Mein Deutschland:"Religion und Politik - don't mix!"

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Oliver Welke moderiert die wöchentliche "heute-show" seit 2010 im ZDF. (Foto: dpa)

Witzige Dialoge - darüber können Araber und Deutsche zum ersten Mal gemeinsam lachen.

Eine Kolumne von Aktham Suliman

War der Sturz des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi nun ein "Volksaufstand" oder ein "Militärputsch"? Argumente für die eine wie für die andere Sichtweise gibt es genug. Für viele in Deutschland und in der arabischen Welt war es ein Volksaufstand, weil Millionen Ägypter auf die Straße gingen und lautstark den Sturz Mursis forderten. Für viele andere bleibt es ein Putsch, weil letztlich das Militär den "demokratisch gewählten" Präsidenten entmachtete.

Die sich ähnelnde Debatte hier und dort bleibt allerdings nicht das einzige Verdienst des abgesetzten Präsidenten in Sachen deutsch-arabischer Beziehungen. Mursi wird in die Geschichte als die tragisch-komische Gestalt eingehen, die es geschafft hat, Araber und Deutsche zum ersten Mal über Gleiches zum Lachen zu bringen. Anlass war der Deutschlandbesuch Mursis Anfang dieses Jahres. Für die ZDF-Satiresendung "Heute-Show" war der erste Besuch eines "Islamisten" bei der "berufstätigen Frau" Angela Merkel ein gefundenes Fressen. Ebenso der Versuch Mursis, bei der gemeinsamen Pressekonferenz seine despektierlichen Äußerungen über Juden mit der Aussage herunterzuspielen, diese seien "aus dem Zusammenhang" gerissen worden.

Nur wenige Tage später waren die witzigen Dialoge über Mursi zwischen Oliver Welke und Christian Ehring von der Heute-Show bei der bekanntesten ägyptischen Satiresendung "Al-Barnameg" ("Das Programm") mit arabischem Untertitel zu sehen - der erste Komiktransfer der deutsch-arabischen Beziehungsgeschichte. Dem Moderator von Al-Barnameg, Basem Yousef, ist zudem eine komisch-tragische Formulierung Mursis in Deutschland nicht entgangen, die dann zum Markenzeichen des "unfähigen Präsidenten" wurde. Ein mögliches Alkoholverbot in Ägypten verteidigte Mursi bei einer Diskussionsrunde in Berlin damit, dass es doch mit dem Alkoholverbot am Steuer etwas Ähnliches in Europa gebe - formulierte es aber mit gebrochenem Englisch so: "Gas and alcohol . . . donte mix!" Es dürften sehr viele Ägypter die Sendung Al-Barnameggesehen haben. Denn auf dem Tahrir-Platz trugen einige Anti-Mursi-Demonstranten Schilder mit einer Warnung darauf, die Moderator Yousef an Mursi und die Muslimbrüder richtete: "Religion und Politik . . . don't mix!".

Aktham Suliman ist freier Journalist. Er lebt in Berlin.

© SZ vom 13./14.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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