Doping:Alleingang

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Die Evaluierungskommission zur Freiburger Sportmedizin kommt nach dem Solo eines Mitarbeiters kaum um Konsequenzen herum. Die aber könnten auch die Universitätsleitung ein weiteres Mal in die Bredouille bringen.

Es bleibt turbulent bei der Aufklärung der Doping-Vergangenheit im Fußball und Radsport. Die Evaluierungskommission zur Freiburger Sportmedizin kommt nach einem Alleingang ihres Mitglieds Andreas Singler kaum um Konsequenzen herum - und will diese bei der Universitäts-Leitung einfordern: den Ausschluss des eigenwilligen Forschers. Ein solcher Antrag könnte die Uni ein weiteres Mal in die Bredouille bringen. Der Mainzer Sportwissenschaftler Singler ist Kommissionschefin Letizia Paoli als Assistent unterstellt, zugleich aber mit einem Vertrag des Uni-Klinikums ausgestattet, der kürzlich aufgestockt wurde. Zwischen Uni-Leitung und Paoli aber herrscht im Kern seit Jahren Funkstille; die Forscher beklagen vielfältige Behinderungen durch die Fakultät. Singler, zu dessen Zukunft am Freitag mehr mitgeteilt werden soll, hatte Anfang März ohne Absprache mit der Kommission Resultate aus einem Gutachten publiziert und die Medien informiert; in dem Gutachten berichtet er über Doping in Fußballprofiklubs und im Radsportbund. "Wir können die Aussagen, die veröffentlicht wurden, so nicht teilen", sagte nun Bernd Wahler, Präsident des Bundesligisten VfB Stuttgart, nach Beratungen gestern mit der Kommission, das habe er in den Räumlichkeiten der Universitätsklinikum "klar dokumentiert und dargestellt", sagte Wahler. Die Kommission habe sich ihrerseits "für Form und Inhalt der Vorgehensweise von Herrn Singler entschuldigt", fügte er dazu.

Details zu Singlers teils schweren Anschuldigungen gegen den VfB, den SC Freiburg und den Radsportverband wurden nicht genannt. Die Gipfel-Teilnehmer vereinbarten (vorerst) Stillschweigen. Singler, der nicht am Meeting mit den Betroffenen teilnahm und sich erst am Nachmittag seinen Kollegen stellen wollte, hatte am 2. März geschrieben, dass in den "späten 1970er und frühen 1980er Jahren" beim VfB "im größeren Umfang" und - "wenn auch nur punktuell nachweisbar" - auch beim damaligen Zweitligisten Freiburg Anabolika-Doping vorgenommen worden sei. Auch der SC war beim Gipfel vertreten. SC-Präsident Fritz Keller bedauerte, dass "Singler nicht anwesend war, so dass wir die Ergebnisse hätten erörtern können". Man habe "Vertrauen zur Kommission, aber auch die kann Singlers Veröffentlichung nicht folgen". Aus Kommissionskreisen heißt es indes, die Kritik habe sich auf Singlers Alleingang und auf Verallgemeinerungen bezogen, die er getroffen habe. Im Kern bleibt bestehen, dass der damalige Freiburger Sportarzt Armin Klümper wiederholt Anabolika an den VfB und einmal auch an den SC verschickt hatte.

© SZ vom 24.04.2015 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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