Basketball:Dick im Minus

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Der Bundesligist Phoenix Hagen stellt einen Insolvenzantrag, nicht ganz überraschend. Der verschuldete Klub hat vor der Saison zum dritten Mal in Serie die Lizenz nur unter Auflagen erhalten. Liga-Geschäftsführer Stefan Holz ist dennoch irrtiert über die neuesten Zahlen.

Von Joachim Mölter, München

Der Basketball-Erstligist Phoenix Hagen will an diesem Mittwoch einen Insolvenzantrag vor dem Amtsgericht stellen; das haben die Verantwortlichen der Basketball-Bundesliga (BBL) mitgeteilt. Völlig überraschend kommt dieser Schritt nicht: Phoenix Hagen hatte für diese Saison zum dritten Mal nacheinander die Lizenz nur unter Auflagen erhalten; im Verlauf der vergangenen Spielzeit waren dem Klub bereits sechs Punkte abgezogen worden, weil er seiner Mitteilungspflicht über wirtschaftliche Schwierigkeiten nicht nachgekommen war. "Wir werden sicher enger betreut werden von der Liga", hatte der erst im August angetretene Geschäftsführer Patrick Seidel vor Saisonbeginn vermutet. Der 36-Jährige ist bereits der vierte Manager innerhalb von zwei Jahren.

BBL-Geschäftsführer Stefan Holz war nun dennoch "irritiert" wegen der Entwicklung: "Die Zahlen, die uns im Oktober fristgerecht vorgelegt wurden, haben sich im Vergleich zu denen aus dem Juli erheblich negativ verändert." Offenbar haben sinkende Einnahmen zu einem Liquiditätsengpass bei den ohnehin verschuldeten Hagenern geführt. Mit einer sogenannten Planinsolvenz wollen sie den Spielbetrieb aber zumindest bis zum Saisonende aufrechterhalten. Es ist offen, ob das gelingt: Im schlimmsten Fall droht dem Klub nämlich der umgehende Lizenzentzug.

Die BBL will mit einer Reaktion allerdings abwarten, bis der Insolvenzantrag bestätigt ist; sobald er das ist, werden dem Klub automatisch vier Punkte abgezogen. Da Phoenix Hagen nach fünf Spieltagen noch keinen Pluspunkt in der Tabelle aufweist, sei auch "ein Negativvortrag möglich", teilte die Liga mit. Anders formuliert: Das Team würde die Runde dick im Minus fortsetzen, mit -4 Zählern, was den sportlichen Klassenverbleib unwahrscheinlich erscheinen lässt; zumal in der Verfassung, in der sich das Team bislang präsentiert hat.

Die Insolvenz von Phoenix Hagen wäre nicht die erste an diesem traditionsreichen Basketball-Standort, an dem der Deutschen Basketball Bund (DBB) seit 1969 residiert: Im Dezember 2003 meldete der insolvente Klub Brandt Hagen mitten in der Saison seine Mannschaft vom Spielbetrieb ab. In späteren Insolvenz-Fällen der BBL brachten die Klubs wenigstens die Saison zu Ende, die Gießen 46ers (2012/13) und TBB Trier (2014/15) stiegen aber sportlich ab. Bei den wirtschaftlich angeschlagenen s.Oliver Baskets Würzburg führte 2014 ein Punktabzug wegen Verstoßes gegen die Mitteilungspflicht zum Abstieg. Der neuerliche Fall eines finanziell notleidenden Klubs könnte nun die zuletzt ruhende Debatte um eine Reduzierung der Liga von 18 auf 16 Teams beleben.

© SZ vom 19.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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