Basketball:Kräftiger Wandersmann

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Verein Nummer zwölf in neun Jahren: Basketballer Clifford Hammonds ist der große Hoffnungsträger von Cheftrainer Dirk Bauermann in Würzburg. (Foto: Heiko Becker/imago)

Cliff Hammonds ist der Königstransfer der Würzburger Basketballer. Er will in Franken heimisch werden.

Von Matthias Schmid

Clifford Hammonds hat sich mit seiner Frau und seinen fünf Kindern ein ruhiges Plätzchen in Würzburg ausgesucht. Der US-Amerikaner lebt seit ein paar Wochen in einem Haus im Stadtteil Steinbachtal. Idyllisch Richtung Guttenberger Forst gelegen, erstreckt sich das Wohngebiet in dem Seitental des Mains auch an den Hängen zwischen Nikolaus- und Roßberg. Mit 360 Metern befindet sich hier auf der Frankenwarte auch der höchste Punkt Würzburgs. Hammonds, 31, hat seine neue hügelige Heimstätte schon joggend und sprintend erkundet - er gilt als Musterprofi und Fitnessfreak, der sich unheimlich gerne quält und sich mit Hanteln Umfänge an seinen Oberarme modelliert hat, die andere nicht einmal am Oberschenkel aufbringen.

"Es war nie meine Absicht, so oft zu wechseln", sagt Hammonds

Auf seine Laufrouten im Steinbachtal muss der Zugang des Basketball-Bundesligisten s.Oliver Würzburg in diesen Tagen aber erst einmal verzichten. Cheftrainer Dirk Bauermann ist mit seinem Kader ins Trainingslager nach Rotenburg an der Fulda gereist. Drei Einheiten stehen täglich auf dem Programm. Während viele Profis die harten Schichten als notwendiges Übel erachten, hatte sie Hammonds herbeigesehnt. "Ich genieße das harte Training", sagt der US-Amerikaner aus Fort Bragg in North Carolina. Er meint das ernst. Hammonds ist so etwas wie der Königstransfer der Würzburger nach dem enttäuschenden 14. Platz in der vergangenen Spielzeit. Der Spielmacher, der mit Alba Berlin schon in der Euroleague spielte und 2014 den Pokal gewann, soll Würzburg stabilisieren und besser machen. "Cliff ist eine echte Bereicherung für uns", schwärmt Bauermann, "weil er sehr mannschaftsdienlich spielt und jede Menge Erfahrung mitbringt."

Kurzum: Ein Spieler, wie ihn die Trainer lieben. Strebsam, motiviert, ohne jede Allüren. "Er hat Führungsstärke ohne viel Gequatsche", sagt Bauermann. Hammonds lebt seinen vorbildlichen Arbeitsethos täglich vor. "Ich haue mich in jedem Training so rein, als sei es mein letztes", sagt er: "Ich hoffe, dass ich so auch meine Mitspieler motivieren kann."

Zu seiner zurückhaltenden Art will seine Vita so gar nicht passen. Für elf Vereine in sechs verschiedenen Ländern ist er schon aufgelaufen, seit er vor neun Jahren die Universität mit Abschlüssen in Architektur und Psychologie verließ. In der vergangenen Saison etwa unterschrieb er zunächst im September einen Vertrag in Frankreich bei Limoges CSP, um sich dann im November den Riesen in Ludwigsburg anzuschließen. "Es war nie meine Absicht so häufig zu wechseln, aber es hat immer gute Gründe dafür gegeben", sagt er. In Berlin zum Beispiel spielte er zwei Jahre lang. Alba hätte gerne den Vertrag mit ihm verlängert. Auch Hammonds wollte das, er musste Alba aber immer wieder vertrösten, nicht weil er oder sein Agent plötzlich mehr Geld verlangten, sondern weil bei der Geburt seines fünften Kindes Komplikationen auftraten und er deshalb in den USA bleiben musste. "Am Ende muss ich immer auch schauen, was das beste für meine Familie ist", sagt Hammonds, der als Bub Ende der Achtziger Jahre einige Zeit in der Nähe von Heilbronn lebte. Sein Vater war dort als Soldat stationiert.

Häufige Ortswechsel kennt er also von klein auf. In Würzburg will er sich nun länger einrichten, nachdem er einen Zweijahresvertrag unterschrieben hat. "Die Vision von Coach Bauermann hat mir imponiert", erzählt Hammonds. Der frühere Bundestrainer will Würzburg zu einem starken deutschen Basketballstandort aufbauen, Halbfinalteilnahmen um die Meisterschaft sollen nicht die Ausnahme, sondern die Regel werden. Aus diesem Grund soll seine Mannschaft in diesem Jahr auch international spielen, er hat die Mannschaft für die Qualifikation für den Europe Cup angemeldet, die am 20. September mit dem Heimspiel gegen Buyuksehir Belediyesi Istanbul beginnt. Bauermann steht für einen kompromisslosen Defensivstil. Auch deshalb hat er Hammonds geholt und ihn gleich neben Kresimir Loncar zum Co-Kapitän berufen. Der Amerikaner wurde in seiner Zeit bei Alba zweimal zum besten Verteidiger der Bundesliga ausgezeichnet. Ihn allerdings auf die reine Verteidigungskunst zu reduzieren, würde ihm nicht gerecht werden. Hammonds hat mehr zu bieten als seinen Gegenspieler mit seiner lästigen und wuchtigen Art in die Resignation zu treiben und ihm so den Spaß zu nehmen. Er bringt auch in der Offensive alles mit, um dem Spiel Struktur und Präzision zu geben. Er hat ein gutes Auge, ein exzellentes Ballhandling und einen sicheren Wurf. "Ich habe schon häufig gezeigt, dass ich mit verschieden Basketballstilen zurechtkomme", sagt Hammonds.

Bei Alba Berlin nannten sie Cliff Hammonds den "Ochsen"

Vielleicht sehen die Bewegungen bei manchen Spielmachern seiner Herkunft eleganter aus, geschmeidiger. Cliff Hammonds trägt deshalb seit seiner Zeit in Berlin für einen Basketballer einen auch etwas ungewöhnlicheren Spitznamen mit sich herum. "Der Ochse" haben sie ihn wegen seiner unheimlichen Kraft gerufen. Dirk Bauermann versteht das als Kompliment. Uneingeschränkt. Und Hammonds sagt: "Ich brauche meine Stärke vor allem für meine Kinder." Es sind so viele, dass sie ein komplettes Basketballteam stellen können.

© SZ vom 19.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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