Basketball:Bewegung im Zement

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Die Basketballer des FC Bayern machen die Meisterschaft wieder spannend. Gegen Bamberg zeigen sie, dass sie aus Niederlagen gelernt haben.

Von Ralf Tögel, München

Es war ein Abend der Statements. Uli Hoeneß zum Beispiel entsandte am Sonntag mit seiner Anwesenheit im Münchner Basketball-Dome die Botschaft an die Sportrepublik, wie wichtig ihm die Unterabteilung seines FC Bayern ist. Während die weltberühmten Fußballer in Mönchengladbach die letzten Zweifel an der bevorstehenden Titelverteidigung ausräumten, sah der Klub-Präsident das Signal der weniger berühmten Basketballer an die Konkurrenz, dass auch sie im Ringen um die deutsche Meisterschaft ernst zu nehmen sind. Der 67:59-Sieg gegen Meister Brose Bamberg bringt zudem etwas Bewegung in die Tabellenspitze, die schon zementiert zu sein schien. Jetzt sind die drittplatzierten Münchner (42:6) den Bambergern (46:4) bis auf zwei Minuspunkte auf die Pelle gerückt. Über den beiden nationalen Schwergewichten, was vornehmlich auf deren finanziellen Möglichkeiten fußt, thront aber nach wie vor das Überraschungsteam aus Ulm: Die Schwaben haben gegen Berlin mit dem 26. Sieg in Serie am Wochenende eine neue Bestmarke in der Basketball-Bundesliga (BBL) erreicht.

"Wir werden weiter in den Basketball investieren", beteuert FCB-Präsident Uli Hoeneß

Dieser Dreikampf macht die Liga derzeit interessant, wenngleich man nicht übersehen darf, dass sich diese drei Mannschaften vom Rest der Konkurrenz separieren. Alba Berlin, der vierte Liga-Promi, ist aufgrund eines recht umfassenden Umbruchs in dieser Spielzeit nicht in der Lage, diesem Trio zu folgen. Und die Erfolgsgeschichte der Bayreuther, die als Tabellenvierter mit sechs Punkten Abstand zum FC Bayern die größte Nähe zu diesem Triumvirat aufweisen, muss man realistischerweise als temporäre Erscheinung einordnen. Der FC-Bayern-Präsident sieht das ähnlich, Hoeneß sagt: "Wir wollen uns in Deutschland mit Bamberg und Ulm oben etablieren." Dann hatte der erklärte Basketball-Sympathisant eine weitere Nachricht mitzuteilen, die sie vor allem in München gerne hören werden: "Wir sind nicht so weit weg und werden weiter in den Basketball investieren." Bislang haben die FC-Bayern-Profis eine gute Saison gespielt, selbst im Meisterjahr 2014 war die Bilanz zum selben Zeitpunkt schlechter; dennoch sind im Eurocup und Pokal zwei möglichen Titel bereits perdu. Der Präsident bleibt aber gelassen, Druck hält er ob der beiden Misserfolge jedenfalls nicht für nötig: "Das bringt doch eh nichts."

Wie nah die Münchner dem nationalen Branchenführer aktuell gekommen sind, konnten die 6700 Zuschauern in der ausverkauften Halle gut beobachten. In einer sehr intensiven und spannenden Partie belegten die beiden Teams, wie sehr sich dieser Sport in den vergangenen Jahren entwickelt hat - auch wenn sie an diesem Abend nicht in Bestform agierten. Doch die Qualität der Profis, die sich da beharkten, war in dieser Güte in einem Pflichtspiel hierzulande wohl noch nie zu bewundern. Weil gemäß der 6+6-Regel gleich viele ausländische wie deutsche Spieler im Kader stehen müssen, kommt den nationalen Spielern entscheidende Bedeutung zu. Folgerichtig war weitgehend die Elite des deutschen Basketballs versammelt - die im Ausland engagierten Kräfte ausgenommen. Zudem haben diese Klubs die Möglichkeit, Spieler von bestem kontinentalen Format zu verpflichten, was in der Summe sehenswerte Duelle ergab. Etwa das der Newcomer auf der Spielmacherposition zwischen Münchens NBA-erfahrenem Amerikaner Nick Johnson und Bambergs Nationalspieler Maodo Lo; oder jenes der Veteranen Anton Gavel und Nikolaos Zisis, die Vergleiche der energiegeladenen Forwards Maxi Kleber und Daniel Theis oder der wuchtigen Center Maik Zirbes und Leon Radosevic.

Entsprechend ausgeglichen war das Spiel, die 18:16-Führung der Bayern nach dem ersten Viertel hatten die Gäste zur Pause auf 28:27 korrigiert. Was für ein Ergebnis für derart offensivstarke Kontrahenten! Gleichzeitig war es Beleg dafür, dass das Spiel von deren nicht weniger effektiven Defensivreihen dominiert wurde. Nimmt man den jüngsten Vergleich im Pokalfinale, dann hatten die Bayern ihre Hausaufgaben sorgfältiger erledigt. Dort waren sie stets einem Rückstand hinterhergehechelt, vor allem Brose-Spielgestalter Fabien Causeur wusste in entscheidenden Momenten zu punkten. Diesmal engten die Bayern die Kreise des eleganten französischen Nationalspielers sehr wirksam ein, überhaupt hat das Team sein physisches Spiel deutlich verbessert. FCB-Geschäftsführer Marko Pesic hatte dies schon vor dem ersten Liga-Duell bemängelt, in dem die Oberfranken den Oberbayern beim 90:59 die Grenzen aufzeigten. Nicht zuletzt mit der Verpflichtung von National-Center Zirbes hat der FCB dem entgegengesteuert. Während Bamberg mit schnellem Kombinationsspiel den freien Distanzwerfer suchte, legten die Münchner den Fokus auf das Spiel unter dem Korb.

Mit Erfolg, auch weil die Trefferquote des Meisters miserabel war. Die der Gastgeber war nicht viel besser - außer im dritten Viertel. Der FCB nutzte das Momentum zu einem 22:9 in diesem Durchgang, der entscheidende Vorteil. Bambergs Coach Andrea Trinchieri erinnerte an das kraftraubende 78:83 gegen Fenerbahce Istanbul in der Euroleague drei Tage zuvor: "Wir hatten tote Beine." Kollege Sasa Djordjevic hatte eine bessere Nachricht zu verkünden: "Wir wissen jetzt, dass wir einen Champion schlagen können."

© SZ vom 21.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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