Dimitrij Ovtcharov:Ausgebootet bei der Heim-WM

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Genervt kurz vor der Heim-WM: Dimitrij Ovtcharov. (Foto: Tom Pennington/Getty)
  • Die Tischtennis-Heim-WM in Düsseldorf steht an. Der deutsche Ausnahmespieler Dimitrij Ovtcharov plante Einsätze im Einzel und im Doppel.
  • Doch der Verband lehnte es ab, Ovtcharov für das Doppel zu nominieren.
  • Er zürnt: "Nach allem, was ich fürs deutsche Tischtennis getan habe, kann ich nicht verstehen, dass ich neben dem Einzel keine zweite Medaillenchancen erhalte."

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Zu den Branchenstars, mit denen der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) für die WM Ende Mai in Düsseldorf wirbt, gehört neben etlichen Chinesen vor allem Dimitrij Ovtcharov. Der ist bester Deutscher und als Nummer fünf der Weltrangliste auch bester Nicht-Chinese. Ovtcharov, 28, und Timo Boll, 36, sind die heimischen Zugpferde einer WM, bei der Titel im Einzel, Doppel und Mixed vergeben werden, im K.-o.-System. Man weiß also nie, wie oft das Publikum die einheimischen Spieler zu sehen bekommt, und nun ist es auch noch so, dass Ovtcharov nur im Einzel mitspielen darf.

Der DTTB hat den gebürtigen Ukrainer nicht für eines seiner drei Doppel nominiert - das wurmt Ovtcharov. "Nach allem, was ich fürs deutsche Tischtennis getan habe, kann ich nicht verstehen, dass ich neben dem Einzel keine zweite Medaillenchance erhalte", grantelt er: "Bei einer Heim-WM müsste man doch versuchen, dass Timo Boll und ich so oft wie möglich zu sehen sind."

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Die deutsche Mannschaft setzt sich im kleinen Finale gegen Südkorea durch. Routinier Boll spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Am Sonntag sind Boll und Ovtcharov in Düsseldorf Kontrahenten, sie treten im Final-Hinspiel der Champions League gegeneinander an: Bolls Klub Borussia Düsseldorf empfängt Ovtcharovs russischen Verein Fakel Orenburg; fünf Tage später kommt es zum Rückspiel. Düsseldorf hat den wichtigsten europäischen Klubwettbewerb zuletzt 2011 gewonnen. Boll sieht dieses Finale auch als Generalprobe für die WM. Dort wird er im Doppel zum zweiten Mal mit dem Chinesen Ma Long antreten. Die beiden sind freundschaftlich verbunden und haben es bereits bei der WM 2015 in China miteinander versucht; allerdings ging gleich das erste Spiel gegen zwei Chinesen verloren.

Prause betont: "Es tut mir leid für Dimitrij"

Auch Ovtcharov wollte nun zunächst mit einem Chinesen spielen, doch nach Anfrage des DTTB in China fand sich kein Partner für ihn. Ovtcharov wollte dann mit einem seiner Orenburger Klubkollegen antreten, dem Japaner Jun Mizutani oder dem Weißrussen Wladimir Samsonow, aber diese Idee gefiel Sportdirektor Richard Prause und Bundestrainer Jörg Roßkopf nicht. Sie werden wohl beschließen, dass neben Boll/Ma und dem deutsch-dänischen Europameister-Team Patrick Franziska und Jonathan Groth noch ein rein deutsches Doppel antritt; es läuft auf Ruwen Filus und Ricardo Walther hinaus.

Sportdirektor Prause betont, man habe die Auswahl im Sinne des Kaders getroffen. Boll unterstützt ihn: "Es tut mir leid für Dimitrij, aber er hat früher den Fokus nicht so sehr aufs Doppel gelegt, und so sind Filus und Walther ein gut eingespieltes Doppel geworden, und Franziska und Groth sind vielleicht sogar das stärkste in Europa." Auch Bundesliga-Aufsichtsratsboss Andreas Preuß mag Ovtcharovs Ausbootung nicht bemängeln: "Ich glaube, dass ein Verzicht aufs Doppel seiner Leistung im Einzel förderlich ist." Wenn Ovtcharov dadurch eine Medaille gewänne, sei das absolut im Sinne des deutschen Tischtennis.

© SZ vom 05.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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