Bernd Schuster wird Trainer bei Real Madrid:Warten auf Don Bernardo

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Bernd Schuster wird Real-Trainer - zuvor spielt er noch das Cupfinale mit Getafe.

Javier Cáceres

Eigentlich hatte Real Madrids Präsident Ramón Calderón im Winter seinen Daumen über Trainer Fabio Capello gesenkt. Bernd Schuster sollte ihn ersetzen, ursprünglich hatte Calderón den blonden Deutschen schon im Sommer verpflichten wollen. Als aber der Italiener begann, so viele Siege aneinander zu reihen, dass er schließlich am Sonntag sein erstes von nominell drei Amtsjahren mit dem Titelgewinn abschließen konnte, begann die Frage über den Trainer der Saison 2007/2008 dem berühmten Spielchen mit den Gänseblümchen zu gleichen.

Bernd Schusters Karriere
:Blonder Engel ohne Gaby

Bernd Schuster stand kurz vor einem Trainer-Engagement in der Bundesliga, doch nun wackelt der Deal. Als Spieler überließ er als Erster seiner Frau die Geschäfte, als Trainer arbeitete er in Spanien, der Ukraine und der Türkei. Es ist eine der schillerndsten Karrrieren im deutschen Fußball.

Sein Leben in Bildern.

Unschlüssig wie ein Pubertierender zupfte Calderón an den Blättlein - Schuster, Capello, Schuster, Capello, Schuster, Capello... -, bis nun nur noch ein Blatt übrig blieb: Schuster! So zumindest vermeldeten es am Dienstag spanische Medien. Bemerkenswert war vor allem die Entschiedenheit, mit der die Sportzeitung As an die Kioske ging: ,,Schuster, Trainer der Saison 2007/2008'', hieß es auf dem Titel der Zeitung. Die AS-Redaktion war noch am Montag von Calderón besucht worden.

Zwar hat sich Calderón natürlich gehütet, die Verpflichtung des Augsburgers dort zu verkünden. In einem Radiointerview zündete er sogar eine sehr einfach zu durchschauende Nebelkerze, indem er sagte, die Entscheidung über den Trainer liege nicht bei ihm, sondern bei Pedja Mijatovic, dem Sportdirektor. Der gilt einerseits als Capello-Mann, andererseits aber auch als heißer Abschusskandidat - zumal gerade erst ein weiterer Sportdirektor verpflichtet worden ist, der frühere Real-Spieler Miguel Angel Portugal. Capello wiederum macht sich nicht einmal mehr die Mühe, um seinen Posten zu kämpfen; und er weiß noch besser als der chinesische Kriegstheoretiker Sun Tsu, wann es sich lohnt, zu kämpfen, und wann man es besser bleiben lässt. ,,Ich kann förmlich riechen, dass ich nicht weitermachen werde. Ich habe das Gefühl. Man zieht mir den Teppich unter den Füßen weg'', sagte er im spanischen Radio Onda Cero; in Italiens Gazzetta dello Sport drohte er damit, seinen Vertrag auszusitzen. Doch nicht nur damit quält der Italiener seine spanischen Freunde, auch mit beißendem Spott: ,,Jetzt suchen sie einen anderen Architekten... Sollen sie doch Calatrava nehmen.''

Metzelder-Engagement offiziell

Nehmen werden sie aber nicht den gegenwärtig bekanntesten Vertreter der spanischen Architektur, sondern Schuster. Auch der Zeitplan, den Calderón in As für die Entscheidung der Schlüsselpersonalie vortrug, verrät dies: ,,Nach dem Finale in der Copa del Rey werden wir weitersehen'', sagte der Präsident, und das war auch deshalb bemerkenswert, weil Real Madrid mit dem Pokal nichts mehr zu tun hat. Schuster hingegen sehr viel.

Der deutsche Fußball-Lehrer ist zurzeit noch beim Getafe C.F. angestellt, und diesen bescheidenen Vorortklub hat er nicht nur auf einen respektablen neunten Platz, sondern eben in das Endspiel des Königspokals geführt. Es findet an diesem Wochenende statt, im Estadio Santiago Bernabéu, wo Schuster einst als brillanter Mittelfeldregisseur zwei Spielzeiten lang aufspielte, nachdem er vom Erzrivalen FC Barcelona übergelaufen war. Und wo er am Samstag den Pott aus den Händen von König Juan Carlos entgegen nehmen will, ehe sich der Schleier vor seiner Zukunft lüftet. Vielleicht flüstert er dem Monarchen die Entscheidung ja auch bei der Siegerehrung ins Ohr; Juan Carlos gilt als großer Fan Real Madrids und hat immer gerne zugeschaut, wenn Don Bernardo, wie der Süddeutsche in Spanien genannt wird, seine raumgreifenden Pässe schlug.

Er war damals als Nachfolger von Günter Netzer, Paul Breitner und Uli Stielike der vierte von insgesamt fünf Deutschen, die das weiße Leibchen von Real Madrid tragen durften. Sie alle werden noch immer verehrt, im Gegensatz zu dem etwas eigenbrötlerischen Bodo Illgner, Nummer fünf in der Ahnenreihe der madridistas alemanes. Nummer sechs, das steht nun endgültig fest, wird Christoph Metzelder, bislang bei Borussia Dortmund unter Vertrag. Calderón bestätigte dies ebenfalls in As. ,,Er ist bereits unter Vertrag'', sagte der Vorsitzende. Metzelder hatte schon im Frühjahr eine sportmedizinische Untersuchung absolviert - und kann auf das Plazet von Schuster zählen. ,,Eine gute Verpflichtung'', hatte dieser jüngst über seinen Landsmann geurteilt.

Wen Metzelder in der Madrider Kabine antreffen wird, ist noch ungewiss, dort sind größere Umbauarbeiten im Gange. Roberto Carlos und David Beckham stehen als Abgänge ebenso fest wie Miñambres und Pavón, für das Enfant terrible Antonio Cassano wird ein Klub gesucht, doch die Tür steht angeblich auch Emerson, Reyes, Cicinho, Salgado, Raúl Bravo, Helguera und Diego López sperrangelweit offen. Auf der Einkaufsliste wiederum stehen Torwart Dudek (Liverpool), Puerta, Daniel Alves (beide Sevilla), Robben (Chelsea), Fabregas (Arsenal) und Saviola (Barcelona). Dessen Verpflichtung soll Schuster höchstpersönlich angeregt haben.

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