Basketball:Klammern an den letzten Platz

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In herausragender Verfassung: An Dirk Nowitzki liegt es nicht, dass Dallas zu kämpfen hat. (Foto: Bob Leverone/AP)

Trotz ihres in den vergangenen Wochen überragenden Kapitäns Dirk Nowitzki müssen die Dallas Mavericks schwer um die Teilnahme an den Playoffs in der NBA kämpfen.

Von Joachim Mölter, Dallas/München

Nach fünf Niederlagen nacheinander, von denen vier auch noch in eigener Halle zustande gekommen waren, hielten es die Dallas Mavericks offensichtlich für angebracht, sich erst einmal ganz klein zu machen. Zumal im Spiel bei den Charlotte Hornets, den Gewinnern von sieben Spielen in Serie, dem gerade heißesten Team der amerikanischen Basketball-Profiliga NBA. Mavericks-Trainer Rick Carlisle nahm jedenfalls seinen 2,11 Meter großen Center Sasa Patschulia aus der Startformation, trotz dessen untadeliger Leistungen, und ersetzte ihn durch den 1,85-Meter-Mann Raymond Felton, einen wuseligen, flinken Spielmacher. "Wir mussten uns einfach neu organisieren", erklärte Carlisle hernach, als sein Plan aufgegangen war und die Mavericks mit ihrem 107:96-Erfolg beide Serien beendet hatten, ihre eigene und die des Gegners. "Das war ein großer Sieg", fand Chandler Parsons, mit 24 Punkten Dallas' bester Werfer an diesem Sonntagabend.

15 Spieltage vor dem Ende der Hauptrunde haben die Mavericks damit ihre positive Bilanz gewahrt, mit 34:33 Siegen klammern sie sich allerdings bloß an den achten Platz der Western Conference, dem letzten Rang, der noch zur Teilnahme an der K.o.-Runde um die Meisterschaft berechtigt. "Im Moment spielen wir um unser Playoff-Leben", sagt Parsons.

In der Tat steht die Mannschaft um ihren aus Würzburg stammenden Kapitän Dirk Nowitzki in diesem fortgeschrittenen Saisonstadium so schlecht da wie nur einmal in den vergangenen 15 Jahren, wie im Spieljahr 2012/13. Damals verpasste sie mit einer Bilanz von 41:41 Siegen zum ersten und einzigen Mal seit 2001 die Playoffs. "Wir stehen jetzt an einer Kreuzung, an einem Scheideweg", sagt Wesley Matthews, der Shooting Guard des Teams.

"Im Moment denken wir nicht langfristig", sagt Chandler Parsons

Zwar fehlt Dallas in der Western Conference nicht viel zu Rang sechs, den derzeit die Portland Trail Blazers (35:33) belegen; diese Platzierung im Endklassement wäre wichtig, um in der ersten K.o.-Runde den beiden besten Teams aus dem Weg zu gehen - dem schier unschlagbaren Titelverteidiger Golden State Warriors (60:6 Siege) oder den nicht minder starken San Antonio Spurs (56:10). Doch der Vorsprung auf den nächsten Verfolger Utah Jazz (32:35) mit dem deutschen Nationalspieler Tibor Pleiß ist auch nicht so groß, als dass ihn die Mavericks nicht noch verspielen könnten. Zumal ihnen schwere Aufgaben bevorstehen: Am Mittwoch müssen sie bei den Cleveland Cavaliers und deren Spitzenspieler LeBron James antreten, dem Tabellenführer der Eastern Conference (47:19); danach empfangen sie die Warriors, ehe sie zweimal auf den unmittelbaren Konkurrenten Portland treffen, erst daheim, dann auswärts. "Im Moment denken wir nicht langfristig", sagt Parsons, mit seinen 27 Jahren einer der Jüngsten im zweitältesten Team der Liga: "Wir müssen erst mal anfangen, wieder Spiele zu gewinnen."

An Dirk Nowitzki liegt der Rückfall ins Mittelmaß nicht, der befindet sich nämlich für einen 37-Jährigen in herausragender Form. Der 2,13 Meter große Flügelspieler ist der erfolgreichste Korbjäger der Mavericks, mit deutlichem Abstand sogar. Seinen Durchschnitt von 18,3 Zählern pro Partie hat er zuletzt sogar gesteigert: Während der Niederlagen-Serie kam er auf 24,6.

Auch beim Erfolg in Charlotte war er wieder einer der Besten, wenn nicht gar der Beste: Er holte 23 Punkte und sammelte elf Rebounds ein, vor allem erzielte er beim Stand von 71:73 einen Dreier, mit dem er die Wende im Spiel einleitete: Danach gaben die Mavericks die Führung nicht mehr ab. Kein Wunder, dass Trainer Carlisle nur ungern auf Nowitzki verzichtet, selbst wenn er die Mannschaft lieber klein macht. Der Würzburger kommt in dieser Saison im Durchschnitt auf mehr als 30 Minuten Einsatzzeit, viel mehr als dem Klub lieb ist. Ursprünglich sollte Nowitzki so weit wie möglich geschont werden, damit er halbwegs frisch in die Playoffs gehen und dem Team dort helfen kann. Aber so wie die Dinge derzeit stehen, braucht Dallas den großen Deutschen schon jetzt ganz dringend.

© SZ vom 16.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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