Basketball:Foul um Foul

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Die Basketballer des FC Bayern erzwingen in einer intensiven, ausgeglichenen Partie in einer ausverkauften Halle in München ein fünftes Halbfinalspiel gegen Alba Berlin.

Von Joachim Mölter, München

In Bamberg haben die Basketball-Verantwortlichen am Dienstagabend das vierte Halbfinalspiel zwischen dem FC Bayern München und Alba Berlin natürlich interessiert verfolgt, auch wenn es nur im Internet übertragen wurde. Aber in Bamberg wollten sie schließlich wissen, wen ihre Brose Baskets am kommenden Sonntag (15 Uhr) zum ersten Finalspiel um die deutsche Meisterschaft empfangen dürfen. Nun, nach dem 89:83 (45:43)-Sieg des Titelverteidigers FC Bayern und dem damit verbundenen 2:2-Ausgleich in der Best-of-five-Serie, wissen sie es immer noch nicht. Und sie wissen noch nicht mal, ob sie das gut oder schlecht finden sollen: Einerseits muss ihr Finalgegner ein weiteres kräftezehrendes Duell am Donnerstag (20 Uhr) in Berlin absolvieren, andererseits bleibt er in jedem Fall im Spielrhythmus, während die Bamberger Profis nun schon zum zweiten Mal in diesen Playoffs eine einwöchige Pause bewältigen müssen.

Einen Erfolg hatten die Münchner schon vor Spielbeginn zu verzeichnen: Ihre Halle war mit 6700 Besuchern ausverkauft, was eingedenk des einladenden Biergartenwetters und des fast zeitgleich in der Fußball-Arena ausgetragenen Relegationsspiels zwischen dem TSV 1860 München und Holstein Kiel belegt, dass sie sich eine treue Stammkundschaft erarbeitet haben. Und die unterstützte ihre Mannschaft nach Kräften, zu Beginn sogar mit einer rot-weißen Choreografie.

Mit Eleganz zum Korb: Bryce Taylor (rechts) vom FC Bayern behauptet sich erfolgreich gegen Berlins Jonas Wohlfarth-Bottermann. (Foto: Andreas Gebert/dpa)

55:81, 85:73, 88:101 - das waren aus Münchner Sicht die Ergebnisse der ersten drei Begegnungen gewesen. Der FC Bayern musste also gewinnen, um die Serie auszugleichen und seine Chance auf den zweiten Finaleinzug seit dem Bundesliga-Aufstieg 2011 zu wahren. Wie wichtig die Münchner das nahmen, war daran zu erkennen, dass Heiko Schaffartzik wieder mit von der Partie war, der die beiden letzten Duelle wegen einer Wadenverletzung verpasst hatte. Aber in diesem möglicherweise entscheidenden Duell gegen seinen ehemaligen Klub wollte er nicht fehlen.

Schaffartziks erste Aktion nach seiner Einwechslung war ein Foul, was bezeichnend war für die körperliche Intensität, mit der die Münchner von Anfang an ans Werk gingen. Noch ehe ihr Center John Bryant den ersten Korb der Partie erzielte, lag Albas Spielmacher Clifford Hammonds schon der Länge nach auf dem Boden; später prallte auch Akeem Vargas schmerzhaft an dem Amerikaner ab, der sich freilich auch sportlich hervortat - mit einer makellosen Trefferbilanz und 15 Punkten schon bis zur Halbzeit; insgesamt erzielte er 19.

Doch die Berliner hatten nicht vor, klein beizugeben, bestes Beispiel war eine Rangelei zwischen Alex Renfroe (1,91 Meter, 80 Kilo) und John Bryant (2,11 Meter, 127 Kilo) Mitte des zweiten Viertels, das von den Unparteiischen mit Technischen Fouls für beide als Unentschieden gewertet wurde. So unentschieden im Übrigen, wie die ersten dreieinhalb Viertel. Da war es keinem Team gelungen, mehr als vier Punkte Vorsprung herauszuarbeiten.

Die Münchner unterbanden zwar die gefürchteten Offensiv-Rebounds der Berliner, doch die trafen insgesamt besser aus dem Feld, vor allem aus der Distanz. Was die Gastgeber allerdings durch ihre Sicherheit bei den Freiwürfen wettmachten, von denen sie sowieso mehr zugesprochen bekamen, nämlich doppelt so viel (46:23). Die Teams tauschten Korb um Korb, Dreier um Dreier, Foul um Foul, sogar die Coaches standen sich in Nichts nach. Erst handelte sich Albas Sasa Obradovic ein Technisches Foul ein wegen Reklamierens, wenig später zog Bayerns Svetislav Pesic nach, weil er seine Coaching Zone wieder sehr weit ausgedehnt hatte. Die Partie war derart ausgeglichen, dass es darauf hinauszulaufen schien, dass jenes Team gewinnt, das beim Ablauf der Uhr zufällig gerade vorne ist.

Ein Ballgewinn samt Korbleger von Nihad Djedovic leitete den Sieg ein

Erst als Nihad Djedovic (18 Punkte, sechs Rebounds) einen Ballgewinn samt Gegenstoß und Korbleger zum 77:72 nutzte (36.), neigte sich die Waage zugunsten der Gastgeber. Alba-Coach Obradovic nahm noch eine Auszeit, versuchte, das Geschehen ein weiteres Mal zu wenden. Vor allem der erneut starke Reggie Redding (17 Punkte, drei Rebounds) und Alex King (ebenfalls 17 Punkte) stemmten sich auf Berliner Seite gegen die drohende Niederlage. Doch unterstützt vom heimischen Publikum ließen sich die Münchner die Führung nicht mehr abnehmen. Vor allem Bryants Center-Kollege Vladimir Stimac verteidigte den Vorsprung, er erzielte elf seiner 17 Punkte im letzten Viertel und war außerdem bester Rebounder der Partie (acht).

Es kommt also am Donnerstag zum fünften, zum entscheidenden Treffen der beiden Kontrahenten, dann wieder in der Arena am Berliner Ostbahnhof. In Bamberg werden sie vermutlich auch wieder vor ihren Laptops sitzen. Es interessiert sie schließlich brennend, wer denn nun ihr Gegner sein wird.

© SZ vom 03.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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