Eishockey:Ausgspuid

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Der EHC aus München setzt sich im Derby gegen die Augsburger Panther deutlich durch. Der Meister überrannte die Schwaben beim 6:2 regelrecht.

Von Johannes Schnitzler

Jubiläen sind eine anstrengende Sache, vor allem für den Jubilar. Michael Wolf weiß das. Der 35-Jährige hat in seiner Laufbahn einige runde Anlässe hinter sich gebracht. Aber noch nie dürfte der Kapitän des EHC München schon vor einem Spiel derart ins Schwitzen gekommen sein wie vor seinem 600. Einsatz in der Deutschen Eishockey Liga (DEL): erst den Meister-Banner hissen, dann das Wiesn-Playmate begrüßen, gemeinsam für das erste Bully posieren. Das Motto der Münchner ist nun mal Klotzen und nicht Kleckern. Und für das erste Heimspiel dieser Saison gegen die Augsburger Panther hatten sie sich offenbar einiges vorgenommen.

Wolf verrichtete seinen protokollarischen Dienst wie immer gewissenhaft und unaufgeregt. Das Derby war als Spitzenspiel des vierten Spieltags angekündigt, Zweiter gegen Vierter, und es sollte, wie immer, eine emotionale Angelegenheit werden. Nicht zuletzt weil Jon Matsumoto, vergangene Saison noch Topscorer der Panther, nun im Münchner Dress aufläuft. "Ich erwarte ein enges Spiel", sagte AEV-Stürmer Adrian Grygiel. Er sollte sich täuschen. Der Meister überrannte Augsburg beim 6:2 (1:0, 3:1, 2:1) regelrecht. "Wir haben mit viel Geschwindigkeit gespielt", notierte Nationalstürmer Dominik Kahun.

Die EHC-Fans hielten zu Beginn ein Spruchband in die Höhe: "O'gspuid is". Und tatsächlich machte München sofort Druck auf das von Jonathan Boutin gehütete AEV-Tor. Hafenrichter hatte die erste klare Chance für die Gäste, Mauer versuchte es für den EHC, doch weder Boutin noch Danny aus den Birken auf der anderen Seite gerieten in ärgere Not. In die brachte Matt Smaby den Meister in der 13. Minute, als er Thomas Holzmann zu Boden streckte, den ehemaligen Münchner, der im Februar einen Schädelbruch erlitten hatte. Smaby musste dafür vorzeitig vom Eis, doch seine Teamkollegen wehrten sich fünf Minuten lang in Unterzahl engagiert gegen das merkwürdig kraftlose Augsburger Powerplay - und konterten kühl. Matsumoto trieb die Scheibe in Höchstgeschwindigkeit vors Tor, legte quer auf Jerome Flaake, und der EHC führte 1:0 (19.).

Zu Beginn des zweiten Drittels hatten die Münchner mit zwei Mann mehr auf dem Eis die Chance, die Führung auszubauen. Nun wehrten sich die Augsburger. Zunächst. Doch kaum waren sie komplett, traf der EHC innerhalb von 56 Sekunden zum 2:0 durch Mads Christensen (nach klasse Vorarbeit von Kahun) und 3:0 durch Flaake (25.) - die Vorlage hatte abermals Matsumoto gegeben. Aufregend wurde es danach kaum noch. Boutin parierte gegen Matsumoto. Aus den Birken rettete gegen Holzmann. Jason Jaffray schlenzte den Puck aus dem Handgelenk zum 4:0 in den Winkel (36.). Augsburg hatte ausgspuid.

Zwar verkürzte David Stieler auf 1:4 (38.). Und hätte Aleksander Polaczek danach zum 2:4 und nicht die Latte getroffen, wer weiß. So aber schenkte Verteidiger Konrad Abeltshauser zum 5:1 (47.) nach, Flaake mit seinem dritten Tor (59.) ließ die Stimmung in der EHC-Kurve endgültig überschäumen: Tabellenführung. Arvids Rekis' 2:6 (59.) ging im Trubel unter.

Michael Wolf verlebte im Übrigen ein stilles Jubiläum. Seine Pflicht war längst getan.

© SZ vom 26.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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