Basketball:Antworten auf quälende Fragen

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Inj der Zange: Vitalis Chikoko (links) und Justin Cobbs (rechts) vom FC Bayern waren Jason Boone und Ludwigsburg am Ende überlegen. (Foto: Andreas Gebert/dpa)

Erst im letzten Viertel der Playoff-Partie gegen Ludwigsburg führt Alex Renfroe die Basketballer des FC Bayern zu einem souveränen Sieg. Ein weiterer entscheidender Spieler kommt von der Bank.

Von Ralf Tögel, München

John Patrick und Svetislav Pesic betraten freundlich scherzend den Raum mit den wartenden Journalisten. Irgendwie konnte man den Eindruck gewinnen, dass beide zufrieden waren. Die Basketballer der beiden Trainer hatten sich einen weiteren intensiven, aber wenig hochklassigen Schlagabtausch geliefert, der den erwarteten Ausgang fand: Der FC Bayern München gewann das dritte Playoff-Viertelfinale gegen die Riesen Ludwigsburg mit 79:68 Punkten, führt damit mit 2:1 in der Best-of-Five-Serie und könnte am kommenden Dienstag in Ludwigsburg (20.30 Uhr) den Einzug ins Halbfinale perfekt machen.

Es galt ja einiges klarzustellen, nachdem die Bayern den 1:1-Ausgleich am Dienstag hatten hinnehmen müssen, der besonders in der Deutlichkeit doch überraschend war. Diese bittere 74:93-Niederlage in Ludwigsburg hatte nicht nur den 1:1-Ausgleich in der Best-of-five-Serie bedeutet, sie hatte ob der Unterlegenheit der Münchner vor allem im finalen Abschnitt quälende Fragen hinterlassen. Wie kann es sein, dass eine Mannschaft, die deutlich mehr Potential hat, derart untergeht? Vor allem nach einem 97:80-Erfolg im ersten Spiel, der zwar keineswegs glanzvoll gelungen war, aber als souverän bezeichnet werden darf - und auf den Vorteil in den spielerischen Ressourcen zurückzuführen war.

Pesics Wutrede scheint zunächst wirkungslos zu bleiben

Umso schwerer war das Auftreten der Bayern in der ersten Halbzeit zu erklären. Trotz eines schnellen 9:4-Vorsprungs konnte die Mannschaft keinerlei Sicherheit ins Spiel bringen. Die jüngste, längst berühmte Wutrede von Trainer Svetislav Pesic, in der er seinen Spielern kollektive Arroganz vorgeworfen hatte, verfehlte die beabsichtigte Wirkung vorerst deutlich. Denn es sah zunächst danach aus, dass kein geläutertes Ensemble auf dem Feld stand, sondern eine Ansammlung nervöser Profis, die sich mit teils haarsträubenden Fehlern selbst in die Bredouille brachte.

Vor allem Akteure wie Alex Renfroe oder Nihad Djedovic, eigentlich maßgebende Faktoren im Bayern-Spiel, waren in der ersten Halbzeit ein Schatten ihrer selbst. Der Münchner Spielmacher fiel in der Anfangsphase vor allem durch schwer erklärbare Ballverluste auf. Kein FCB-Spieler konnte gegen die Ludwigsburger seine Möglichkeiten offenbaren, in deren Reihen sich bekanntlich richtig gute Basketballer wie Jon Brockman (14 Punkte), Kerron Johnson (11) oder Jason Boone (12) befinden. Die Gäste hatten jedenfalls wenig Mühe, den Bayern ein ebenbürtiger Gegner zu sein, der immer auf Schlagzahl blieb. Nach dem ersten Viertel lagen die Münchner dennoch mit 19:14 Punkten vorne, quälten sich zur Halbzeit zu einem 39:35-Vorsprung.

Ludwigsburg lässt sich nicht abschütteln

Doch auch nach der Pause änderte sich vorerst wenig, was immerhin die Spannung in der Partie hoch hielt. Ludwigsburg ließ sich nicht abschütteln, die Münchner konnten nicht wegziehen, blieben immerhin stets knapp in Front, was vor allem an dem neuerlich überragenden Kapitän Bryce Taylor (19) und dem famos verteidigenden Maxi Kleber (16 Punkte/9 Rebounds) zu verdanken war. Im dritten Viertel fingen sich die Münchner, auch Deon Thompson (13), der nach der Pause deutlich mehr Einsatzzeit bekam, wusste zu überzeugen.

Pesic fand es zudem erfreulich, dass Renfroe, dem er nach dem ersten Viertel eine längere Auszeit verordnete, "die Klasse hat, wiederzukommen". Was er im letzen Viertel tat und seine Farben zu einem letztlich noch sicheren 79:68-Erfolg führte. Positiv bleibt auch festzuhalten, dass Justin Cobbs in der Lage war, "uns zu helfen", so Pesic, als Spielgestalter Renfroe unpässlich war. Und dass die Mannschaft , der erneut der abgezockte Serbe Dusko Savanovic verletzt fehlte, in der Lage ist, trotz eines mäßigen Auftritts einen Kontrahenten wie Ludwigsburg zu schlagen.

Die Kulisse half den Spielern über manche Unzulänglichkeit. Diese Unterstützung wird den Münchnern am kommenden Dienstag im vierten Spiel fehlen. Immerhin war ihr Trainer in seinem Urteil trotz der durchwachsenen ersten Halbzeit deutlich milder: Es folgte nicht die nächste Wutrede, als Pesic aufhörte, mit seinem Kollegen zu scherzen.

© SZ vom 15.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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