Deutscher Fußball-Bund:Kinkel prüft Schiri-Streit

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Leiter einer DFB-Direktion: Oliver Bierhoff. (Foto: dpa)

Tiefgreifende Reform beim DFB: Oliver Bierhoff übernimmt eine wichtige Direktion. Außerdem soll der schwelende Streit bei den Schiedsrichtern von der Ethikkommission unter dem früheren Außenminister Kinkel untersucht werden.

Das Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat am Freitag, wie erwartet, eine tiefgreifende Strukturreform innerhalb des Verbandes beschlossen. Eine tragende Rolle kommt dabei künftig Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff zu. Der 49-Jährige wird als Chef des sportlichen Bereichs zu einem von nur noch vier Direktoren aufsteigen, die ab dem 1. Januar 2018 die bislang sieben DFB-Direktionen leiten.

Bierhoff übernimmt den Bereich "Nationalmannschaften und Fußballentwicklung", in dem alle Maßnahmen rund um die Nationalteams der Frauen, Männer und Junioren geplant und umgesetzt werden. Und er wird zuständig für die "konzeptionelle Weiterentwicklung des Fußballs und das Wissensmanagement, insbesondere durch die geplante DFB-Akademie". Laut Generalsekretär Friedrich Curtius habe eine interne Analyse ergeben, dass eine "Verschlankung der Strukturen im DFB notwendig ist. Deshalb haben wir Bereiche zusammengefasst, in denen es Überschneidungen gab - und andere deutlicher voneinander abgegrenzt".

In der Direktion "Verbände, Vereine und Ligen", die von Heike Ullrich, 48, geleitet werden wird, sollen "alle Belange des Breitensports und des Amateurspitzenfußballs gebündelt" werden. Der stellvertretende Generalsekretär und Mediendirektor Ralf Köttker, 47, wird weiter die Verbandskommunikation verantworten. Darüber hinaus übernimmt er als Direktor "Öffentlichkeit und Fans" künftig die Zuständigkeit für gesellschaftliche Verantwortungen des DFB und das Themenfeld Fans. In der Direktion "Finanzen und Interne Dienste" werden Personalangelegenheiten, Liegenschaften, Logistik und Recht zusammengefasst. Vorsitzender ist Ulrich Bergmoser, 53. Jörg Englisch, 53, derzeit Direktor Recht und Sportgerichtsbarkeit, wird den neuen Posten des Chefjustiziars übernehmen und zudem Compliance-Beauftragter des DFB sein.

Für den 8. Dezember wurde ein außerordentlicher Bundestag in Frankfurt einberufen. Zentraler Punkt ist eine Abstimmung über Bau und Budget der geplanten Akademie. Das "Leuchtturmprojekt", das bis 2020 im Frankfurter Stadtteil Niederrad entstehen soll, würde nach gestiegenen Kosten rund 145 Millionen Euro kosten. Man wolle "unter Beteiligung der Basis endgültig über Art und Umfang des Baus des neuen DFB entscheiden", sagte Präsident Reinhard Grindel am Freitag. Zudem steht eine Reform der umstrittenen Aufstiegsregelung zur dritten Liga auf der Tagesordnung.

Der aktuelle Schiedsrichter-Streit wird unterdessen zu einem Fall für die DFB-Ethikkommission. "Es ist unserer Ansicht nach an der Zeit, den Konflikt von einer neutralen Instanz überprüfen zu lassen", teilte DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann mit. Das Gremium unter der Leitung des früheren Außen- und Justizminister Klaus Kinkel prüft den brisanten Fall bereits. Im Kern geht es um schwerwiegende Vorwürfe von Bundesliga-Referee Manuel Gräfe gegen die früheren Schiedsrichter-Bosse Herbert Fandel und Hellmut Krug, die weiterhin einflussreiche Posten beim DFB bekleiden.

Gräfe sprach öffentlich von fehlender Transparenz, Vetternwirtschaft bei Nominierung von Schiedsrichtern, schlechtem Führungsstil und Manipulation von Untergebenen; auch von Mobbing ist die Rede. Ein "Friedensgipfel" am Dienstag im DFB-Hauptquartier in Frankfurt hatte keine Einigung gebracht. Gräfe hatte seine Vorwürfe, die während des vierstündigen Gesprächs diskutiert worden waren, im Anschluss mit einer öffentlichen persönlichen Mitteilung sogar noch bekräftigt.

Auch Schiedsrichter-Sprecher Felix Brych (München) hatte sich bei dem Gespräch dem Vernehmen nach kritisch geäußert. Personelle Konsequenzen des DFB gegen Fandel (Chef des Schiedsrichter-Ausschusses) und Krug (als Projektmanager zuständig für den Videobeweis) forderte offenbar nur Gräfe. Die Ethikkommission war 2016 als Folge des WM-Skandals vom DFB ins Leben gerufen worden und behandelt nun ihren ersten öffentlich verfolgten Fall. "Den Vorgang an die unabhängige Ethikkommission zu geben, ist auch im Sinne der Elite-Schiedsrichter", sagte Lutz Michael Fröhlich, seit 2016 der Chef der Bundesliga-Referees.

Bestätigt wurden Gräfes Vorwürfe vom früheren Unparteiischen Babak Rafati, der 2011 versucht hatte, sich das Leben zu nehmen: "Ich habe es ja selbst erlebt - und am Ende überlebt. Damals wurde das als Einzelschicksal abgestempelt. Jetzt bestätigen andere Betroffene, dass es nicht so ist", sagte Rafati (Sport 1).

© SZ vom 21.10.2017 / sid, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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