Basketball:Der Größte ist Bayerns Bester

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Mal Körbe, mal Rebounds: der starke Münchner Danilo Barthel (rechts) beim Sieg in Berlin. (Foto: Alexandra Beier/Bongarts/Getty Images)

Unter beiden Körben wertvoll: Danilo Barthel glänzt beim Münchner Ausgleich im Finale gegen Berlin. Beim nächsten Duell am Sonntag hat er ein Heimspiel.

Von Joachim Mölter, Berlin

Die Arena am Berliner Ostbahnhof hatte sich geleert, 13 251 Besucher waren längst auf dem Heimweg, ein paar Helfer räumten auf, was das Basketballspiel hinterlassen hatte. Den starken Eindruck von Danilo Barthel konnten sie freilich nicht wegwischen, den Profi vom FC Bayern München selbst schon gleich gar nicht. Der beste Spieler dieses Donnerstagabends stand immer noch am Rand des Parketts, er unterhielt sich mit seinem Nationalmannschaftskollegen Niels Giffey von Alba Berlin, beide noch in ihren verschwitzten Trikots.

Die beiden Profis plauschten, als wäre nichts passiert, als hätten die Gäste nicht die Muskeln spielen lassen und den Gastgebern eine empfindliche Niederlage zugefügt - 69:96 (29:44), die erste vor heimischem Publikum seit November 2017. Weil die Berliner aber zuvor in München gewonnen hatten (106:95), steht es in der Best-of-five-Serie des Meisterschaftsfinales nun 1:1. Giffey und Barthel trennten sich freundschaftlich, mit einem kurzen Handschlag, dann gingen sie ihrer Wege. Sie treffen sich am Sonntag wieder (18.30 Uhr/Sport1), zum dritten Duell, dann in München. "Es sieht so aus, als ob der Heimvorteil nicht viel bedeutet", sagte Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic.

Die diesjährigen Playoffs der Basketball-Bundesliga (BBL) sind voller Überraschungen. Bereits im Viertelfinale hatten die besten Klubs der Hauptrunde Mühe, sich durchzusetzen, der erstplatzierte FC Bayern gegen Frankfurt, der Tabellenzweite Alba gegen EWE Oldenburg, jeweils mit 3:2 Siegen. Seit beide Teams nun doch erwartungsgemäß im Finale aufeinandertreffen, verliefen die ersten zwei Partien mit den jeweiligen Auswärtserfolgen auch nicht so, wie man es sich vorgestellt hatte. Im Grunde ist bloß auf einen Verlass: Danilo Barthel. Der Flügelspieler ragt aus der ausgeglichenen Münchner Mannschaft nicht nur heraus, weil er der Größte ist mit seinen 2,08 Meter - er erfüllt auch die anspruchsvollste Aufgabe.

Barthels direkter Gegenspieler ist Luke Sikma, Berlins bester Mann, der beste der Liga. Der 28 Jahre alte Amerikaner wurde kürzlich zum MVP gewählt, zum wertvollsten Spieler dieser BBL-Saison. Nach den ersten beiden Endspielen zu urteilen, könnte Barthel der MVP der Finalserie werden. Er hält Sikma im Zaum, ganz ausschalten lässt der sich ja nicht: "Das ist ein extrem guter Spieler", findet Barthel.

Im ersten Finale kam der vielseitige Sikma auf seine üblichen statistischen Werte: 13 Punkte, sieben Rebounds, sieben Vorlagen. Aber Barthel hatte auch zu dessen ungewöhnlich vielen Ballverlusten beigetragen - fünf. Im zweiten Vergleich erzielte Sikma erneut 13 Zähler, dafür schränkte Barthel dessen Rebound- und Assist-Ausbeute deutlich ein (je drei). Und fand trotzdem selbstkritisch, dass er "heute nicht so gut gewesen" sei: "Sikma hat den einen oder anderen offenen Wurf bekommen und seine Mitspieler eingesetzt. Das muss ich aggressiver angehen."

Der nächste Schritt für ihn mus die Euroleague sein - vielleicht ja ohne Klubwechsel

Sein Trainer Dejan Radonjic wird das gerne hören, der Montenegriner legt sowieso größten Wert auf die Abwehrarbeit, er hatte die FC-Bayern-Basketballer auch prima auf das kreative Spiel von Alba eingestellt: "Wir haben exzellent verteidigt und das endlich über 40 Minuten", lobte er. Immer wieder stellten die Münchner einen Körper in die vorgesehenen Lauf- und Passwege der Berliner, häufig brachten sie eine Hand an den Ball und lenkten ihn ab; gerade Barthel mit seinem massigen Körper und seinen langen Armen tat sich da hervor. "Alba kann man nur als Team schlagen", sagte er nach dem Sieg bescheiden: "Ich denke, dass unsere Ausgeglichenheit heute entscheidend war."

Fünf Münchner hatten zweistellig gepunktet, darunter war Barthel selbst (15 Zähler, dazu sechs Rebounds). Am vorigen Sonntag hatte er 17 Punkte und fünf Rebounds aufgelegt. Barthel liefert in diesen Finals verlässlich eine überdurchschnittliche Leistung ab, an beiden Enden des Spielfeldes, in Abwehr und Angriff.

"Ich gebe der Mannschaft, was gerade nötig ist", sagt er; mal dies, mal das, mal Körbe, mal Rebounds. Häufig ist seine Präsenz wichtiger als seine Punktausbeute. "Ich versuche, die Jungs mitzureißen", sagt er. Im zweiten Finale setzte er den Ton, als er gleich zu Beginn einen Drei-Punkte-Wurf verwandelte und im weiteren Verlauf des ersten Viertels mit sieben Punkten und drei Rebounds maßgeblich für die 26:9-Führung sorgte, von der sich Alba nicht mehr erholte.

Danilo Barthel hat noch einmal eine enorme Entwicklung gemacht seit seinem Wechsel von Frankfurt nach München vor zwei Jahren. In seiner ersten Saison war er der Ersatzmann für Maxi Kleber; selbst als der zu den Dallas Mavericks in die NBA ging, blieb er der Backup, diesmal für Milan Macvan. Erst seit dessen Kreuzbandriss im Januar ist Barthel unangefochten die Nummer eins auf seiner Position, er hat sein Spiel auf ein höheres Niveau gehievt. Im Sommer läuft sein Vertrag aus, der nächste Schritt muss in die Euroleague führen, den höchsten europäischen Wettbewerb.

Vielleicht muss er dafür gar nicht wechseln: Der deutsche Meister ist dafür qualifiziert, und Barthel tut gerade alles, damit der FC Bayern den Titel holt.

© SZ vom 09.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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