Basketball:Geschafft

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Der FC Bayern übersteht dann doch das Playoff-Viertelfinale. Auch das entscheidende fünfte Spiel gegen Frankfurt ist eine Weile von Nervenflattern gekenn­zeichnet - am Ende steht ein klarer Sieg.

Von Joachim Mölter

Man hätte es ahnen können, schon als noch alles recht rosig aussah für die Basketballer des FC Bayern München, so als ginge alles den erwarteten Weg. Im dritten Spiel ihrer Viertelfinal-Serie um die deutsche Meisterschaft gegen die Fraport Skyliners aus Frankfurt hatten sie am vorigen Samstag gerade wieder die Führung übernommen, 61:57, nachdem sie zuvor 19 Punkte Vorsprung verspielt hatten. In diesem Moment gerieten der Münchner Alex King und der Frankfurter Richard Freudenberg aneinander, erst Schulter an Schulter, dann Nase an Nase, Auge in Auge. King, der 33-Jährige, Euroleague-gehärtet, mit der Erfahrung von mehr als 500 Bundesliga-Spielen, 100 Kilo schwer. Freudenberg, ein Teenager, ein Leichtgewicht mit 82 Kilo, mit nicht einmal drei Dutzend Erstliga-Einsätzen. Aber Freudenberg wich nicht zurück, er behauptete sein Terrain. Schon da hätte man es also ahnen können: Dass die Frankfurter, als Tabellenachter und damit Außenseiter in die Playoffs gestartet, nicht so einfach nachgeben würden.

Nicht einmal gegen den FC Bayern München, das beste Team der Hauptrunde.

In der Tat wehrten sich die Skyliners so gut sie konnten, sie gewannen die Partie am Samstag noch 86:83, sie zwangen die Münchner über die volle Distanz von fünf Partien, und sie leisteten auch im entscheidenden Duell am Donnerstagabend heftig Widerstand. Am Ende siegte der gastgebende FC Bayern vor 5534 Zuschauern zwar trotzdem, aber eben mit mehr Mühe als es das Ergebnis - 90:70 (39:37) - vorgaukelt. Die Münchner erwarten nun zum Auftakt ihrer Halbfinalserie am Sonntag (18 Uhr) den Titelverteidiger Brose Bamberg, der nach seinem glatten 3:0 gegen die Telekom Baskets Bonn eine Woche Zeit zur Regeneration und Vorbereitung hatte.

Möglicherweise kann dann auf Münchner Seite der Flügelspieler Vladimir Lucic wieder mitwirken. Der Serbe hatte sich im zweiten Spiel der Frankfurt-Serie, bei der 69:75-Auswärtsniederlage vor einer Woche, eine Verletzung an der rechten Schulter zugezogen und seitdem die Partien mit ruhig gestelltem Gelenk von der Bank aus beobachten müssen.

Er hatte dabei gesehen, dass seine Teamkollegen Frankfurts Korbjäger Philip Scrubb während der gesamten Serie in Schach halten konnten. Der zum besten Offensivspieler der Liga gekürte Kanadier hatte in der Hauptrunde 19,4 Punkte pro Partie im Schnitt erzielt; in den Playoffs war er nie über 15 hinausgekommen, am Dienstag beim 50:85 musste er sogar mit vier zufrieden sein. Sein Partner im Rückraum, der Neuseeländer Tai Webster, hatte mit Rückenproblemen zu kämpfen und lieferte schwankende Leistungen ab.

Frankfurts einzige Konstante im Angriff war somit der unverwüstliche Quantez Robertson. Der 33 Jahre alte Amerikaner punktete in jeder Partie zweistellig, dazu sammelte er da ein paar Rebounds ein und gab dort ein paar Assists. In der fünften Partie lieferte er Höchstwerte ab, er spielte fast die vollen 40 Minuten durch und sammelte 19 Zähler. Aber ganz allein kann es auch Robertson nicht mit dem FC Bayern aufnehmen, ein bisschen mehr Unterstützung hätte er schon gebraucht.

Der FC Bayern kann sich auf Booker verlassen. Und Redding dreht am Donnerstag groß auf

Bei den Münchnern ist derzeit der Center Devin Booker der verlässlichste Angreifer mit bislang rund 13 Zählern pro Playoff-Partie. Von seinen Nebenleuten nimmt sich derweil immer mal wieder einer eine Auszeit, Jared Cunningham beispielsweise in Spiel eins (ein Punkt), Nihad Djedovic in Spiel zwei (fünf), Stefan Jovic in Spiel drei (null). Dafür läuft auch immer wieder einer zu großer Form auf, das ist ja die Stärke der Münchner, das macht sie so unberechenbar. Am Donnerstag war es Reggie Redding, der zuletzt abgetaucht war und nun plötzlich wieder auftauchte.

Den 18:29-Rückstand zu Beginn des zweiten Viertels glich Redding fast allein aus: Er leitete einen 14:0-Lauf ein, zum 32:29, erzielte dabei neun Punkte nacheinander und elf seiner letztlich 13 Zähler in diesem Abschnitt. Danach gab der FC Bayern die Führung nicht mehr ab, die Frankfurter bäumten sich zwar nochmals auf und blieben bis zum Ende des dritten Abschnitts in Schlagdistanz (59:52), erst dann sorgte Spielmacher Jovic für klare Verhältnisse. Mit 19 Punkten und zehn Vorlagen gelang ihm sogar ein Double-Double, eine zweistellige Ausbeute in zwei statistischen Kategorien; außerdem fing er sieben Rebounds ein. Insgesamt sechs Münchner punkteten zweistellig, das war dann doch zu viel für die tapferen Frankfurter.

© SZ vom 18.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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