Abschlussbericht zur ISL-Bestechungsaffäre:Havelange tritt als Ehrenpräsident der Fifa zurück

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Joao Havelange im Jahr 2009 (Foto: REUTERS)

Sein Name taucht im Abschlussbericht der Fifa-Ethikkommission zur ISL-Bestechungsaffäre auf: Joao Havelange ist als Ehrenpräsident der Fifa zurückgetreten. Damit kam der 96-jährige Brasilianer einer Aberkennung seines Titels zuvor. Sepp Blatter wurde in dem Untersuchungsbericht freigesprochen.

Joao Havelange ist als Ehrenpräsident der Fifa zurückgetreten. Der 96-jährige Brasilianer hatte den Fußball-Weltverband von 1974 bis 1998 geführt. Anschließend wurde Havelange zum Ehrenpräsidenten ernannt.

Wie aus dem Abschlussbericht der Fifa-Ethikkommission zur Bestechungsaffäre um die mittlerweile bankrotte Vermarktungsagentur ISL hervorgeht, der am Dienstag veröffentlicht wurde, gab Havelange den Titel zum 18. April ab. Er kam damit einer drohenden Aberkennung seiner Ehrenpräsidentschaft zuvor, über die die Fifa bei ihrem Kongress am 30./31. Mai auf Mauritius entscheiden sollte.

Havelanges Nachfolger Joseph Blatter hatte sich für eine Aberkennung des Titels ausgesprochen. Der aktuell höchste Fußball-Funktionär der Welt selbst wurde in dem Untersuchungsbericht freigesprochen. "Gemäß Einstellungsverfügung haben sich keine Hinweise ergeben, dass Präsident Blatter Provisionszahlungen von ISL, ihrem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Jean-Marie Weber oder von anderen erhalten hat", hieß es. Kritisch hinterfragt werden müsse jedoch, ob Blatter in den Jahren vor dem Konkurs der ISL wusste oder hätte wissen müssen, dass die ISL an andere Fifa-Offizielle Zahlungen (Schmiergeld) getätigt hat. Abschließend hieß es: "Der Fall ISL ist für die Ethikkommission abgeschlossen."

Bereits vor wenigen Tagen hatte Spiegel Online die komplette Bestechungsliste der ISL veröffentlicht. Aus dieser geht hervor, dass Havelange und sein ehemaliger Schwiegersohn Ricardo Terra Texeira insgesamt mindestens 21,9 Millionen Schweizer Franken (17,8 Millionen Euro) über eine gemeinsame Firma, eine Stiftung oder direkt von der Sportvermarktungsfirma ISL erhalten haben.

Es geht um insgesamt 216 Transaktionen an weltweite Stiftungen und Tarnfirmen, von denen die meisten selbst nach jahrelangen Ermittlungen der Schweizer Staatsanwaltschaft noch immer keinem Klarnamen zugeordnet werden können.

Klar ist dagegen, dass der erst kürzlich aus der Fifa-Exekutive zurückgetretene Nicolás Leoz (Paraguay) mit 1.075.625 Schweizer Franken (875.000 Euro) in den Akten steht. Der Verbleib von 110 Millionen Scheizer Franken (99,5 Millionen Euro) ist weiter unklar. Insgesamt sind knapp 142 Millionen Schweizer Franken (115,5 Millionen Euro) als Zahlungen durch die ISL für den Zeitraum 1989 bis 2001 gerichtsfest bestätigt.

Havelange trat wegen der ISL-Affäre im Dezember 2011 aus dem IOC zurück. Teixeira legte 2012 seinen Posten als Langzeit-Präsident des brasilianischen Fußballverbandes CBF, Organisationschef der Fußball-WM 2014 und Fifa-Exekutivmitglied nieder. Nach einem Deal mit der Staatsanwaltschaft wurde2010 das Verfahren gegen Havelange und Teixeira eingestellt. Sie zahlten insgesamt 2,5 Millionen Franken.

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