Basketball:Reif für die Serie

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Will nicht an historische Marken denken. Immer bloß ans nächste Spiel: Aleksander Djordjevic. (Foto: Christoph Schmidt/dpa)

Die Münchener treffen im Eurocup-Viertelfinale auf den russischen Spitzenklub Unics Kasan. Bayern hat den Heimvorteil und überhaupt stellt sich derzeit die Frage: Wer soll dieses Team aufhalten?

Von Ralf Tögel

Widerstand ist zwecklos. Auf die Frage, ob Aleksandar Djordjevic nicht hin und wieder daran denke, dass er beim FC Bayern Historisches erreichen könne, setzte er einen strengen Blick auf und sagte: "Kein großer Trainer macht das. Ich denke von Spiel zu Spiel." Seither sind nicht einmal drei Wochen vergangen, der Trainer der Basketballer des FC Bayern München sagte das kurz vor dem Pokal-Top-Four. Jetzt ist klar: Mit dem Pokalsieg hat Djordjevic bereits Historisches erreicht. Und es wird von Tag zu Tag schwerer, die Erwartungen zu dämpfen: Das Team eilt von Sieg zu Sieg, bleibt immer hungrig, wird immer besser. Am Wochenende gab es den nächsten Rückschlag für alle Bemühungen, die Erwartungen einzufangen. Das Spiel in Ludwigsburg, beim Tabellendritten, Hoffnungsschimmer für die Liga. Doch der FCB rollte über die Württemberger mit 90:73 hinweg und hinterließ nicht nur in der Ludwigsburger Arena Ratlosigkeit. Wer soll diese Mannschaft aufhalten?

Der Pokalsieg ist Bestätigung, der Eurocup wiegt schwerer

Djordjevic bleibt trotz allem seiner Linie der kleinen Schritte treu, die Meisterschaft? Viel zu weit weg. Der Eurocup-Titel? Bitte, es geht gegen Unics Kasan, schon mal einen Blick auf deren Kader geworfen? Er hat ja recht, der Münchner Trainer, der Pokal ist Bestätigung der guten Arbeit, doch Meisterschaft und internationales Geschäft wiegen schwerer, weil ungleich schwerer zu gewinnen. Also gilt alle Aufmerksamkeit der Viertelfinalpartie am Dienstagabend im Audi Dome (20.30 Uhr) gegen den russischen Spitzenklub. Djordjevic hat natürlich einen Blick auf den Kader geworfen, er nötigt ihm Respekt ab: "Das ist eine Mannschaft, die traditionell auf ein hohes Budget zurückgreifen kann. Die ganze Region steht dahinter." Als "Schlüsselspieler" der Russen hat er den spanischen Guard Quino Colom ausgemacht, der zuletzt die Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation anführte und im bisherigen Eurocup-Verlauf 14,1 Punkte pro Spiel erzielt. Nicht der einzig erwähnenswerte Spieler bei Kasan, Topscorer ist der 35-jährige Stephan Lasme (15,1), der 2016 mit Galatasaray Istanbul den Eurocup gewonnen hat. Auch die Guards Jamar Smith (13,6), der unter anderem bei Brose Bamberg spielte, sowie Trent Lockett (6,9) seien zu beachten.

"Wir haben den Charakter für solche Spiele", sagt der Trainer

Will man allerdings weitere Zahlen bemühen, sind die Bayern im Vorteil: Kasan hat fünf Niederlagen im Eurocup gesammelt, der FCB nur zwei: das bedeutungslose letzte Vorrundenspiel und den Auftakt in die Top 16 in Turin. Vor allem Turin wurde als heilsamer Weckruf verbucht, seither hat München alles gewonnen. Kasan führt zwar die heimische Liga vor Schwergewichten wie ZSKA Moskau und Krasnodar an, fürchten muss sich der FCB aber nicht. Der Kader ist komplett, Rückkehrer Vladimir Lucic hat die Lücke des verletzten Milan Macvan bestens geschlossen, das Selbstvertrauen ist groß. Und: Bayern hat den Heimvorteil, in der Best-of-three-Serie geht es nur einmal nach Russland.

Das sieht auch Djordjevic so, trotz aller Zurückhaltung: "Wir haben bewiesen, dass wir den Charakter für solche Herausforderungen haben und enge Spiele zu Ende bringen können." Warum also nicht auch eine Serie?

© SZ vom 06.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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