Box-WM: Marco Huck - Hugo Garay:"Das war eine Meisterleistung!"

Marco Huck gewinnt einen spektakulären Kampf gegen Hugo Hernan Garay durch Niederschlag in der zehnten Runde. Lange wirkt Huck ratlos gegen den starken Argentinier, am Ende jedoch setzt er die wirksamen Treffer. Der Kampf in der Analyse.

Jürgen Schmieder

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Marco Huck gewinnt einen spektakulären Kampf gegen Hugo Hernan Garay durch Niederschlag in der zehnten Runde. Lange wirkt Huck ratlos gegen den starken Argentinier, am Ende jedoch setzt er die wirksamen Treffer. Der Kampf in der Analyse. Vor dem Kampf: Aus der Kabine von Garay dröhnt Musik, als würde sich dort nicht ein Boxer auf einen Kampf vorbereiten, sondern eine argentinische Strandparty stattfinden. Vor der Umkleide von Marco Huck ist es relativ ruhig, dort hat aber auch Ulli Wegner das Sagen. Am Ring das übliche Gewimmel von Prominenten aller Buchstabenkategorien (im Bild: Alfons Schubeck und Heiner Lauterbach). Einen der Vorkämpfe gewinnt Dominik Britsch, das wohl größte deutsche Boxtalent, durch Niederschlag und ist nun Intercontinental-Champion im Mittelgewicht.

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Einmarsch: Garay wartet minutenlang auf einer Bühne und wirkt wie ein Löwe im Zirkus, der endlich in die Manege möchte. Dann kommt er zu einem Lied in den Ring, das man eher im Fahrstuhl eines Shopping Centers in Buenos Aires vermuten würde als beim Einmarsch eines Boxers. Garay schlägt sich noch ein paar Mal selbst. Ob das hilft? Vor Hucks Einmarsch singt Sara Lee im Merlin-Kostüm "Unstoppable", dazu tanzen Männer mit aufgemalten Bauchmuskeln. Huck durchboxt gekonnt eine Plastikwand, dann marschiert er in goldenem Mantel und goldenen Schuhen zum Ring.

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(Foto: dapd)

Runde 1: "Garay ist ein typischer argentinischer Boxer", hat Huck vor dem Kampf gesagt, "er agiert furchtlos, schlägt viel und hart." In der Tat: Der Argentinier will Huck gleich in der ersten Sekunde überraschen - das gelingt ihm nicht. Dann will er Huck nach etwa einer Minute erneut überraschen - das gelingt ihm auch nicht. Nun will Huck seinen Gegner überraschen - das gelingt ihm, Garay geht gar zu Boden. "Ruhe", ruft Hucks Trainer Ulli Wegner. Er will nicht, dass sein Schützling wie in der Vergangenheit  zu früh zu viel will.

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Runde 2: Vor zweieinhalb Jahren hat Garay das so genannte Jahrhunderttalent, Jürgen Brähmer, übel verprügelt. Auch gegen Huck agiert Garay aggressiv, er schlägt unentwegt und provoziert seinen Gegner nach fast jedem Schlag. Huck bleibt gelassen, schlägt saubere Kombinationen und bringt immer wieder seine wuchtige Schlaghand ins Ziel. Er blutet aus der Nase, das Gesicht seines Gegners ist nach einem Aufwärtshaken allerdings auch lädiert. Die Runde dürfte Garay gewonnen haben.

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Runde 3: Unter der Woche hat es Garay geschafft, zur unbeliebtesten Person Münchens zu werden - und das, obwohl auch Edmund Stoiber in der Stadt gewesen sein soll. Garay hat seinen Gegner beleidigt ("Ich werde ihn töten!"), Journalisten ("Du hast keine Eier!") und überhaupt jeden, der ihm über den Weg gelaufen ist. Im Ring provoziert Garay und verhöhnt Huck, der würde wie ein Kirmesboxer agieren. Ganz ehrlich: Unrecht hat Garay nicht. Es entwickelt sich ein interessantes Duell, weil beide Boxer von Defensive so viel halten wie Jürgen Klinsmann. Gegen Ende der Runde wird Huck wegen Schlagens auf den Hinterkopf ein Punkt abgezogen.

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Runde 4: In zwei Wochen wird Huck heiraten, seine Verlobte Amina (im Bild) saß zum ersten Mal bei einem Kampf am Ring. Angst vor Schrammen habe er nicht, sagte Huck vor dem Kampf. Nun allerdings ist Hucks Gesicht bereits gezeichnet von den wuchtigen und überraschend präzisen Schlägen des Argentiniers, der immer wieder wie ein Panther lauert und dann gefährlich nach vorne stürmt. Huck wirkt überrascht und boxt ein wenig einfallslos. Allerdings: Wenn Huck angreift, landet er meist mehrere schwere Treffer.

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Runde 5: Huck will in den kommenden Jahren ins Schwergewicht wechseln. Er hatte vor diesem Kampf gesagt, dass sein Lieblingsgegner David Haye sei - danach wolle er die Karriere der Klitschkos beenden. Nun plagt sich Huck erst einmal mit Garay. In dieser Runde versucht er, variabler zu agieren, er setzt seine Führhand geschickter ein. Nach einem Treffer ist es allerdings wieder die schiere Wucht, mit der Huck seinen Gegner zermürben und letztlich zerstören möchte. Die klaren Treffer landet nach wie vor Garay, er zielt vor allem auf den Körper von Huck und auf dessen lädierte Nase.

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Runde 6: Garay lässt es ein wenig ruhiger angehen - kein Wunder nach dem unfassbar hohen Tempo in den ersten Runden. Huck nutzt diese Pause des Argentiniers für schöne Kombinationen und teils schwere Treffer. Mitte der Runde bringt Huck vier wuchtige Schläge an den Körper von Garay, der sich davon beeindruckt zeigt. Es hat den Anschein, als habe Huck nun die Kontrolle über den Kampf gewonnen.

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Runde 7: Garays Trainer redet in der Pause zwischen den Runden lange auf seinen Schützling ein - er merkt offenbar, dass Garay der Kampf nun aus den Händen gleitet. Wegner dagegen spricht ruhig, ja, beinahe gelassen mit Huck. "Man muss den Jungen in die richtige Richtung lenken", hat Wegner vor dem Kampf gesagt. Huck ist nun der bessere Mann im Ring, er schlägt nun gelegentlich auch Aufwärtshaken und bringt immer wieder seine kraftvolle Schlaghand ins Ziel.

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(Foto: dapd)

Runde 8: Huck schlägt nun öfter, ohne jedoch wirklich oft zu treffen. Bei anderen Cruisergewichtlern, die später ins Schwergewicht gewechselt sind (Evander Holyfield und David Haye etwa), lag die Trefferquote in der niedrigeren Gewichtsklasse deutlich höher. Huck dominiert den Kampf, ist jedoch nicht in der Lage, seinen Gegner technisch auszuboxen, er vertraut der schieren Wucht seiner Schläge. Der Kampf hat bisweilen etwas von der Straßenschlacht zwischen Rocky Balboa und Tommy Gunn in "Rocky V".

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Runde 9: Garay wirkt nun doch müde, er musste in den ersten vier Runden zu viel laufen und in den zweiten vier Runden zu viele Treffer einstecken. Huck gelingen nun schwere Treffer, er lässt sich jedoch zu schnell in den Infight locken und dann von seinem Gegner klammern, um wirklich einem Niederschlag nahe zu sein.

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Runde 10: Nun geht es ganz schnell: Huck trifft zwei Mal mit seiner Führhand. Garay weicht zurück, doch Huck setzt geistesgegenwärtig nach und bringt noch einen wuchtigen linken Haken ins Ziel. Garay geht zu Boden - und steht nicht mehr auf. Marco Huck gewinnt den Kampf durch Niederschlag in der zehnten Runde. Der Argentinier schleicht in die Kabine wie ein Löwe, der im Ring gerade von seinem Dompteur vermöbelt worden ist.

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(Foto: AFP)

Nach dem Kampf: Marco Huck lässt sich zunächst von den Fans feiern - und feiert anschließend sich selbst: "Das war eine Meisterleistung von mir - Garay ist umgefallen wie ein Baum." Huck spricht davon, nun eine Titelvereinigung gegen Krzysztof Wlodarczyk (Weltmeister des Verbandes WBC) anzustreben und danach ins Schwergewicht wechseln zu wollen. Sein Manager Wilfried Sauerland bremst die ehrgeizigen Pläne seines Schützlings, der brav sagt: "Sie sind der Boss!"

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