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Die leergekauften Schlecker-Filialen bitte sofort in Kitas umwandeln.

Ausgewählt von Edeltraud Rattenhuber

Nach dem endgültigen Aus der Drogeriemarktkette Schlecker finden sich unter #Schlecker auf dem Kurznachrichtendienst Twitter ( twitter.com) empörte Kommentare vor allem zum Vorschlag von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen, die Schlecker-Mitarbeiterinnen sollten sich doch zu Erzieherinnen umschulen lassen. Alexandra Bernhardt ( @pirat_albern ) meint, eine solche Idee sei "absurd. Für so einen Beruf muss man geboren sein". Sabbeljean ( @sabbeljean) fällt dazu nur ein zynisches "Die leergekauften Schlecker-Filialen bitte sofort in Kitas umwandeln, dann lässt sich das Kassenpersonal direkt vor Ort umschulen" ein. Herr Mane ( @ennomane) hält von der Leyens Vorschlag für Augenwischerei. Seiner Meinung nach müsste die Schlagzeile vielmehr lauten: "Arbeitsministerium: Schlecker-Frauen werden innerhalb eines Jahres zu Hartz-IV-Empfängerinnen umgeschult."

Schilder mit der Aufschrift "ab sofort 30 Prozent auf alles!" kleben seit dem 8. Juni 2012 an der Scheibe einer Filiale der insolventen Drogeriemarktkette Schlecker. In bundesweit 2.828 Schlecker-Filialen hat am Freitagmorgen der Ausverkauf begonnen. (Foto: dapd)

Wie viele andere auch stößt sich die Twitter-Nutzerin Katti ( @Katti) an dem Wort "Schlecker-Frau". "Hoffentlich wird das zum Unwort des Jahres", meint sie. Pavel Mayer ( @pavel23) kommentiert: "Irgendwie finde ich die Wortschöpfung Schlecker-Frauen ähnlich einfühlsam wie Döner-Morde."

Auf Facebook ( www.facebook.com) finden sich vor allem Solidaritätsadressen an die von Arbeitslosigkeit bedrohten Schlecker-Mitarbeiterinnen. Uwe Jens aus Solingen schreibt: "Mädels ihr habt einen tollen Job gemacht. Kopf hoch, es geht schon irgendwie weiter!" Die Nutzerin Ma Rieke aus Bremen kritisiert die Familie Schlecker. Diese habe "durch nicht vorhandenen Geschäftssinn und reine Profitgier das Unternehmen in die Insolvenz getrieben". Katrin Plogmann findet es ungeheuerlich, wie der Ausverkauf in den Schlecker-Filialen nun organisiert werde. "Bedienstete beklagen sich über Schmerzen, weil sie stundenlang an der Kasse hocken müssen, um die Massen abzukassieren! Sie sind trotz allem freundlich - was sie nicht noch alles tun für dieses miese Unternehmen!?"

Grundsätzlich wird Christoph Dreier in seinem Blog auf der World Socialist Web Site ( www.wsws.org/de) : "Wenn die Schlecker-Erben, der Insolvenzverwalter und die Co-Manager der Gewerkschaft Verdi behaupten, der Erhalt der Arbeitsplätze und der Löhne sei unter den gegebenen Bedingungen nicht möglich, dann sagen sie damit nur, dass die kapitalistische Profitwirtschaft nicht mit den Lebensinteressen und den Bedürfnissen der Bevölkerung in Einklang gebracht werden kann."

Ins gleiche Horn bläst Peter Nowak auf www.heise.de/tp/blogs/8/152138 . "Alles, nur nicht in Hartz IV enden. Dieses Credo führt seit Jahren dazu, dass Lohnabhängige immer wieder der Verschlechterung ihres Lohnes und ihrer Arbeitsbedingungen zustimmen." Für Tausende Schlecker-Beschäftigte sei nun dieses Horrorszenario wahr geworden. Nun werde versucht, sie beruflich in eine völlig andere Richtung zu lenken, sie zu schulen und herauszufinden, wo ihre Stärken liegen, mit Talentdiagnostik, Gesundheitscoaching und Kreativworkshops. Worum es dabei letztlich gehe, sei die Schaffung des "gläsernen Erwerbslosen, der fit für den Arbeitsmarkt gemacht werden soll".

© SZ vom 12.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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