Basketball:Bären gegen Bären

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Nervenlose Dreier-Spezialisten, Trainer wie Vulkane und schlachtenerprobte Altstars: Eine Gegenüberstellung vor dem wichtigsten Spiel der Hauptrunde, Bayern gegen Bamberg.

Von Ralf Tögel, München

Bayern gegen Bamberg, aktueller Meister gegen Meister des Vorjahres, Erster gegen Zweiter. Was da nach Endlosschleife klingt, bringt die Basketball-Gemüter immer wieder aufs Neue in Bewegung. Immerhin verzichten die Beteiligten auf die üblichen, dämlichen Kommentare, wie: "Ein Spiel wie jedes andere", "Es geht um zwei Punkte", ja, ja, ja. Sicher, es ist eine Vorrunden-Partie, die seit Monaten ausverkauft ist, und ja, es geht um zwei Punkte und eine gute Ausgangsposition für die Playoffs. Mehr nicht, mag sein, aber: Es ist das Spiel. Eine Gegenüberstellung.

Die Chefs

Es gibt Trainer, die sind so aufregend wie ein vor sich dahin loderndes Kaminfeuer. Wer zu lange zuhört, wird garantiert einschlafen. Es gibt Trainer, die analysieren trennscharf, bedienen die Fachwelt mit Fachtermini und begeistern vornehmlich Fachidioten. Langweilig. Und es gibt: Andrea Trinchieri und Svetislav Pesic. Italienischer Vulkan gegen serbischer Heißsporn (funktioniert auch umgekehrt). Der Unterhaltungsfaktor dieser beiden sportlichen Vorarbeiter ist atemberaubend, vor dem Spiel, während des Spiels, nach dem Spiel. Trinchieri brilliert rhetorisch, bezeichnet die Bayern schon mal als Aliens und den Kollegen als Moloch. Pesic kontert gerne mit der Frage nach den Titeln des Kontrahenten. Touché. Der 66-jährige Serbe ist Welt- und Europameister, gewann Euroleague sowie mehrere nationale Meisterschafte. Trinchieri? Meister in der zweiten italienischen Liga und im Vorjahr auf Anhieb in der BBL. Hat aber die schöneren Metaphern, oft aus dem All.

Prognose: Wird in jedem Fall heiß.

Der Sympathie-Faktor

Die Bamberger müssen eigentlich froh sein, dass es die Bayern gibt. Freak City hatte bekanntlich mit mehreren Titel in Serie Alba Berlin als Lieblings-Buhmann abgelöst. Erfolg wird bei gegnerischen Fans auf Geld reduziert, da waren die Franken mit ihrem Hauptsponsor ein dankbares Ziel. Zu ihrem Glück schaffte der Glamourklub aus München Abhilfe. Der FC Bayern wird geliebt oder gehasst, dazwischen ist Platz für: gar nichts. Promis, Geld, Bussi Bussi, mag man außerhalb der Metropole nicht. Nihad Djedovic hat einmal gesagt: "Überall wo wir hinkommen, hassen sie uns. Ich weiß nicht warum." Ist auch egal.

Prognose: Berlin ist plötzlich wieder sexy.

Die Muckis

Bambergs Geschäftsführer Rolf Beyer findet, dass seine Mannschaft athletischer ist, schneller, ihr Spiel werde von den kleinen, muskulösen Guards geprägt. Sein Münchner Kollege Marko Pesic sieht das nicht so: "Ist Brad Wanamaker athletischer als Alex Renfroe? Ist Daniel Theis athletischer als Maxi Kleber? Ist Janis Strelnieks athletischer als Nihad Djedovic?" Und Deon Thompson ist auch kein Hänfling. Gegen Ludwigsburg haben die Bayern so schnell gespielt, dass den Württembergern immer noch die Ohren flattern dürften. Aber: Beide Mannschaften legen viel Wert auf die Defense, da herrscht bei den Managern Einigkeit. Und: Beide Mannschaften können wahre Feuerwerke im Angriff abrennen, die Bayern erzielen die meisten Punkte, gefolgt von Bamberg. Die haben die beste Verteidigung, da sind die Münchner Vierter.

Prognose: Der Stärkere muss nicht immer gewinnen.

Die Qualität

Es ist das Duell der zweifellos am besten besetzten Mannschaften. Nationalspieler aus vielen Nationen, NBA-erfahrene Amerikaner, mehr geht in der BBL nicht. Daniel Theis und Elias Harris (Bamberg) gegen die Münchner Maxi Kleber und Paul Zipser - allesamt Hoffnungsträger für die deutsche Zukunft. Bambergs Super-Point-Guard Brad Wanamaker gegen Münchens Turbo-Spielgestalter Alex Renfroe, die nervenlosen Dreier-Spezialisten Janis Strelnieks (Bamberg) gegen Bryce Taylor - und dann ist da noch der Münchner Anton Gavel. Der war jahrelang prägender Spieler der Franken und läuft langsam zu alter Form auf.

Prognose: Mehr geht nicht.

Die Spannung

In der Spitze hat wohl Bamberg einen Tick mehr Talent, dafür dürften die Münchner auf hohem Niveau ein wenig breiter besetzt sein. Das erste Spiel in Bamberg entschieden die Gastgeber in den letzten fünf Minuten zu ihren Gunsten, das Pokal-Halbfinale in München die Gastgeber in der Crunchtime zu ihren.

Prognose: Noch Fragen?

Die Maskottchen

Münchens Bernie gegen Bambergs Freaky. Bär gegen Bär, beide braun, Freaky ist immerhin einen Tick dunkler. Ob das überhaupt irgendjemand merken würde? Noch interessanter wäre ein Bären-Duell. Beim Allstar Day, da sind die Maskottchen aller Teams dabei, wurde Bernie von seinem Skateboard gecheckt. Nichts passiert zum Glück, aber vergessen hat er es nicht.

Prognose: Lieber schön im Käfig bleiben.

Die Coolness

Bambergs Nikolaos Zisis, 32, wird so ein Spielchen in München keine schlaflose Nacht bereiten. Der Grieche ist gestählt in zahllosen Euroleague-Schlachten, Spielmacher der Nationalmannschaft, zigfacher Meister in mehreren europäischen Top-Basketball-Nationen, Europameister, WM-Zweiter. So einen haben die Bayern nicht, aber sie haben: Dusko Savanovic! Der ist so cool, in seiner Nähe sollte man ein Jäckchen dabei haben. Der Serbe ist auch 32, auch Nationalspieler, auch Euroleague-gestählt. Vorteil Zisis. Manchmal wirkt Savanovic mit seinen hängenden Schultern und schläfrigem Blick, als ob er gerade an Urlaub denkt - um mit unglaublich flinken und überraschenden Moves die Gegner zu düpieren. Dieser Kerl ruht in sich, wie ein Bergsee in den Allgäuer Alpen.

Prognose: Wird eisig.

© SZ vom 24.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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