Basketball:Opfer des eigenen Erfolgs

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Bayreuth scheidet im Viertelfinale der Champions League aus und steht vor einem personellen Umbruch.

Von Matthias Schmid

Dass im Basketball nur weniger als 48 Stunden zum nächsten Spiel vergehen können, hat mitunter etwas Tröstliches. Den Spielern bleibt nicht viel Zeit, um sich das Hirn darüber zu zermartern, was sie falsch gemacht haben. Sie müssen das Erlebte rasch abhaken, sich neu sortieren und fokussieren. Doch im Fall von Medi Bayreuth dürfte das schnelle Vergessen den Profis schwerfallen, die Emotionen nach der 77:89-Niederlage gegen die Riesen Ludwigsburg werden sie noch in das Heimspiel an diesem Freitag (19 Uhr, Oberfrankenhalle) gegen die Skyliners Frankfurt begleiten. Zu brutal war das Ausscheiden im Viertelfinale der Champions League. "Das tut weh", gab auch Trainer Raoul Korner zu, als am Mittwochabend feststand, dass nicht seine Mannschaft, sondern Ludwigsburg den deutschen Basketball beim Final Four der besten vier Mannschaften vertreten wird, wo auf den Sieger ein Preisgeld von einer Million Euro wartet. "Es ist für uns sehr enttäuschend", fügte der Österreicher hinzu, "aber wir müssen akzeptieren, dass Ludwigsburg das bessere Team war."

Das Hinspiel hatten die Bayreuther noch 86:81 gewonnen, aber in Bayreuth zeigte sich vor allem in der Schlussphase, dass die Ludwigsburger über die deutlich stärker besetzte Bank verfügen. "Sie hatten mehr Energie als wir", bekannte Bayreuths Center Assem Marei.

Aber zu lange dürfen sich der Ägypter und seine Mitspieler mit der vertanen Chance nicht aufhalten. Denn nach den Festtagen in dem internationalen Wettbewerb wartet der Alltag in der Bundesliga auf Bayreuth, und der ist alles andere als langweilig. Acht Spieltage vor Ende der Hauptrunde geht es für die Oberfranken um eine gute Ausgangsposition in den Playoffs. Im Moment liegen sie auf Rang sechs, einen Rang vor Frankfurt. "Wir müssen endlich wieder mit dem Gewinnen anfangen", sagt Bayreuths Geschäftsführer Philipp Galewski. Drei Niederlagen in Serie hat der Klub zuletzt in der Bundesliga hinnehmen müssen, jedes Mal mit mehr als 100 Punkten des Gegners.

Der Substanzverlust macht sich zunehmend bemerkbar, 22 Spiele haben die Profis durch die Champions League mehr gespielt als zu diesem Zeitpunkt der vergangenen Saison. Was sportlich das Leistungsniveau verringert, steigert die wirtschaftliche Potenz. Die famosen Auftritte haben dazu geführt, dass mehr Sponsoren mit den Basketballern werben wollen. Galewski ist in der angenehmen Lage, dass er das Budget für die kommende Saison anheben kann, rund vier Millionen Euro stehen ihm zur Verfügung. Das Geld wird er auch brauchen, um umworbene Spieler ein weiteres Jahr an den Klub binden zu können. Bisher hat nur Kapitän Bastian Doreth einen gültigen Vertrag. "Es sieht im Moment danach aus, dass wir viele neue Gesichter sehen werden", sagt Galewski. Die Bayreuther sind sozusagen Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden. Profis wie Marei, Gabe York und James Robinson haben ihren Marktwert gesteigert und können anderswo mehr verdienen.

© SZ vom 06.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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