Boxen:Tipps von Abraham

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„Mit diesem Kampf wird die Luft dünner.“ – Alem Begic. (Foto: oh)

Der Münchner Alem Begic kämpft in Regensburg um die EM - er ist nun weiter, als er es sich selbst für sein elftes Duell vorgenommen hatte. An diesem Dienstag kämpft er gegen den Georgier Giorgi Aduaschwilli.

Von Benedikt Warmbrunn

Die vielleicht lehrreichsten Tage in seiner bisherigen Karriere als Profi-Boxer begannen für Alem Begic damit, dass er ein zweites Springseil einpackte. Hergestellt von einem Produktdesigner, in limitierter Auflage, weltweit vielleicht 200 Exemplare. Und er, Begic, hatte nicht nur eins, er hatte zwei. Beide packte er im Oktober in seine Tasche, er fuhr damit nach Kienbaum am Liebenberger See, ein Springseil benutzte er selbst. Das andere schenkte er dem Boxer, den er als Sparringspartner auf dessen nächsten Kampf vorbereiten sollte und der sich über das Springseil so sehr freute, wie sich nur wenige über ein Springseil freuen. Und der Begic dafür viele Tipps für dessen Karriere gab. Seitdem verbindet das Springseil den jungen Profiboxer Alem Begic und Arthur Abraham, den Weltmeister.

In der Abgeschiedenheit in Brandenburg stand Begic mit Abraham im Ring, sie spielten miteinander Billard, zudem hatte Abraham Ratschläge für Begic. Und weil dieser auf den Weltmeister und auf Ulli Wegner, dessen Trainer, hörte, fühlt er sich nun selbst bereit für seinen ersten großen Kampf. An diesem Dienstag boxt der Münchner Begic, 28, in Regensburg gegen den Georgier Giorgi Aduaschwili um die Europameisterschaft im Halbschwergewicht nach Version des Verbandes UBF.

"Wenn ich gewinnen sollte, kann das ein Sprungbrett sein."

Begic weiß, dass er mit diesem Titelkampf der eher unbedeutenden UBF noch nicht an seinem Ziel angekommen ist. Er weiß aber auch, dass er durch ihn schon weiter ist, als er es sich selbst für seinen elften Profikampf vorgenommen hatte. "Wenn ich gewinnen sollte, dann kann das ein Sprungbrett sein", sagt Begic. Er hat eigens dem amerikanischen Schwergewichtsboxer Steve Cunningham eine Nachricht geschickt, ob dieser ihm zu dem Kampf rate oder nicht. Cunningham, einst Titelträger der UBF, später Weltmeister im Cruisergewicht des anerkannten Verbandes IBF, sagte ihm, dass er diese Chance unbedingt ergreifen solle. Sofern er sich dazu bereit fühle. Begic findet, dass er bereit ist. "Selbst wenn ich verlieren sollte, bin ich immer noch da, wo ich mich eigentlich gesehen habe", sagt er, "dann bin ich immer noch in einer Position, von der aus ich mich gut in den Ranglisten nach oben arbeiten kann." Aber dass es so weit kommen könnte, das glaubt Begic nicht - obwohl er erst kurzfristig das Angebot zu dem Kampf erhalten hat, vor zwei Wochen. Er sagte schnell zu. Auch wegen der Ratschläge von Abraham und Wegner.

Begic war bisher ein Boxer, der nicht nur von seiner Technik, sondern auch von seiner Fitness lebt. Wegner brachte ihm nun bei, wie er mit seiner Technik seine Fitness noch besser nutzen kann. Immer kompakt stehen, eine stabile Deckung, weniger Schlagserien, mehr Einzelschläge. Und dann den Gegner arbeiten lassen und sich selbst erholen. Begic hat diese Strategie in seine Trainingsroutine eingebaut, und er ist überrascht, wie viel spritziger er sich seitdem fühlt. "So sammle ich viele Details, die mich auf meinem Weg weiter voranbringen", sagt er.

Sollte er als neuer UBF-Europameister ins neue Jahr gehen, will er den Titel einmal, zweimal verteidigen. Außerdem will er sich mit Weltmeistern wie Abraham messen, als Sparringspartner und beim Billard. Und bald auch bei einem Titelkampf im Ring.

© SZ vom 29.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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