Basketball:Gegen 1000 Arme

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Freie Bahn zum Bamberger Korb: In einer Phase, als es für Bayern nicht so gut lief, gelangen Dusko Savanovic zwei leichte Punkte für die Münchner. (Foto: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty)

Ein entschlossener Zwischenspurt sichert dem FC Bayern ein 96:90 gegen den Erzrivalen Bamberg.

Von Philipp Schneider

Nihad Djedovic zuckte mit den Schulter, Nihad Djedovic senkte den Blick, Nihad Djedovic hob die Hände, um sich zu entschuldigen. Wenn es nach Nihad Djedovic gehen würde in der Basketballmannschaft des FC Bayern, dann wäre er wohl längst nicht mehr auf dem Feld gewesen in diesem Moment - vier Minuten und 49 Sekunden vor Ende der Freitagspartie gegen Bamberg. Einer Partie, in der dem Bosnier kaum etwas gelungen war, drei Pünktchen waren gelistet auf seinem Konto. In der Basketballmannschaft des FC Bayern geht es aber bekanntlich nach dem Willen von Trainer Svetislav Pesic. Und deshalb durfte Djedovic nun doch noch werfen.

Beide Teams spielten vom Sprungball weg mit einer enormen Intensität

Sein erster Freiwurf: drin. Sein zweiter Freiwurf: drin. Und die Bayern? Führten plötzlich 81:76, sie ließen sich die Führung auch nicht mehr nehmen, am Ende gewannen sie nach einem furiosen Schlussviertel 96:90 (45:51). Zwölf Punkte steuerte Djedovic allein in den letzten zehn Minuten des Spiels bei.

Dass dieses letzte Aufeinandertreffen zwischen Bamberg und dem FC Bayern eine intensive Partie werden würde, war wenig überraschend. Beide Teams spielten vom Sprungball weg mit einer enormen Intensität, das Spiel gestaltete sich in den ersten zehn Minuten völlig ausgeglichen. Eine Überraschung hatte Bamberg parat, das seinen Topscorer pausieren ließ: Ryan Thompson konnte nicht spielen, nachdem er am Vortag einen Schlag auf die Wade erhalten hatte. "Er hat ein Riesenhämatom", sagte Geschäftsführer Rolf Beyer. Der Mann des ersten Viertels auf Seiten der Gäste war aber ohnehin ein anderer: Mit elf Punkten war Janis Strelnieks derjenige, der Bamberg maßgeblich eine Führung bescherte. Ihm gelang sogar ein kleines Kunststück, indem er jeden seiner Wurfversuche unterbrachte: einen Zweier, zwei Dreier - und drei Freiwürfe. Auf Seiten des deutschen Meisters hielt vornehmlich John Bryant dagegen, der Center verhinderte mit sieben Punkten, dass die Franken außer Reichweite gerieten; Vasilije Micic schließlich glich mit der Schlusssirene zum 26:26 aus.

Es war mal wieder der offenbar philosophisch interessierte Bamberger Trainer Andrea Trinchieri, der dieser Partie im Vorfeld ein passendes Oberthema verpassen wollte. "München und wir stehen an gegensätzlichen Polen", sagte er, "dazwischen" sei "nichts". "Sie spielen ihr Spiel und wir unseres", kündigte der Italiener an. Welche Pole er meinte, ließ er vermutlich bewusst offen. München gewinne seiner Spiele aus der Verteidigung, das fügte er noch an. Aber galt das nicht im Speziellen für die Bamberger, die bekanntlich die beste Defensive der Liga beschäftigen?

Beide Teams fuhren auch im zweiten Viertel zwei dichte Bollwerke aus Spielern auf, die kaum zu passieren waren. Dann punkteten beide Mannschaften im Gleichschritt: es stand 31:32, 34:34, dann 40:40. Dafür, dass hier noch keine Playoffs gespielt wurden, gestaltete sich die Partie recht ruppig. Münchens Kapitän Bryce Taylor kam immer besser ins Spiel, er erzielte mit einem feinen Korbleger sogar die zwischenzeitliche Führung zum 28:26. Doch auf Seiten der Bamberger konterte weiter der blendend aufgelegte Strelnieks, den die Pässe von Spielmacher Bradley Wanamaker nach vorne trieben. Zwei Minuten vor der Pause traf Bambergs Elias Harris zum 45:40. Pesic nahm eine Auszeit. Aber die Bamberger hatten Strelnieks, dem an diesem Abend offenbar tausend Arme angewachsen waren. Mit zwei Freiwürfen besorgte er die 51:45-Führung der Gäste zur Pause.

Trainer Pesic lässt den zuvor schwachen Djedovic im Spiel - und wird dafür belohnt

Allein, wo war Djedovic?

Der offizielle Statistikbogen führte seinen Namen, angeblich hatte er 19 Minuten und 14 Sekunden gespielt. Nur getroffen hatte er bislang: noch gar nicht. Sicher, es war erst die zweite Partie, nachdem er wegen einer Armverletzung acht Wochen gefehlt hatte. Aber an Djedovic allein lag es auch nicht, dass sich die Bamberger nach der Pause zunächst noch tiefer in diese Partie fraßen. Vor allem Dawan Robinson gelang ein Lauf, immer wieder zog er zum Korb - und dort stoppte ihn nicht einmal mehr der zuvor fast unüberwindbare John Bryant, der die Bamberger immer wieder zu Würfen von der Linie gezwungen hatte. Auf 67:74 verkürzten die Münchner vor dem letzten Viertel.

Und dann begannen die irrsinnigen letzten Minuten des wiedererwachten Nihad Djedovic, den Svetislav Pesic wohlweislich im Spiel gelassen hatte.

© SZ vom 18.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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