Die besten Blogs zur:ELFENBEINKÜSTE

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In dem gespaltenen Land spielen die Blogger eine besondere Rolle.

Zusammengestellt von Tim Neshitov

Einer der Gründe, warum die Wahlkrise in der Elfenbeinküste in eine monatelangen Gewaltspirale ausartete, waren die Medien des Landes. Die Elfenbeinküste hat zwar eine der höchsten Alphabetisierungsraten in Afrika, aber die Medien dort sind so polarisiert, dass sie oft verfeindete Lager gegeneinander aufstacheln anstatt ihre Leser zu informieren. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sah sich im Januar gezwungen, die Ivorer vor ihren eigenen Journalisten zu schützen. Meinungsmacher, die Hass schürten, warnte er, könnten vor dem Internationalen Strafgerichtshof landen. Der Ministerrat der EU hatte bereits im Dezember Einreiseverbote gegen etliche Medienfunktionäre verhängt, die "für Desinformationskampagnen und Anstiftung zu Hass und Gewalt" verantwortlich seien.

Der abgewählte Präsident der Elfenbeinküste, Laurent Gbagbo, ist in seiner Residenz in Abidja  festgenommen worden. Gbagbo hatte sich verschanzt und sich geweigert, die Macht an seinen gewählten Nachfolger Alassane Ouattara abzugeben. (Archivfoto vom 29.10.2010) (Foto: dpa)

Deswegen spielen Internetdienste wie Abidjan.net und Informateur.net im gespaltenen Land eine besondere Rolle. Sie leisten das, was Zeitungen und Rundfunk nicht leisten: Meinungsvielfalt. Sie bieten eine bunte, aber meistens gut ausgeglichene Mischung aus Agenturberichten und Online-Artikeln rivalisierenderer Printmedien wie Le Temps und Le Patriote. Während der Belagerung Abidjans waren die Internetdienste nicht immer tagesaktuell. Um auf dem Laufenden zu bleiben, verlassen sich viele Ivorer daher auf die Berichterstattung internationaler Medien wie Radio France Internationale (RFI) und die britische BBC. Die Sender laden ihre bloggenden Hörer zum Austausch auf Twitter und Facebook ein.

Unter den klassischen Bloggern ist derzeit Théophile Kouamouo wohl von besonderer Bedeutung: kouamouo.ivoire-blog.com. Der freie Journalist hat sich der Aufgabe verschrieben, die Menschenrechtsverletzungen der Kämpfer von Präsident Alassane Ouattara zu dokumentieren. Auf die Massaker, welche die Truppen von Ex-Präsident Laurent Gbagbo in den vergangenen Monaten begangen haben, geht Kouamouo bewusst nicht ein. Das mag zuerst als journalistische Einseitigkeit anmuten, zumal Kouamouo vor der jüngsten Wahlkrise Chefredakteur des Gbagbo-nahen Blattes Le Temps war. Doch der Journalist, der früher auch für die französische Le Monde aus der Elfenbeinküste berichtete, begründet seinen Ansatz mit der Berichterstattung westlicher Medien, die bis vor kurzem hauptsächlich die Kriegsverbrechen von Gbagbos Soldaten unter die Lupe nahmen und die Milizen des international anerkannten Staatschefs Ouattara weitgehend als eine Art Befreiungsarmee darstellten. Derzeit untersucht der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag, Luis Moreno Ocampo, die Umstände des Massakers von Duékoué, bei dem mehr als 800 Menschen hingerichtet wurden; die Stadt wurde von Ouattara-Kämpfern während ihres Marsches auf Abidjan eingenommen. Blogger Kouamou hat auf seiner Seite Videos und Augenzeugenberichte veröffentlicht, die Chefankläger Ocampo interessieren könnten.

Ivorische Blogger sind außerdem auf dem Austauschportal Rue89.com stark vertreten. Das Video, das den verhafteten Machthaber Gbagbo im Unterhemd zeigt, wurde innerhalb weniger Stunden 355 Mal kommentiert. Während sich einige über den Fall des "bösen Gbagbo" freuen, halten andere das Video für "journalistische Propaganda" des Westens.

© SZ vom 13.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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