Basketball:Viel Gold, kein Geld

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Ausgezeichnet: Alexandra Tarasava wurde zur besten Spielerin des Pokalwettbewerbs gewählt. (Foto: Andreas Brei/oh)

Die Wasserburger Basketballerinnen holen den Pokal - ihr Etat droht aber zu schrumpfen.

Sie habe noch keine Idee, bekannte Alexandra Tarasava nach dem Spiel, wohin sie den gläsernen Pokal stellen werde. Die Basketballerin des TSV Wasserburg hatte am Sonntagnachmittag ja gleich drei Auszeichnungen in ihren Händen gehalten - und sichtlich Mühe, sie vorschriftsmäßig den Fotografen zu präsentieren. Zwei davon darf die Weißrussin mit nach Hause nehmen, eben die Trophäe für die beste Spielerin des Turniers und die Goldmedaille für den Sieg bei der deutschen Pokalendrunde. Mit 42 Punkten, 18 davon im Finale gegen Rudnik Stars Keltern, hatte Tarasava großen Anteil daran, dass Wasserburg den ersten Titel der Saison errang. 67:45 hatten die Oberbayerinnen Keltern in dessen eigener Halle besiegt. Dass sie den Hauptkonkurrenten um die Meisterschaft gleich mit 22 Punkten Vorsprung schlagen würden, hatten die wenigsten im Vorfeld geglaubt. Denn Keltern hatte Wasserburg in dieser Spielzeit schon richtig gepiesackt und dem Klub die erste Niederlage nach mehr als zweieinhalb Jahren in einem nationalen Wettbewerb zugefügt. Mehr noch: Keltern gewann auch noch die zweite Partie in der Bundesliga.

Doch als es darauf ankam und es zum ersten Mal ernst wurde, "haben wir unseren besten Basketball gespielt", wie Wasserburgs Trainer Georg Eichler zufrieden feststellt. "Vor allem haben wir eine unglaubliche Verteidigung gespielt." Zur Belohnung dürfen seine Spielerinnen nun drei trainingsfreie Tage genießen.

Tarasava, 28, bleibt also genügend Zeit, sich zu überlegen, wo sie die Trophäe für die wertvollste Spielerin in der Wohnung ausstellen wird. Probleme dieser Art hätte Gaby Brei auch gerne. Die Managerin des deutschen Meisters darf sich aber nicht ausruhen, sie zermartert sich gerade das Gehirn darüber, wie sie ihrem Trainer Eichler, der seinen Vertrag gerade bis Sommer 2018 verlängert hat, einen wettbewerbsfähigen Kader für die neue Spielzeit bereitstellen kann. Mit herausragenden Spielerinnen wie Tarasava und den beiden Amerikanerinnen Rebecca Tobin und Shey Peddy. "So wie es im Moment aussieht, haben wir in der nächsten Saison weniger Budget zur Verfügung", bekennt Brei. Ein paar Sponsoren haben ihr Engagement zurückgezogen - und mit weniger Geld lassen sich die umworbenen Spielerinnen nicht von einem Verbleib überzeugen.

"In den Frauen-Basketball investieren größere Unternehmen nicht so gerne", hat Brei festgestellt. Sie darf beim TSV Wasserburg zwar die teuerste Mannschaft in Deutschland verwalten, das Geld im Überfluss ausgeben kann aber sie nicht. So hatte sie einen österreichischen Brausehersteller angeschrieben. Die Absage kam prompt. Dabei würden dem Klub schon kleinere Summen helfen. "Aber bei uns verlassen sich zu viele Firmen darauf, dass unser Hauptsponsor das schon ausgleicht", sagt Brei.

Für die Wasserburgerinnen läuft es sportlich blendend, sie gewinnen viele Titel und spielen auch noch einen schnellen und attraktiven Basketball. Sie tun alles dafür, um auf sich aufmerksam zu machen. Und doch finden sie kaum Werbepartner - und deutsche Spielerinnen. Es ist ein Dilemma, mit dem sich auch Brei schwertut. Denn sprechen sie und Trainer Eichler deutsche Nationalspielerinnen an, die gut genug sind, um den hochwertigen Eurocup-Kader auf ein höheres Niveau zu heben, sagen diese ab, weil sie das Ausland reizvoller finden. "Und mittelmäßigere Bundesliga-Spielerinnen trauen sich nicht zu, sich gegen die ausländischen Rivalinnen durchzusetzen", sagt Brei.

So bleibt Wasserburg nichts anderes übrig, als eigene Spielerinnen wie die erst 16-jährige Sophie Perner auszubilden und an die erste Mannschaft heranzuführen. Und das fällt angesichts eines verminderten Etats zunehmend schwerer, weil der Klub darüber nachdenkt, die zweite Mannschaft aus Kostengründen aus der zweiten Liga abzumelden. Doch noch hoffen die Verantwortlichen, dass ihnen dieses Szenario erspart bleibt - und sie neue Sponsoren finden. Mit neuen Titeln und persönlichen Auszeichnungen.

© SZ vom 28.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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