Eishockey:Defensiv stark

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Kurz durfte Außenseiter Bremerhaven davon träumen, eine Überraschung im Viertelfinale der Playoffs zu schaffen. Doch nach dem vierten Sieg im fünften Spiel hat der Meister aus München seine Klasse eindrucksvoll demonstriert.

Von Christian Bernhard

Die Größe Goliaths wird David oft erst bewusst, je näher er an ihn heranrückt. Diese Erfahrung hat das Eishockey-Team aus Bremerhaven in den letzten zehn Tagen gemacht. Seitdem lieferten sich die mit dem kleinsten Etat der Deutschen Eishockey Liga ausgestatteten Norddeutschen ein Playoff-Duell mit Liga-Krösus EHC RB München.

Wie es sich für einen David gehört, versuchte die Mannschaft von Trainer Thomas Popiesch, kürzlich zum DEL-Trainer des Jahres gekürt, dabei alles. Sie kämpfte, kratzte, biss - und schenkte dem Titelverteidiger nichts. Seit Freitagabend ist Bremerhavens Eishockey-Märchen aber zu Ende. München gewann Spiel fünf der Viertelfinalserie zuhause 4:1 (1:0, 1:0, 2:1) und damit die Best-of-seven-Serie mit 4:1. Der Meister kann sich nun bis zum 29. März erholen, dann beginnt für ihn das Halbfinale. Gegen wen, ist noch offen - sicher ist bisher nur, dass auch Mannheim und Berlin im Semifinale sind.

Münchens Trainer Don Jackson vertraute am Freitag demselben Kader, der die vorangegangenen Spiele gewonnen hatte. Bremerhaven musste auf Schlüsselspieler Jason Bast verzichten. Der Mittelstürmer hatte sich am Mittwoch nach einem Bandencheck von Münchens Verteidiger Keith Aulie eine Kopfverletzung zugezogen. Aulie wurde für das Foul nicht gesperrt, die DEL-Disziplinarkommission stellte das Verfahren ein.

Danny aus den Birken stand wieder im Münchner Tor

Auf dem Eis machte der EHC vor 5130 Zuschauern von Beginn an klar, dass er keine Lust hat, noch mal nach Bremerhaven zu reisen. Er übernahm das Kommando und erarbeitete sich gute Chancen. Anders als in den Partien zuvor stand München defensiv sicher - gute Bremerhavener Torchancen suchte man vergeblich. Als der Ex-Münchner Jan Urbas wegen eines Checks von hinten an Derek Joslin für zwei Minuten auf die Strafbank musste, schlug München zu: Yannic Seidenberg brachte die Scheibe zu Kapitän Michael Wolf, der sie per Direktabnahme über die Stockhand von Gäste-Goalie Tomas Pöpperle ins linke Kreuzeck hämmerte. Der Schuss war so hart, dass sich die Scheibe im Tornetz verfing und die Schiedsrichter den Videobeweis konsultierten, um sicher zu gehen, dass er im Tor gelandet war. "Wir müssen besser spielen", sagte Gäste-Verteidiger Nicolas B. Jensen vor dem Gang in die Kabine.

Der EHC war auch zu Beginn des Mitteldrittels die gefährlichere Mannschaft, doch die Gäste agierten nun mutiger und tauchten immer wieder vor Torwart Danny aus den Birken auf. Der beste Bremerhavener blieb aber Pöpperle, der wie schon in der gesamten Serie mehrmals stark parierte. So vereitelte er in Minute 32 einen Alleingang von Frank Mauer. Aus den Birken machte aber auch einen sehr sicheren Eindruck, seine beste Tat war die Parade gegen Urbas, der technisch stark durch die Münchner Defensive getanzt war (34.). Als der Außenseiter, der zwei Überzahlspiele ungenutzt ließ, nach einem langen EHC-Angriff die Scheibe nicht klären konnte, erhöhte Jason Jaffray mit einem Rückhand-Nachschuss auf 2:0 (38.).

"Das erste Tor hat schon ein bisschen Ruhe reingebracht", sagte Seidenberg vor der zweiten Pause, "das zweite war auch wichtig." Eine Prognose hatte der Nationalspieler auch noch auf Lager: "Dadurch, dass wir mit vier Angriffsreihen spielen, haben wir meistens den größeren Atem im dritten Drittel." Seidenberg sollte recht behalten. Markus Lauridsen (44.) und Frank Mauer (48.), der damit auch im fünften Playoffspiel dieser Saison traf, erhöhten auf 4:0 - Rylan Schwartz' Treffer zum 1:4 (53.) war nur noch Ergebniskosmetik. Der bayerische David war für den Nordsee-David einfach zu stark.

© SZ vom 24.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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