Basketball:Essen gut, alles gut

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Johannes Thiemann (2.v.r.) trifft für Deutschland. Das deutsche Team erzielt gegen die Niederlande einen triumphalen Sieg und sichert sich die EM-Qualifikation. (Foto: Erwin Spek/dpa)

Mit ihrer bislang besten Leistung qualifiziert sich die deutsche Auswahl beim letzten Gruppenspiel am Samstagabend in Leiden für die Europameisterschaft 2017. Der Konflikt zwischen Verband und Vereinen schwelt weiter.

Von Joachim Mölter, Leiden/München

Die deutschen Basketballer haben die EM-Qualifikation doch noch zu einem guten Ende gebracht: In ihrem letzten Gruppenspiel besiegten sie am Samstagabend in Leiden die gastgebenden Niederländer 82:51 (40:26) und sicherten sich damit die Teilnahme an der Endrunde im Spätsommer 2017, die wie schon 2015 in vier Ländern ausgetragen wird: in der Türkei (mit dem Spielort Istanbul), in Israel (Tel Aviv), Finnland (Helsinki) und Rumänien (Cluj). Am 22. November werden in der Türkei, wo auch die Finalspiele stattfinden, die Vorrundengruppen ausgelost.

In Leiden zeigte die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes (DBB) ihren besten Auftritt in einer ansonsten sehr durchwachsenen Qualifikationsrunde. "Wir hatten sehr wacklige Phasen, darüber braucht man nicht groß diskutieren", bilanzierte Bundestrainer Chris Fleming. Zwischendurch stand sogar die Gefahr im Raum, die EM erstmals seit 1991 zu verpassen, nach Niederlagen zu Hause gegen die Niederlande (71:75) und erstmals überhaupt gegen Dänemark (102:106 nach dreimaliger Verlängerung). "Nach dem verlorenen Spiel in Dänemark hat es klick gemacht", sagte der künftig für die Chicago Bulls in der US-Profiliga NBA auflaufende Paul Zipser, der am Samstag mit 13 Punkten neben Daniel Theis (14), Johannes Voigtmann (15) und dem herausragenden Regisseur Maodo Lo (elf Punkte, elf Rebounds, sechs Assists) erneut zu den Stärksten im DBB-Team zählte: "Jeder im Team wusste danach, dass es so nicht weitergehen kann."

Von "Seitenhieben, die nicht sein müssen", spricht DBB-Chef Weiss

Das fanden zwischenzeitlich auch die Vertreter der Bundesliga-Klubs. Die sorgten sich angesichts des drohenden EM-Aus schon um das Renommee ihres Sports hierzulande. So hatte Andreas Reil, der Präsident der Basketball-Bundesliga (BBL), in der vorigen Woche bereits größeren Diskussionsbedarf angemeldet: "Wir müssen uns kritisch mit der jüngsten Vergangenheit auseinandersetzen." Michael Stoschek, der Aufsichtsratschef des deutschen Meisters Brose Bamberg, präzisierte: "Das Interesse am Basketball hängt extrem mit dem Erfolg der Nationalmannschaft zusammen. Da haben wir noch viele Reserven, wenn man es positiv sehen will. Wir dürfen keine Scheu vor Veränderungen haben." Konkret ging es dem 68-Jährigen um eine bessere Betreuung der Auswahlspieler: "Es wird sicherlich ein paar Wochen dauern, bis unsere Spieler athletisch und spielerisch in der Lage sind, uns zu helfen", fürchtet er im Hinblick auf die am Freitag beginnende Klub-Saison.

Beim DBB war man über die Kritik nicht erfreut. Präsident Ingo Weiss sprach von "Seitenhieben, die nicht sein müssen" und wies die Vorwürfe erst einmal selbstironisch zurück: "Wenn man mich anschaut, sieht man, dass es beim Deutschen Basketball Bund gutes Essen gibt. Und da lege ich auch viel Wert drauf." Von angeblich unprofessionellen Bedingungen bei der Nationalmannschaft will der 52-Jährige jedenfalls nichts wissen; er sieht eher bei anderen Themen Gesprächsbedarf. "Wir müssen aufklären, warum einige Spieler nicht gekommen sind", sagt Weiss, der dabei in erster Linie die Klubs die Pflicht sieht.

Vor der EM-Quali hatte sich Bundestrainer Chris Fleming etliche Absagen von Spielern eingehandelt. Einige waren verständlich für die DBB-Funktionäre, andere eher nicht akzeptabel. Unter dem Strich hatte das dazu geführt, dass der DBB mit einem sehr jungen Team antreten musste, in der Kapitän Robin Benzing mit 27 schon der Älteste war. "Wenn eine so junge Mannschaft mal einen Durchhänger hat, ist das verständlich", findet Ingo Weiss. Die Betreuer nahm er jedenfalls ausdrücklich in Schutz. "Die Spieler", sagte er, "haben sich ausdrücklich für die Betreuung bedankt." So einfach dürfte die Debatte freilich nicht beendet sein.

© SZ vom 19.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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