Basketball:Jagd auf die Rekordjäger

Lesezeit: 3 min

Alles überragender Spieler in einer überragenden Mannschaft: Stephen Curry von den Golden State Warriors. (Foto: Ezra Shaw/AFP)

Golden State ist dabei, einen 20 Jahre alten Rekord zu brechen. Für die Playoffs ist das gefährlich.

Von Patrick Reichardt, Oakland/München

Immer im Februar müssen die Basketballer der San Antonio Spurs ihre Spielstätte räumen. Für wildgewordene Bullen. Im AT&T Center begeistert dann eine Rodeo-Show das Publikum. Für die Spurs bedeutet der alljährliche Rodeo-Wahnsinn: Sie müssen reisen. Mindestens drei Wochen lang. Lauter Auswärtsspiele im Kalender. In dieser Spielzeit wird den Texanern der Trip durch die Großstädte der USA besonders schwer fallen, schließlich gleicht der Spielort San Antonio derzeit einer Festung. 38 von 39 Spielen hat das Team um Tim Duncan seit der letzten Rodeo-Pause in der eigenen Arena gewonnen. Die letzte Niederlage datiert aus dem März 2015.

Die Spurs sind im US-Basketball in diesem Jahr nicht nur ein ernsthafter Titelkandidat - sie sind auch drauf und dran, ihre eigenen Vereinsrekorde zu brechen. Saisonübergreifend 34 Heimsiege in Serie sind eine interne Bestmarke, mit ihrer starken Zwischenbilanz (39 Siege, 7 Niederlagen) nehmen die Spurs Kurs auf die erfolgreichste reguläre Saison ihrer Geschichte. Doch der fünfmalige NBA-Meister geht derzeit ein wenig unter: im Hype um den aktuellen Titelverteidiger.

Die Golden State Warriors (42 Siege, 4 Niederlagen) nämlich befinden sich auf Kurs, einen 20 Jahre alten Rekord zu brechen: 72 Siege in einer Spielzeit. Aufgestellt von den Chicago Bulls in der Saison 1995/1996, angeführt von einem gewissen Michael Jordan.

Tim Duncan ist derzeit am Rücken verletzt, das ändert viel

Unter der Woche sind die beiden führenden Teams der Liga aufeinandergetroffen. Die Spurs unterlagen in Kalifornien deutlich mit 90:120. Besonders zu schaffen macht das den Männern von Trainer Gregg Popovich aber nicht. "Beinahe hatten wir sie", scherzte der Coach. Und weiter: Er sei froh, dass sein Manager nach dieser Niederlage nicht in der Kabine gewesen sei. "Sonst hätte er mich vielleicht gefeuert."

Popovich, 67, betreut die Spurs seit 20 Jahren, er kann nach fünf eroberten Meisterpokalen etwas lockerer auf die reguläre Saison blicken als manch anderer Trainer. Er weiß ja: "Zwischen März und dem Start der Playoffs ist viel Zeit, um noch besser zu werden." Zum Beispiel, wenn der derzeit am Rücken lädierte Duncan wieder mitwirken kann.

Und es besteht ja kein Zweifel daran, dass Popovich wieder eine schlagkräftige Truppe beisammen hat: Mit durchschnittlich 13,9 Punkten Unterschied gewinnen die Texaner in dieser Spielzeit ihre Partien. Der Allzeit-Rekord lag in der NBA bisher bei 12,2 Punkten. Dass nun die Warriors drüben in Kalifornien noch mehr Saisonspiele gewinnen, dass sie sogar den Uralt-Rekord der Bulls attackieren und sich für die Playoffs den Heimvorteil sichern dürften, damit kann Popovich leben.

Die Spurs haben ihr ohnehin starkes Team zum Beginn der Saison mit LaMarcus Aldridge um einen weiteren Allstar verstärkt und gelten als eingespieltes, vielseitiges Kollektiv mit einer starken Bank. In einer langen Saison ist das von großem Wert. Als Kopf der Mannschaft dient mittlerweile Kawhi Leonard, der beim letzten Titel 2014 bereits als wertvollster Spieler der Finalserie ausgezeichnet wurde. Tony Parker, 33, Manu Ginobili, 38, und eben Tim Duncan, 39, sind zwar in die Jahre gekommen, sind aber noch immer tragende Säulen in einer der stärksten Mannschaften der NBA-Geschichte. Parker ist der aggressive, pfeilschnelle Spielmacher, Duncan der beständige Defensivanker und Ginobili der sechste Mann, der konstant Punkte von der Bank beisteuert.

Die Spurs und die Warriors treffen sich noch dreimal

Sollen doch die Warriors nach dem Michael-Jordan-Rekord streben. So richtig viel wert wäre der ja nur, wenn er in den Playoffs auch mit der Titelverteidigung garniert wird.

San Antonio wird in dieser Spielzeit noch dreimal gegen die Warriors antreten. Und zwei dieser Spiele finden erst im Saisonendspurt, eine Woche vor dem Start in die Playoffs (16. April), statt. Es ist nicht auszuschließen, dass Popovich dann die geschundenen und vielbelasteten Knochen seiner Veteranen schont und auf eine Bestbesetzung verzichtet. Sein Gegenüber Steve Kerr, 50, wird das aller Voraussicht nach nicht machen. Er will ja als Trainer die Bestmarke knacken, die er selbst vor 20 Jahren als Spieler an der Seite von Jordan aufgestellt hat.

Und wer dann in den Playoffs die besseren Kräfte hat, wird sich zeigen.

© SZ vom 31.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: