Basketball:Spektakel- Entzug

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Michael Jordan. (Foto: Jim Rogash/Getty Images/AFP)

Die NBA positioniert sich ungewöhnlich politisch und entzieht der Stadt Charlotte die Ausrichtung des All-Star-Spiels für 2017.

Von Joachim Mölter, New York/München

Die amerikanische Basketball-Profiliga NBA hat der Stadt Charlotte die Ausrichtung des All-Star-Spiels für 2017 entzogen. Begründet hat sie das mit einem neuen Gesetz im US-Bundesstaat North Carolina, dem sogenannten Public Facilities Privacy & Security Act, der in Kontrast zu den Werten stehe, welche die NBA vertritt. Die NBA-Verantwortlichen sehen in diesem Gesetz eine Diskriminierung von sexuellen Minderheiten: Es schränke den Schutz von Homo-, Bi- und Transsexuellen ein. Unter anderem besagt es, dass Transgender - Menschen, die von den herkömmlichen sozialen Geschlechterrollen oder -merkmalen abweichen - öffentliche Toiletten nur nach dem auf ihrer Geburtsurkunde festgelegten Geschlecht benutzen dürfen. Das Gesetz war in den USA kontrovers diskutiert worden.

NBA-Profis wie Kevin Durant unterstützen den Beschluss

Die NBA verweist in ihrer für eine Sportorganisation ungewöhnlichen politischen Positionierung auf ihre "seit langem bestehende Grundwerte"; darin schließt sie ausdrücklich "Verschiedenartigkeit, Inklusion und Respekt für Andersdenkende" ein. "An dem Ort, wo wir uns entscheiden, das All-Star-Game zu feiern, sollten diese Werte geehrt werden", sagte NBA-Chef Adam Silver. Gleichzeitig stellte die Liga in Aussicht, ihr jährliches Showspektakel der besten und beliebtesten Profis samt üppigem Rahmenprogramm im Jahr 2019 in Charlotte zu veranstalten. Für 2018 ist Los Angeles als Schauplatz vorgesehen, ein Ersatzort für 2017 wird noch gesucht.

Die NBA-Profis unterstützen den Beschluss. So twitterte Kevin Durant, einer der prominentesten Basketballer weltweit: "Ich weiß, dass das eine schwierige Entscheidung war, aber ich respektierte sie. Diskriminierung jeder Art kann nicht zugelassen werden." Einige fühlten auch mit dem ehemaligen Superstar Michael Jordan, der nun als Besitzer der Charlotte Hornets das Spektakel in seine Stadt geholt hatte. "Er tut mir besonders leid, weil ich weiß, was er für die Stadt tun wollte", sagte Carmelo Anthony von den New York Knicks. Jordan und sein Klub teilten mit, sie seien zwar enttäuscht, aber "wir verstehen die Entscheidung der NBA und die Herausforderungen, die es bei der Ausrichtung des All-Star-Spiels in Charlotte in dieser Saison gab". Bürgermeisterin Jennifer Roberts betonte: "Charlotte hat sich stets für Gleichberechtigung und gesellschaftliche Eingliederung engagiert und wird das auch weiterhin tun." Das Gesetz untersagt den Kommunen, eigenständige Maßnahmen zu treffen. North Carolinas Gouverneur Pat McCrory verurteilte den Rückzug der NBA erwartungsgemäß: "Bestimmte Unternehmen versuchen, den Kommunen ihren politischen Willen aufzuzwingen und umgehen dabei demokratische Prozesse." Er sorgt sich vor allem darum, dass andere Sportorganisationen dem Beispiel folgen und Veranstaltungen aus North Carolina abziehen.

© SZ vom 23.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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