Basketball:In ruhigerem Fahrwasser

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Kräftezehrende Niederlage: Bambergs Fabien Causeur (Mitte) beim 83:84 gegen Athen. (Foto: Nicolas Armer/dpa)

Die Bamberger Basketballer kommen vor den wichtigen Spielen gegen Mailand und München inzwischen besser damit zurecht, mit den Strapazen zweier fordernder Wettbewerbe umzugehen.

Von Matthias Schmid

Schlafen, schlafen und schlafen. Das war die simple Antwort von Nationalspieler Patrick Heckmann auf die Frage, was er denn an seinem freien Tag am Montag zu tun gedenke. Heckmann und seine Mitspieler vom deutschen Basketballmeister Brose Bamberg lechzen in diesen Wochen nach ein bisschen Ruhe wie ein Wüstenwanderer nach ein paar Tropfen Wasser. Die Basketballer kommen gerade viel herum, sie führen ein unstetes Leben, ein Leben aus Koffern, sie spielen fast jeden zweiten Tag - zumindest war das in der vergangenen Woche so. Zunächst das Heimspiel gegen Oldenburg in der Bundesliga, zwei Tage später folgte der Heimauftritt in der Euroleague gegen Panathinaikos Athen, 48 Stunden später stand im stärksten europäischen Klubwettbewerb schon das Auswärtsspiel beim FC Barcelona an, die Woche endete mit der Bundesliga-Begegnung in Ludwigsburg. "Es war eine sehr harte Woche für uns", gab Bambergs Cheftrainer Andrea Trinchieri nach dem 60:48-Sieg in Ludwigsburg zu. Der Italiener lächelte gequält und fügte hinzu: "Und wir haben erst Ende Oktober."

Das neue Format in der Euroleague sieht für Bamberg 30 Vorrundenspiele vor

Die Hatz quer durch Deutschland und Europa, sie geht erst einmal weiter, wenn auch mit einem etwas verminderten Tempo. Am Donnerstag empfängt Bamberg in der Euroleague Mailand, ehe drei Tage später zum Bundesliga-Spitzenspiel der FC Bayern vorbeischaut. Es ist ein Spiel, auf das sie in München seit der verstörenden Niederlage im Mai dieses Jahres im Playoff-Halbfinale hinfiebern, mit einer neuen Mannschaft und einem neuen Trainer wollen sie sich in dieser Spielzeit wieder zum ernsthaften Herausforderer der Bamberger aufschwingen und ihnen die Meisterschaft streitig machen. Doch die Oberfranken haben gar keine Zeit, sich mit ihrem großen Rivalen auseinanderzusetzen. "Es wäre vollkommen falsch, sich jetzt schon mit anderen Dingen zu beschäftigen", sagt Rolf Beyer. Bambergs Geschäftsführer und alle Verantwortlichen im Klub sind gerade dabei zu lernen, wie sie mit der Belastung von zwei aufreibenden Wettbewerben möglichst ressourcenschonend umgehen können. "Wir haben uns das ja alle sehr hart vorgestellt", gesteht Trinchieri, "aber so hart auch wieder nicht."

Es ist vor allem die mentale Anstrengung, die an ihm und seinen Spielern zehrt, es ist für fast alle Spieler ein neues Erlebnis, eine neue Erfahrung, auf höchstem europäischen Niveau zweimal in der Woche gefordert zu sein. Zu Beginn der Saison hatte die Bamberger das neue Format in der Euroleague mit 30 Vorrundenspielen noch beeindruckt. "Aber wir gewöhnen uns langsam an diesen Rhythmus und kommen in ruhigere Fahrwasser", sagt Beyer.

Körperlich machen die Bamberger nach acht Bundesliga- und vier Euroleaguespielen ohnehin einen guten Eindruck, sie spielen weiter ihre aufwendige Defensive und lassen offensiv weiter den Ball schnell durch alle Hände laufen, bis ein Spieler freisteht. In der BBL führen sie so ungeschlagen die Tabelle an, während sie international mit einem Sieg im unteren Mittelfeld stecken. Doch das Bild dort ist ein wenig verzerrt. Die Mannschaft hat sowohl beim Vorjahresfinalisten Fenerbahçe Istanbul nur mit einem Punkt verloren (66:67) als auch gegen Athen (83:84). Vor allem die Niederlage gegen die Griechen wirkt nach. "Das hat ein paar Schmauchspuren hinterlassen", erzählt Beyer, weil Bamberg drei Minuten vor der Schlusssirene noch mit zehn Punkten führte und mit eigenen Ballverlusten den vermeintlich schon geschlagenen Gegner wieder stark machte. "Es ist offensichtlich, dass noch etwas fehlt", sagt Trinchieri: "Wir müssen weiter arbeiten und diese Lücke schließen. Wir sind nicht weit weg, die großen Teams zu schlagen."

Am Donnerstag (20 Uhr) gegen Mailand ist ein Sieg nun fast schon Pflicht, wenn die Bamberger am Ende als erste deutsche Mannschaft ins Viertelfinale aufsteigen wollen. In die Favoritenrolle lassen sich die Oberfranken aber nicht gerne drängen. "Die Top Acht offensiv als Ziel auszugeben wäre zu vermessen", sagt Beyer, "aber wenn wir einen einstelligen Tabellenplatz erreichen wollen, müssen wir mindestens zehn Heimspiele gewinnen." Nach dem Spiel gegen Mailand werden sie sich in Bamberg dann auch mit dem FC Bayern beschäftigen, der in dieser Woche international spielfrei hat.

© SZ vom 02.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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