Basketball:Gütiger Großvater

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Berlins Coach Aito geht gelassen ins entscheidende fünfte Spiel in der Final-Serie um den Titel. Er ist für Albas Erfolg hauptverantwortlich. Und selbst Uli Hoeneß, Präsident des Finalgegners FC Bayern, bewundert ihn für seine Leistung.

Von Joachim Mölter, Berlin/München

Der alte Mann kam nicht weit bei dem Versuch, sich in den VIP-Raum der Arena am Berliner Ostbahnhof zu schleichen, nach nur wenigen Schritten erhoben sich die ersten Gäste - um applaudierend Spalier zu stehen. Alejandro Garcia Reneses, kurz: Aito, nahm die Huldigungen entgegen mit einem freundlichen Kopfnicken, einem leichten Lächeln. Dann schlurfte der alte Mann weiter seines Wegs, völlig unprätentiös.

"Das habe ich lange nicht mehr erlebt, dass ein Trainer im VIP-Raum mit Beifall empfangen wurde", sagte Marco Baldi, Geschäftsführer des achtmaligen deutschen Basketball-Meisters Alba Berlin. Aber er fand die Geste angemessen nach dem 72:68, mit dem sein Team am Mittwochabend die Finalserie um die deutsche Meisterschaft gegen den FC Bayern München zum 2:2 ausgeglichen hatte. Das fünfte, das entscheidende Duell wird am Samstag (20.30 Uhr) in München ausgefochten. "Wir haben das letzte Spiel zu Hause, und ich glaube daran, dass wir gewinnen", sagt Dejan Radonjic, 48, der Trainer der FC-Bayern-Basketballer, mit aller Entschlossenheit. Aito, 71, hält mit aller Gelassenheit entgegen: "Ich bin froh, dass wir in dieser Saison in der Position sind, jeweils das letzte Spiel im Pokal und in der Bundesliga spielen zu können."

Mit der Teilnahme am Pokalfinale im Februar (75:80 gegen den FC Bayern) und nun an der Endspielserie haben die Berliner ja schon mehr erreicht, als man ihnen zu Saisonbeginn zugetraut hatte. "Es ist vieles aufgegangen, was wir seit Jahren planen", resümierte Baldi, vor allem, "dass viele junge Spieler den Schritt zu den Profis gemacht haben". Dafür hat Aito gesorgt, den Alba im vorigen Sommer zum ersten Engagement im Ausland bewegen konnte. In seiner Heimat Spanien gilt Don Alejandro, wie er auch genannt wird, als großer Talentförderer, er hat spätere NBA-Profis wie Pau Gasol, Ricky Rubio und Rudy Fernandez auf den Weg gebracht. In Berlin hat er Tim Schneider, 20, in der Stammrotation etabliert und den Teenagern Bennet Hundt, 19, Hendrik Drescher und Jonas Mattisseck, beide 18, die ersten Bundesliga-Einsätze beschert. "Da hat sich etwas gefunden, was sehr gut zusammenpasst", findet Baldi.

Er lobt Aito in höchsten Tönen: als bescheiden, ruhig, zurückhaltend, einen Gentleman eben oder "Granden", wie es im Spanischen heißt. Selbst in den aufregenden, umkämpften Finalspielen bleibt Aito cool an der Bande lehnen und beobachtet das Treiben seiner Spieler wie ein gütiger Großvater seine Enkel. Er lässt ihnen ja auch entsprechend viele Freiräume. All das, sagt Baldi, "macht ihn für die Fans extrem liebenswürdig. Das wissen die Leute zu würdigen". Selbst Uli Hoeneß, der Präsident des Finalgegners FC Bayern, tut das. Der Berliner Zeitung Tagesspiegel sagte er neulich: "Aito nimmt sich gar nicht wichtig und hat Erfolg. Er ist ein fantastischer Mann, ein toller Basketballlehrer."

© SZ vom 16.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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