Basketball:Sonderrecht als Anerkennung

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Die Bayern (im Bild Devin Booker) sind im Wettstreit mit Bamberg derzeit obenauf. (Foto: Hans-Martin Issler/Bongarts/Getty Images)

Der FC Bayern erhält von 2019 an eine Wildcard für zwei Euro­league-Saisons. Sie gibt Planungs­sicherheit und macht ihn für Topspieler interessant.

Von Ralf Tögel

Für den FC Bayern München ist alles ganz einfach: Meister werden und abwarten. Die Rede ist von den Basketballern, die Fußballer haben diese Aufgabe ja seit geraumer Zeit erledigt. Es geht um das internationale Geschäft, genauer um die Teilnahme am höchsten europäischen Wettbewerb, wo die kickenden Kollegen seit Urzeiten Stammgast sind und folglich ebenso die Nase vorn haben. Noch. Doch das wird sich bald ändern. Vielleicht schon in der kommenden Spielzeit, wenn auch die Basketballer Meister werden. Nur der deutsche Titelträger bucht das Ticket für die Basketball-Euroleague. Sollte dies trotz bester Aussichten misslingen, müssen die Münchner nur ein Jahr warten, dann ist der Euroleague-Start unabhängig vom Abschneiden in der Meisterschaft gesichert.

Denn wie die Euroleague-Spitze nach ihrer jüngsten Sitzung am vergangenen Donnerstag bekannt gab, erhält der deutsche Pokalsieger von der Saison 2019/20 an eine Wildcard für zwei Spielzeiten. Auch der französische Vertreter Villeurbanne wird mit einer solchen bedacht, was die Expansionspläne der Euroleague auf diese Märkte unterstreicht. Außerdem wird dann das Starterfeld von 16 auf 18 Teams erweitert.

Die Münchner, deren erklärtes Ziel die europäische Königsklasse ist, dürfen dieses Sonderrecht zuvorderst als Anerkennung für die Arbeit der vergangenen Jahre interpretieren. Denn neben der sportlichen Leistung spielen wirtschaftliche Faktoren eine tragende Rolle - der Name des Münchner Weltklubs tut ein Übriges. Der Klub verfüge über eine "sehr starke und stabile professionelle Struktur", wie Alex Ferrer Kristjansson mitteilt, der bei der Euroleague für die Bereiche Marketing und Kommunikation verantwortlich zeichnet. Vereine wie Villeurbanne und der FC Bayern hätten sich darüber hinaus für die Sportart in ihren jeweiligen Ländern "sehr verdient gemacht". In der Tat, seit die Bayern in der Basketball-Bundesliga mitmischen, ist ein Aufschwung unverkennbar, der potente neue Mitbewerber hat nicht zuletzt die nationale Konkurrenz, wie Alba Berlin oder den Serienmeister Brose Bamberg, angestachelt.

Für die Franken, in den vergangenen Jahren der deutsche Euroleague-Beitrag, "ändert sich für die kommende Saison nichts", teilt Geschäftsführer Rolf Beyer mit. Und weil der Meister weiterhin einen Startplatz erhalte, bedeute die Wildcard für die Münchner, "dass Deutschland einen zweiten Platz in der Euroleague bekommt. Das ist per se gut." Den im Falle des Titelgewinns für den FCB geht die Wildcard an den zweitbesten deutschen Klub über, wie Ferrer bestätigt. Neben der Bestätigung ist die Euroleague aber auch eine große Herausforderung, wie die Bamberger gerade feststellen. Der exzessive Terminkalender hat das Team an Grenzen geführt, der Meister muss in der aktuellen Spielzeit sogar um die Playoff-Teilnahme kämpfen. Und befürchten, vom ambitionierten Konkurrenten aus der bayerischen Landeshauptstadt bald überflügelt zu werden. Denn wie gut der Münchner Weltklub auch schon in seiner Unterabteilung aufgestellt ist, wurde kürzlich deutlich, als die Münchner ein Qualifikationsturnier des Euroleague-Nachwuchswettbewerbs für U 18-Teams ausrichtete. Euroleague-Präsident Jordi Bertomeu jedenfalls war sehr angetan, nicht zuletzt weil 2000 Zuschauer dem Finale zwischen dem Gastgeber und Real Madrid beiwohnten. Real zählt zu den Namen, die der FC Bayern seinen Fans zukünftig bieten will - und die die neue Halle, die 10 000 Zuschauern Platz bieten wird und 2021 fertig gestellt werden soll, füllen werden. Die Wildcard gibt dem FCB also Planungssicherheit, auch weil sie den Klub für Topspieler zusätzlich interessant macht.

Denn nach der nordamerikanischen Profiliga NBA ist die Euroleague das meist konsumierte Basketball-Produkt weltweit. In der Theorie könnten in einem Jahr sogar drei deutsche Teams teilnehmen, zwei sind gesetzt, ein drittes könnte sich einen Startplatz über den Eurocup-Sieg erspielen. FCB-Geschäftsführer Marko Pesic, maßgeblich an der Genese der FCB-Basketballer beteiligt, pflichtet dem bei: "Für den deutschen Basketball ist es eine tolle Perspektive, er wird künftig offenbar mit mindestens zwei Teams in diesem großartigen Wettbewerb vertreten sein."

Vor einem Jahrzehnt war diese Vorstellung noch utopisch, längst profitiert auch die Nationalmannschaft vom rasanten Qualitätsanstieg in der Bundesliga. In Maxi Kleber und Paul Zipser exportierten die Bayern jüngst zwei Akteure in die NBA, die Bamberger entsandten Daniel Theis in die beste Liga der Welt.

© SZ vom 14.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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