Basketball:Fiba greift durch

Lesezeit: 2 min

Der europäische Basketball-Verband hat 14 nationale Verbände von seinen Wettbewerben ausgeschlossen oder mit Ausschluss bedroht - und den Machtkampf mit den in der Euroleague organisierten Klubs verschärft.

Von Joachim Mölter, München

Der europäische Basketballverband Fiba Europe hat am Wochenende 14 nationale Verbände von seinen Wettbewerben ausgeschlossen oder mit Ausschluss bedroht - und damit den Machtkampf mit den in der Euroleague organisierten Klubs verschärft. Im Kern dieses Konflikts geht es um die Frage, wer die Hoheit über die lukrativen kontinentalen Klubwettbewerbe der Männer hat - Verband oder Vereine. In dem Streit haben beide Parteien bereits Klagen gegen die jeweils andere Seite vor der Europäischen Kommission eingereicht.

Die Fiba Europe hat nun diejenigen Länder sanktioniert, aus denen Klubs ihre Teilnahme am Eurocup bereits fest zugesagt haben. Dieser wird ebenfalls vom Unternehmen Euroleague ausgerichtet und ist bislang die zweitwichtigste Klub-Veranstaltung. An dessen Stelle will die Fiba von nächster Saison an eine sogenannte Champions League unter ihrer Federführung durchsetzen. Die Euroleague selbst wird von ihr (noch) nicht in Frage gestellt.

Unter den 14 betroffenen Verbänden befinden sich zehn Achtelfinalisten der EM 2015, darunter Titelgewinner Spanien und dessen Endspielgegner Litauen. Von den 16 besten Teams dieser Titelkämpfe sind nur der EM-Dritte Frankreich sowie Tschechien (7.), Lettland (8.) und die Achtelfinal-Verlierer Belgien, Finnland und Georgien nicht vom Ausschluss bedroht. Die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes (DBB) war damals nicht über die Vorrunde hinausgekommen. Der DBB ist bislang ebenfalls nicht von Sanktionen betroffen, könnte aber zu deren Nutznießer werden.

Für das deutsche Team öffnet sich womöglich noch ein Weg nach Rio

Die Aussperrung der 14 Nationalverbände aus den Fiba-Wettbewerben schließt nämlich sowohl Olympia als auch die anstehenden weltweiten Qualifikationsturniere für die Spiele in Rio ein; Italien und Serbien, die zwei dieser drei Turniere ausrichten sollten, gehören zu den suspendierten Föderationen. DBB-Präsident Ingo Weiss bestätigte, dass sein Verband von der Fiba schriftlich angefragt worden sei, ob Interesse bestehe, für eines der gesperrten Länder nachzurücken und eventuell sogar eine Qualifikationsveranstaltung zu organisieren. Bis Donnerstag muss der DBB entscheiden, ob er im Fall der Fälle bereit steht. Damit bekäme die DBB-Auswahl um den eigentlich schon zurückgetretenen Dirk Nowitzki eine unverhoffte Chance, doch noch in Rio dabei zu sein. "Es wäre ein Traum für uns", sagte Weiss zur Internetplattform telekombasketball.de.

Die suspendierten Verbände haben nun bis Mittwoch Zeit, ihre Klubs dazu zu bewegen, sich von der Euroleague und ihrem Unterbau Eurocup abzuwenden und an den neuen Fiba-Wettbewerben teilzunehmen. Die Bundesligavereine haben noch nicht entschieden, auf welche Seite sie sich stellen wollen; das wollen sie bei einem Treffen am Dienstag tun. Als oberstes Gebot bei ihren Diskussionen galt bislang, dass der deutsche Meister in der Euroleague mitmachen darf.

© SZ vom 18.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: