Basketball:Sieben mit einem Schlag

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Die Bundesliga-Mannnschaften aus Berlin und Bonn liefern sich eine rekordverdächtige Rangelei.

Der 29. Spieltag der Basketball-Bundesliga (BBL) ist von einem ebenso wilden wie denkwürdigen Handgemenge überschattet worden. In der Partie zwischen Alba Berlin und den Telekom Baskets Bonn (94:73) löste Berlins Center Kresimir Loncar (2,08 Meter) am Samstag eine größere Rangelei aus, als er gegen Ende des dritten Viertels Bonns Flügelspieler Sean Marshall (1,96) im Umdrehen einen Schlag versetzte und dieser daraufhin zurückboxte. Am Ende wurden insgesamt sieben Spieler von der Schiedsrichter-Crew unter der Leitung von Anne Pantherdisqualifiziert: Neben Loncar war das dessen Klubkollege Will Cherry, weil er Marshall umgeschubst hatte. Auf Bonner Seite wurden neben Marshall auch Eugene Lawrence, Tadas Klimavicius, Rotnei Clarke und Florian Koch des Feldes verwiesen, weil sie es unerlaubterweise betreten hatten, um einzugreifen. Weil Bonn nur mit zehn Profis angereist war, mussten die verbliebenen fünf Akteure das letzte Viertel durchspielen - auf der verwaisten Ersatzbank stand ja kein Auswechselspieler mehr zur Verfügung, der für Entlastung hätte sorgen können. Die sieben Hinausstellungen sind zwar rekordverdächtig, ein BBL-Rekord sind sie indes nicht: 2006 waren in einem Playoff-Spiel zwischen Bonn und Bamberg bei einer Schlägerei noch mehr Akteure disqualifiziert worden; die Partie ging mit fünf Bonnern und vier Bambergern zu Ende.

Der bis zu seinem Ausschluss mit 25 Punkten überragende Loncar versuchte nach der Partie, sich zu rechtfertigen: "Ich bin sicher nicht der heiligste Spieler der Welt. Aber heute gab es viele schmutzige Sachen, die die Schiedsrichter nicht sehen und die man auch im Fernsehen nicht sieht", sagte der gebürtige Kroate, der vor wenigen Wochen eingebürgert wurde. Alba-Coach Sasa Obradovic monierte sogar eine generelle Benachteiligung seines Teams und eine zu harte Gangart der Gegner. "Ich beschwere mich sonst nie, aber Alba wird zurzeit nicht korrekt behandelt", findet der Serbe: "Es wird immer über unseren physischen Spielstil gesprochen, aber wie hart unsere Gegner mittlerweile gegen uns spielen, ist kein Thema", klagte er und fügte hinzu: "Loncar macht einen Schritt auf dem Feld und hat sofort drei Fouls"; umgekehrt würden seine Spieler jedoch kaum geschützt. Auch Alba-Manager Marco Baldi glaubt, einen Trend erkannt zu haben, demzufolge gegnerische Teams gegen die für ihre harte Defense bekannten Berliner in jüngster Zeit besonders brutal agieren: "Seit Wochen spielen die Gegner extrem hart und physisch gegen uns. Heute kam zum Beispiel gegen Elmedin Kikanovic jedes Mal die Sense, sobald er den Ball hatte."

Die Spielleitung der BBL wird sich in den kommenden Tagen mit den Vorfällen in Berlin beschäftigen und über weitere Sanktionen gegen die beteiligten Profis entscheiden. Vor allem Kresimir Loncar, Will Cherry und Sean Marshall drohen längere Pausen. Gemäß den Statuten der Liga zieht der Ausschluss eines Spielers eine Sperre von mindestens einer Begegnung bis maximal 20 Partien sowie eine Geldstrafe nach sich.

© SZ vom 11.04.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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