Basketball:Mit Fantasie und Raffinesse

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Die Spieler des FC Bayern schlagen Montenegros Meister mit einem hochwertigen Kader. Trotz des Fehlens von Vladimir Lucic gewinnen die Bayern über die Partie hinweg mehr und mehr Sicherheit und Punkte.

Von Matthias Schmid

Es kommt selten vor, dass man im Morača Sports Centre zu Podgorica die taktischen Anweisungen des Gäste-Trainers vernehmen kann. "Five down", schrie Aleksandar Djordjevic vom FC Bayern München im zweiten Viertel aufs Feld, "five down". Normalerweise geht das im infernalischen Lärm der Zuschauer unter, so laut sind die fast 5000 Menschen, so enthusiastisch, wenn ihre Lieblingsmannschaft auftritt. Und KK Buducnost Podgorica spielt gerade ziemlich gut: Der montenegrinische Meister führt in der Adria-Liga die Tabelle an, vor dem serbischen Champion und Euroleague-Teilnehmer Roter Stern Belgrad. Auch im zweitklassigen Eurocup, wo am Mittwochabend die Münchner als Gegner antraten, waren sie mit drei Siegen in drei Spielen hervorragend gestartet. Erst der FC Bayern konnte die Siegesserie beenden.

Die Münchner gewannen die Partie am Ende mit 76:60 (41:29) und brachte die Zuschauer früh schon weitgehend zum Schweigen. "Wir haben einen guten Job gemacht", fand Djordjevic: "Wir waren sehr fokussiert, haben physisch sehr intensiv gespielt." Mit dem Erfolg bleibt München als einzige Mannschaft in der Gruppe B ungeschlagen und kann bereits für die Runde der Top 16 planen. Devin Booker sammelte als bester Werfer seines Teams 15 Punkte.

Die Dienstreise nach Montenegro am Dienstag hatte noch mit einer schlechten Nachricht begonnen. Während seine Mitspieler ins Flugzeug stiegen, lag Vladimir Lucic in einem Tübinger Krankenhaus. Ulrich Stöckle hatte am Montag auf dem Operationstisch den Mittelfußknochen des Flügelspielers wieder zusammengeflickt. Lucic, der bisher auffälligste Bayern-Akteur der Saison, war am Samstag im Heimspiel gegen Frankfurt (72:60) unglücklich auf dem Schuh eines Gegenspielers gelandet und umgeknickt. Den Fuß muss er in den kommenden Wochen ruhigstellen, ehe er mit der Rehabilitation anfangen darf.

Sein Fehlen merkte man den Münchnern aber nicht an. Der hochwertige Kader kann auch den Ausfall eines Schlüsselspielers für einige Zeit ohne spielerische Einbußen kompensieren. Nihad Djedovic zum Beispiel steht nun häufiger auf dem Spielfeld - und weiß die Zeit zu nutzen. In Podgorica bescherte der Deutsch-Bosnier mit einem Dreier seinem Team die erste Führung zum 21:20 kurz zu Beginn des zweiten Viertels. In den ersten zehn Minuten hatten die Münchner noch Mühe, ihren Spielfluss zu finden, Tempo und Genauigkeit. Podgorica, fast identisch mit der montenegrinischen Nationalmannschaft, hatte bis dahin auch noch besser getroffen und sich so eine 12:5-Führung erspielen können.

Doch nach Djordjevic' Dreier dominierten die Bayern die Partie und zeigten, warum es in dieser Spielzeit in Würzburg bisher nur einer Mannschaft gelungen ist, sie zu besiegen. Sie verteidigten nicht nur so leidenschaftlich ihren eigenen Korb wie Dagobert Duck seinen Geldspeicher. Sie spielten nach vorne mit viel Fantasie, Wucht und Raffinesse. Sie überforderten Podgorica mit ihrem uneigennützigen Teamspiel, das schicke Extrapässe, zirkusreife Alley-oop-Anspiele und unverschämte Korbleger beinhaltete. Phasenweise führten die Münchner mit 20 Punkten (66:46/33.).

Am Ende konnten sie sich im Schlussviertel sogar erlauben, sich etwas zu schonen. Für die Partie am Sonntag bei Alba Berlin, wo in der Bundesliga der Tabellenführer wartet.

© SZ vom 02.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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