Basketball:Gavel führt die Bayern ins Halbfinale

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Ringen am Korb: Lange war die entscheidende Partie des Viertelfinales (links Bayerns John Bryant gegen Ludwigsburgs Shawn Huff) hart umkämpft. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Nach einem überzeugenden 87:76-Sieg gegen MHP Ludwigsburg treffen Münchens Basketballer nun auf Bamberg.

Von Matthias Schmid

Am Ende hielt es auch Matthias Sammer nicht mehr auf seinem Sitz. Stehend applaudierte der Sportdirektor des FC Bayern am Spielfeldrand. Sammer sollte sich ja eigentlich noch schonen, nachdem bei ihm vor knapp vier Wochen Durchblutungsstörungen im Gehirn diagnostiziert worden waren. Doch die Emotionen überwältigten auch ihn beim Besuch der Basketballer am Donnerstagabend. Es stand das letzte und entscheidende Viertelfinalspiel der Best-of-Five-Serie um die deutsche Meisterschaft gegen die MHP Riesen Ludwigsburg an. Eine Niederlage hätte die Spielzeit der Münchner jäh beendet, bevor sie eigentlich so richtig begonnen hat. Doch nach dem überzeugenden 87:76 (42:41)-Sieg steht nun fest, dass es für die Bayern-Spieler am Sonntag im Halbfinale beim deutschen Meister Brose Baskets Bamberg weitergeht und sie ihre Chance gewahrt haben, die Saison mit einem zweiten Meistertitel nach 2014 zu beenden.

Trainer Pesic brachte mit einer Zonenverteidigung Struktur ins Spiel. Sein Team war wie befreit

Anton Gavel, der Beste unter den Bayernspielern, sagte: "Es war nicht mein Wille, der entscheidend war, sondern die Teamleistung. Wir haben jetzt nicht viel Zeit, um uns zu regenerieren.

Bamberg wird uns alles abverlangen." Die BBL hatte nach den folgenreichen Ereignissen im vierten Spiel nun ihren besten Schiedsrichter Robert Lottermoser nach München entsendet. Sie wollte keine weitere Angriffsfläche mehr bieten. Die Münchner hatten nach der Niederlage in Ludwigsburg Protest gegen die Wertung eingelegt, weil Lottermosers Kollege Martin Matip einen Korbleger von Bayern-Spielmacher Alex Renfroe mithilfe des Videobeweises wieder aberkannt hatte. Ein klarer Regelverstoß, wie auch die BBL zugab, dennoch hielt die Spielleitung später den Einspruch wegen eines Formfehlers für unzulässig. "Es ist interessant herauszufinden, wer den Formfehler tatsächlich begangen hat", sagte Bayern-Sportdirektor Marko Pesic vor der Partie und ließ offen, ob sein Klub weitere juristische Schritte einleiten wird.

Am Donnerstag stand jedenfalls erst einmal der Sport im Vordergrund. Und wie sich schon nach wenigen Minuten zeigte, entwickelte sich ein intensives und enges Spiel. "Wir können in München befreit aufspielen, weil nicht viele uns vor der Serie eine Chance gegeben haben, dieses fünfte Spiel zu erreichen", hatte Ludwigsburgs David McCray vor der Partie keck kundgetan. Und der schwäbische Außenseiter brauchte tatsächlich nicht lange, um zu dokumentieren, dass er in den vier Spielen zuvor zu einem ernsthaften Konkurrenten für den großen FC Bayern gewachsen ist. Zwar führten die Münchner zunächst mit 16:8, weil Bryce Taylor, Maximilian Kleber und Anton Gavel von jenseits der 6,75 Meter entfernten Linie ihrer Dreier trafen, doch Ludwigsburg ließ sich von dem Rückstand nicht beeindrucken, im Gegenteil. Mit einer lästigen Verteidigung und einer Dominanz unter den Brettern holten sie Punkt für Punkt auf. Plötzlich führten die Gäste sogar mit 23:16, weil ihnen 15 Zähler nacheinander gelungen waren.

Doch das Spiel blieb spannend, irgendwie unberechenbar. Pesic versuchte, mit einer Zonenverteidigung Struktur in die Partie zu bringen. Mit Erfolg. Seine Spieler stabilisierten sich und spielten freier auf. Vor allem Spielmacher Gavel punktete aus allen Lagen, obwohl er wegen einer Knieverletzung ebenso wie Renfroe nur mit Schmerzen auflaufen konnte. Wenn die beiden nicht auf dem Parkett standen, saßen sie draußen auf den Spinningrädern, um aktiv regenerieren zu können. Die Plackerei half vor allem Gavel, der mit seinen Punkten dafür sorgte, dass seine Mannschaft im dritten Viertel nach einer 42:41-Pausenführung nicht höher zurücklag, als mit 44:49. 16 Punkte hatte der gebürtige Slowake schon gesammelt.

Seine Mitspieler richteten sich nun an ihm auf und packten auch in der Defensive entschlossener zu, sodass sich die Münchner einen Vorsprung erspielten, ja sogar erstmals zweistellig in Führung gehen konnten. Vor dem letzten Viertel führte der FC Bayern mit 64:52. Und in den letzten Minuten zögerten und zauderten sie auch nicht mehr. Besonders Gavel bekam mehrmals Szenenapplaus, weil ihm an diesem Abend so ziemlich alles gelang und er auch aberwitzige Dreier aus neun Metern Entfernung im Fallen traf. Zwei Minuten vor dem Ende nahm Pesic ihn unter dem tosenden Beifall der Zuschauer vorzeitig vom Feld, 24 Punkte hatte Gavel an diesem Abend geworfen. Der Nationalspieler ist jedenfalls bereit für die Partie am Sonntag gegen seinen alten Klub.

© SZ vom 20.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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