probieren. Das geht meistens sowieso in die Hose", unterstrich Ingolstadts Co-Trainer Peppi Heiß. Jackson und sein Kapitän Michael Wolf, der mit seinem Unterzahltreffer zum 2:3 zu Beginn des Schlussdrittels für eine enge Schlussphase gesorgt hatte, die erst mit Bartas Überzahltor zum 4:2-Endstand 84 Sekunden vor der Sirene ein Ende fand, beklagten unisono, dass der EHC es nicht schaffte, die Scheibe regelmäßig dorthin zu bringen, wo sie am gefährlichsten ist: aufs Tor. Manchmal habe seine Mannschaft gepasst und gepasst, statt zu schießen, grummelte Jackson.

Dadurch scheiterte der EHC erneut beim Versuch, zwei Siege aneinanderzureihen. Die Ingolstadt-Partie war die elfte in Serie, in der sich Sieg und Niederlage abwechselten, zudem setzte es die sechste Freitags-Niederlage in Serie: Die Münchner haben es anscheinend verlernt, mit einem Erfolgserlebnis in das Spieltags-Wochenende zu starten. Auf der anderen Seite haben sie in der laufenden Spielzeit noch nie beide Wochenendpartien verloren - ein gutes Omen also für das Spiel am Sonntag gegen die Schwenninger Wild Wings, die vom ehemaligen Münchner Co-Trainer Helmut de Raaf trainiert werden und die in Will Acton (32 Scorerpunkte) und Damien Fleury (15 Tore) den punktbesten und den torgefährlichsten Spieler der Liga in ihren Reihen haben.

© SZ vom 06.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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