Basketball:Hausarbeit gegen die Trübsal

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Die Würzburger Basketballer verspielen in Bayreuth kurz vor Schluss einen Vorsprung. Nicht zum ersten Mal.

Von Matthias Schmid

Am Morgen danach hat Maurice Stuckey erst einmal Wäsche gewaschen und seine Wohnung aufgeräumt. Was man halt so macht nach einer Niederlage in der Basketball-Bundesliga. Den Spielmacher von s.Oliver Würzburg konnte aber auch die häusliche Arbeit nicht wirklich ablenken. "Mir sind immer wieder Szenen vom Vorabend durch den Kopf gegangen", erzählt der Basketball-Profi, die 80:86-Niederlage im fränkischen Derby bei Medi Bayreuth ließ ihn einfach nicht los: "Was hätte ich hier und da anders machen können?"

Die Partie beschäftigte ihn weiter, egal was er machte. Aber es half ja nichts, das Spiel war gespielt. Also schaute sich Stuckey die US-Krimiserie "How to get away with murder" an, um Zerstreuung zu finden. Um Leben und Tod geht es ja beim Basketball glücklicherweise nicht. Aber Stuckey, 27, und die Würzburger fragen sich, wie sie den knappen Niederlagen davonkommen können. In Bayreuth spielten sie gut, sie verteidigten lästig und trafen ihre Würfe, fast 32 Minuten lang. Danach gelang ihnen nichts mehr, in den letzten acht Minuten blieben sie gar ohne Korb aus dem Feld heraus. "Wir müssen lernen, in der Crunch Time kühlen Kopf zu bewahren und konzentriert weiter zu spielen", sagte Stuckey, der 18 Punkte sammelte.

In Bayreuth war es nicht das erste Mal in dieser Spielzeit, dass die Würzburger einen Vorsprung noch verspielten. Phasenweise führten sie mit 13 Punkten (18:8), noch im Schlussviertel lagen sie mit 71:63 vorne, ehe Bayreuth durch Gabe York drei Minuten vor der Schlusssirene überhaupt das erste Mal in Führung gehen (76:75) und diese bis zum Ende sogar noch ausbauen konnte. Würzburgs Cheftrainer Dirk Bauermann wollte seiner Mannschaft hinterher "aber keinen Vorwurf machen", wie er hervorhob: "Wir sind hier mit sehr viel Qualität aufgetreten, die Leistung war alles in allem sehr gut. Natürlich ist es enttäuschend, mit einer Niederlage nach Hause zu fahren, aber das ist für uns kein Grund, die Köpfe hängen zu lassen."

Erst nach der Pause kann Gabe York das Spiel prägen

Nachdem die Würzburger mit fünf Siegen in den ersten fünf Spielen perfekt in die Saison gestartet sind, haben sie sich inzwischen an Niederlagen gewöhnen müssen. Nur eines ihrer vergangenen sechs Spiele konnten sie für sich entscheiden. "Wir brauchen endlich mal wieder ein Erfolgserlebnis, um auch wieder das nötige Selbstbewusstsein in den entscheidenden Phasen zu haben", betont Stuckey.

Dass sie Basketball nicht verlernt haben, bewiesen sie in der mit 3300 Zuschauern ausverkauften Oberfrankenhalle. Ihnen gelang es bis in das Schlussviertel hinein, den Tabellendritten zu kontrollieren. Bayreuth fand erst einen Zugang in die Partie, als dessen Spielmacher Gabe York nach der Pause endlich auch mit Punkten das Spiel prägen konnte. "Sie haben mich vorher aus dem Spiel genommen, ich bin eigentlich nur auf und ab gelaufen", staunte der Amerikaner selbst über die bemerkenswerte Defensive des Gegners, der ihm in den ersten zwanzig Minuten keinen Zähler gestattete. Im dritten Viertel verwandelte er dann allein drei Dreier und lobte seinen Trainer Raoul Korner für dessen "großartige Leistung in der Pause", wie er es ausdrückte. "Er hat in der zweiten Hälfte einige Spielzüge angesagt, die auf mich zugeschnitten waren. Hier hat mich dann meine Mannschaft freigespielt." Der österreichische Coach reklamierte den Erfolg aber nicht für sich, sondern hob vielmehr die Leistung seiner Mannschaft hervor. "Wir hatten nun schon viele enge Partien um zu wissen, wie man ganz gut mit so einer Situation umgehen muss", sagte Korner.

Mit dem achten Saisonsieg festigten die Bayreuther den dritten Platz in der Bundesliga, den sie bis zum Ende der Hinrunde auch behalten wollen, weil er zur Teilnahme am Pokalwettbewerb der besten Sechs berechtigt. In diesen erlesenen Kreis will auch Maurice Stuckey mit seiner Mannschaft vordringen. Das sei das Ziel, gibt er zu. Der Rückstand des Tabellenneunten ist gering. "Wir spielen jetzt gegen laute direkte Konkurrenten", sagte Stuckey, "da wollen wir eine Siegesserie starten."

Maurice Stuckey hat keine Lust mehr auf Niederlagen. Da hilft es auch nichts, dass ihn seine Mitspieler am Sonntag mit neuen Serientipps aufzumuntern versuchten.

© SZ vom 04.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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