Deutsche Spieler:Tank leer

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Der Körper macht nicht mehr mit: Tommy Haas gibt seine Australian-Open-Partie gegen Benoît Paire auf. (Foto: Michael Dodge/Getty Images)

Der 38-jährige Tennisprofi Tommy Haas gibt entkräftet auf - drei Deutsche haben mehr Kraft und erreichen die zweite Runde in Melbourne.

Von Gerald Kleffmann, Melbourne

Als Tommy Haas den letzten Auftritt seiner Karriere in Melbourne hatte, erschien er im grünen Schlafanzug. Zumindest sah sein legeres Outfit so aus. Es war kurz vor 22 Uhr am Dienstag, da schilderte er noch einmal, wieso er sein Comeback, das nach 15 Monaten so ersehnte, beim Stand von 6:7, 4:6 gegen den Franzosen Benoît Paire aufgeben musste. "Ich fühlte mich physisch leer", schilderte er, "ich hatte nichts mehr im Tank. Ich glaube nicht, dass ich je so etwas erlebt habe." Und das wollte etwas heißen, Haas, 38, geboren in Hamburg, nun mit Frau und zwei Kindern in Los Angeles zu Hause, ist seit 1996 Profi. Dreimal stand er bei den Australian Open im Halbfinale, 1999, 2002 und 2007.

Haas räumte ein, dass es im Rückblick nicht ganz schlau erscheint, bei einem Grand Slam zurückgekehrt zu sein, wo ja über drei Gewinnsätze gespielt wird. Aber Grand Slams bedeuten ihm eben so viel, "ich bedauere nichts", sagte er. Klar wie nie zuvor sprach er seinen weiteren Fahrplan aus, mit der Erkenntnis: "Im Grunde wird jedes Event, das ich spiele, mein letztes sein." Und weil er gerade bei den Aufräumarbeiten war, teilte Haas noch mit, er werde im März nicht bei der Masters-Veranstaltung in Indian Wells spielen. Dort ist er erstmalig als Turnierdirektor im Einsatz, und als solcher "darfst du dann nicht spielen", Stichwort Interessenskollision. Nun wolle er sich noch mehr um seine Fitness kümmern, "es wird eine große Herausforderung", gestand er und klang betrübt.

Am zweiten Tag schieden auch Florian Mayer (3:6, 4:6, 4:6 gegen Rafael Nadal), Dustin Brown (3:6, 4:6, 2:6 gegen den Kanadier Milos Raonic) und Jan-Lennard Struff (6:4, 4:6, 4:6, 3:6 gegen den Österreicher Dominic Thiem) aus. Andrea Petkovic (6:3, 6:2 gegen Kayla Day/USA), Philipp Kohlschreiber (6:4, 3:6, 7:6, 6:4 gegen Niklos Basilaschwili aus Georgien) und Alexander Zverev (siehe "Symbiose in drei Akten") siegten.

Der spektakulärste Sieg des zweiten Turniertages gelang dem inzwischen 37- jährigen Ivo Karlovic, der den Argentinier Horacio Zeballos 6:7 (6), 3:6, 7:5, 6:2, 22:20 besiegte - dabei schlug der Kroate 75 Asse. Die Entscheidung fiel nach 5:15 Stunden. Mit 84 absolvierten Spielen brachen beide den Australian-Open-Rekord für die meisten Spiele in einem Match seit Einführung des Tiebreaks (bisher 83).

© SZ vom 18.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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