Basketball:Johns Antwort

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Platz da, hier komm' ich: John Bryant (rechts, gegen Jason Boone) riss die erste Playoff-Partie im zweiten Viertel an sich und erzielte 19 Punkte. (Foto: imago/foto2press)

Dass der FC Bayern zum Auftakt der Playoffs gegen Ludwigsburg gewinnt, liegt vor allem an Center Bryant.

Von Ralf Tögel

Sie hatten sich einiges überlegt, die Basketballer des FC Bayern München. Die Playoffs werden ja gerne mit einem Motto belegt, in München ist es "die geilste Zeit des Jahres". Das herrliche Mai-Wetter hatte eine ausverkaufte Halle verhindert, dafür gab es für jeden der 6123 Zuschauer ein rotes T-Shirt. Auch die Spieler durften neuen Zwirn zur Schau tragen, der stach besonders ins Auge: Die eigens entworfenen Playoff-Trikots hatten kurze Ärmel, so etwas gab es noch nie in der Bundesliga, im Basketball wird traditionell ärmellos gespielt. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber hübsch anzusehen, wie der große Leinwand-Würfel unter der Hallendecke, was in der nordamerikanischen Profiliga NBA Usus ist.

Optisch haben sich die Basketballer also ein weiteres Stückchen den Kollegen der Fußball-Sparte angenähert, sportlich hingegen fehlt noch einiges, um es den Fußballern mit deren Meistertitel gleichzutun. Immerhin hat das Team von Trainer Svetislav Pesic mit dem 97:80-Erfolg einen beruhigenden Einstand in die K.o.-Runde gefeiert. Pesic selbst hatte in einem Interview mit der SZ für Aufregung gesorgt, weil er fehlenden Rückhalt im Präsidium beklagte - was dort dem Vernehmen nach auf wenig Gegenliebe getroffen ist.

Dusko Savanovic soll in Spiel zwei in Ludwigsburg wieder mitwirken

Im ersten Viertel war auch das Spiel seiner Mannschaft wenig harmonisch. Ludwigsburg ist für seinen aggressiven, robusten Stil bekannt, die Bayern wirkten dennoch überrascht. "Die waren von Anfang an voll da", fand Maxi Kleber, der eingestand, dass ihn die Ludwigsburger in dieser Phase durchaus beeindruckt hätten. Pesic hatte vor den Playoffs angemahnt, dass seine Spieler an die Abwehrleistung aus der Meistersaison 2014 anknüpfen müssten, um wieder etwas Derartiges zu erreichen. Seinerzeit war der FC Bayern das beste Reboundteam, entnervte die Kontrahenten durch eine giftige Defense. Was in der bisherigen Saison nicht der Fall war, und es wirkte, als hätte allein die Erinnerung an die Versäumnisse schwere Beine bei seinem Personal verursacht: Genau diese Tugenden brachten die Ludwigsburger in den ersten zehn Minuten auf das Feld. Die Gäste angelten sich 13 Bälle vom Brett, die Münchner zehn weniger. Dass die Münchner nur 21:27 in Rückstand gerieten, war ihrer hohen Offensivqualität zu verdanken. Keine Mannschaft in der Liga erzielt so viele Punkte wie der FCB, der Schnitt liegt bei 91,1. Doch auch davon war vorerst nicht viel zu sehen, die Gäste dominierten die Anfangsphase.

Aber die Münchner haben nicht nur die bessere Punktequote, sie haben auch die besseren Spieler. Selbst ohne den abgebrühten Dusko Savanovic, der wegen seiner Kapselverletzung am Finger noch pausieren musste. Savanovic will aber im nächsten Spiel in Ludwigsburg wieder mitwirken. Was nicht für Daniel Mayr gilt (Knie-OP), auch nicht für Chad Toppert, die Zeit des Amerikaners in München ist abgelaufen, er hatte den Bayern in den beiden vergangenen Monaten über ihre Verletzungsprobleme hinweggeholfen. Dafür hat sich Center John Bryant eindrucksvoll zurückgemeldet. Der sensible 2,11-Meter-Hüne war im bisherigen Saisonverlauf vor allem durch seine Leistungsschwankungen aufgefallen, nun präsentierte er sich in bester Playoff-Form. Bryant riss das Spiel im zweiten Viertel an sich, fischte Rebounds, traf Dreier, war am Brett kaum zu bremsen. "Sie haben keine Antwort auf John gefunden", sagte Teamkollege Kleber, "also haben wir über ihn angegriffen." Bryant gelangen im zweiten Viertel zwölf seiner insgesamt 19 Punkte, er hatte den größten Anteil daran, dass sein Team das Spiel drehte. Neben Nihad Djedovic, der nach seiner Wadenverletzung rechtzeitig zur alten Galaform gefunden hat und mit 20 Punkten Bayerns Topscorer war. Abgesehen den beiden besten Werfern war Maxi Kleber auffälligster Akteur, der einmal mehr spektakulär verteidigte und nicht nur wegen seiner elf Punkte auch offensiv Akzente setzte: "Meine Würfe haben sich auch vorher nie schlecht angefühlt, aber jetzt sind sie gefallen." Zur Pause führten die Münchner 49:42, im dritten Viertel fanden sie endgültig ins Spiel, was sich mit 34:21 Zählern niederschlug. Ludwigsburg war geschlagen, im letzten Spielabschnitt reduzierten die Münchner Spieler ihre Bemühungen spürbar und brachten das Spiel so problemlos wie solide nach Hause.

Trainer Pesic wirkte trotz des Sieges missmutig

Dem Trainer war der holprige Einstieg ins Spiel nicht entgangen, Pesic wirkte etwas missmutig und drehte seine Analyse hauptsächlich auf den Gegner, der Charakter gezeigt habe und trotz des 0:1-Rückstands in der Best-of-five-Serie sein Team sicherlich noch richtig fordern werde. Wohl schon am Dienstag (20 Uhr), wenn der FCB in Baden-Württemberg antritt. Dann sollten sie sich wieder etwas einfallen lassen, nicht für die Optik, sondern für die ersten Minuten.

© SZ vom 09.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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