Basketball:Italienischer Pfeffer

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„Körperlich noch lange nicht bei 100 Prozent“: Daniel Hackett. (Foto: imago)

Daniel Hackett bringt bei den Bambergern die nötige Erfahrung mit, die dem deutschen Meister in der Euroleague bisher gefehlt hat.

Von Matthias Schmid

Als Sohn einer Italienerin ist es nicht einfach, ein angemessenes Restaurant zu finden, das den gehobenen kulinarischen Ansprüchen gerecht wird. Nach seinem Umzug im Sommer von Athen nach Bamberg hat sich Daniel Hackett an seinem neuen Wohnort aber rasch eingelebt, auch wegen der "vorzüglichen Osteria", wie der Basketballer vom deutschen Meister Brose Bamberg hervorhebt. Aber nach ein paar Monaten in Oberfranken vermisst er die Pasta ohnehin nicht mehr so sehr, "ich liebe inzwischen Schnitzel", sagt der 29-Jährige.

Hackett isst für sein Leben gerne. Und deshalb passt auch der Vergleich seines Trainers Andrea Trinchieri so gut. "Daniel", sagt sein Landsmann "ist für mich der Pfeffer im Team. Er ist gleichzeitig für Würze und Balance zuständig." Hackett muss bei dem Vergleich schmunzeln: "Es ist lustig, wenn er uns als Zutaten sieht." Aber der Mann aus der Hafenstadt Pesaro findet, dass in dem Gewürzvergleich etwas Wahres drinsteckt. Als er wegen einer Wadenverletzung zuletzt fast vier Wochen pausieren musste, "hat man gesehen, was wir an ihm haben", sagt Trinchieri: "So einen wie ihn findet man nicht so oft."

In der Tat ist Hackett ein Spieler, der das gewisse Etwas mitbringt, um aus einem guten Gericht ein außergewöhnliches zu machen, um im Bild zu bleiben. Der Spielmacher, Sohn eines amerikanischen NBA-Basketballers, sammelt nicht die meisten Punkte oder verteilt die meisten Passvorlagen. Seine Qualitäten sind häufig erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Wie am Sonntag beim 83:65-Sieg gegen Bonn, mit dem die Bamberger sich die Chance auf den zweiten Tabellenplatz wahrten. Als die Bonner im dritten Viertel gefährlich nahe kamen und sogar 37:36 in Führung gingen, war Hackett plötzlich stilprägend. Als Verteidiger des Bonner Spielmachers Josh Mayo, als Werfer und als Passgeber. "Er ist stark in der Defensive, hat ein gutes Auge und einen konstanten Wurf", lobt Trinchieri. Schnell setzten sich die Bamberger ab, und Hackett durfte sich wieder draußen auf der Bank ausruhen.

Es war ein Risiko, ihn zu holen - doch es macht sich bezahlt

Der 1,98 Meter große Italo-Amerikaner braucht die Ruhephasen, er kann der Mannschaft noch nicht über einen längeren Zeitraum helfen. "Ich bin körperlich noch lange nicht bei 100 Prozent", bestätigt er. Hackett, der schon bei zahlreichen Spitzenklubs in der Euroleague auflief, blickt auf eine beschwerliche Zeit zurück. Vor einem Jahr lag er auf dem Operationstisch, weil ihn die Ärzte den Quadrizeps Femoris im linken hinteren Oberschenkel wieder zusammenflicken mussten. Er hatte sich im Spiel für Olympiakos Piräus so schwer verletzt, "dass ich Angst hatte, ob ich jemals wieder mein altes Niveau erreichen kann". Es dauerte bis in den Sommer hinein, bis er wieder so weit gepflegt war, dass er Basketball spielen konnte. Seine Krankenakte und der damit gesunkene Marktwert waren mit ein Grund dafür, warum sich Bamberg einen der aufregendsten europäischen Spieler der vergangenen Jahre leisten konnte.

Es war natürlich ein Wagnis, einen verletzungsanfälligen Spieler wie ihn zu holen, weil er nicht der einzige Rekonvaleszent war. Auch Spielmacher Ricky Hickmann brauchte eine Weile, um wieder in Form zu kommen. Hinzu verpflichtete Bamberg in Dorell Wright und Bryce Taylor Profis, die schon jenseits der 30 sind. Aber wie vor allem die Spiele in der Euroleague zeigen, scheint sich das Bamberger Risiko bezahlt zu machen. Mit fünf Siegen und fünf Niederlagen sind die Bamberger so gut wie nie zuvor im wichtigsten europäischen Klubwettbewerb gestartet. Vor allem haben sie gelernt, Partien auch in der hektischen Schlussphase zu entscheiden, in der vergangenen Saison noch verlor der Klub in der Schlussphase elf Spiele mit weniger als fünf Punkten Differenz. "Erfahrung auf dem Feld und in der Kabine ist unheimlich wichtig", sagt Hackett, "weil wir die Jüngeren führen können."

Bei Hackett entsteht ja wegen seiner Tattoos, die bis zum Hals reichen, und seiner lässigen Dreadlocks in den Köpfen zahlreicher Beobachter schnell der Verdacht, dass er ein Hallodri sein könnte mit Hang zur Sorglosigkeit. Das Gegenteil ist aber richtig. Er ist ein Vorbild. "Ich lebe den anderen vor, wie hart man trainieren muss, um ein guter Basketballer zu sein", sagt er selbst. Werte wie Bescheidenheit seien ganz wichtig, fügt der Familienvater einer einjährigen Tochter hinzu.

Deshalb mag er es auch nicht, irgendwelche Ziele in die Welt hinaus zu posaunen: "Wir müssen demütig bleiben und uns im Guten wie im Schlechten nicht verrückt machen lassen." Die Richtung stimme in Bamberg. Noch würden sie jeden Tag das detailverliebte System des Trainers lernen müssen. Hackett sagt: "Wir machen große Fortschritte."

© SZ vom 05.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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