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Fünf Gründe, warum die EU den Friedensnobelpreis verdient.

Ausgewählt von Edeltraud Rattenhuber

Auf einer Treppe im S-Bahnhof Brandenburger Tor in Berlin steht  "Zur Europäischen Union?'" geschrieben. Die Europäische Union erhält den diesjährigen Friedensnobelpreis. Das gab das Nobelpreiskomitee am 12.10.2012 in Oslo bekannt. (Foto: dapd)

Die Europäische Union und der Friedensnobelpreis? Für viele Kommentatoren auf dem Kurznachrichtendienst Twitter ist das völlig unverständlich. Ömercan Yazici ( @omercan1993) etwa meint: "Hab ich etwas versäumt? Gibt es in der EU nicht Probleme mit Flüchtlingen?" In die gleiche Kerbe schlägt Wenzel Michalski ( @WenzelMichalski): "Die EU sollte sich stärker anstrengen, um innerhalb ihrer Grenzen bestehende Missstände zu beseitigen, die Einschränkungen für Asylbewerber zum Beispiel." Aber es gibt auch viele Twitterer, die sich einfach nur freuen, und den Friedensnobelpreis auf sich beziehen. Dinesh Ghodke ( @DineshGhodke) indes kritisiert den Friedensnobelpreis generell: "Degeneriert zu einem politischen Witz."

Aber es gibt auch Stimmen, die das Nobel-Komitee für seine Entscheidung loben. "Fünf Gründe, warum die EU den Friedensnobelpreis verdient" hat beispielsweise der Kolumnist Dylan Matthews im "Wonkblog" der Washington Post eingestellt. ( www.washingtonpost.com/blogs/ezra-klein/). Er beginnt mit einem Zitat des amerikanischen Politikwissenschaftlers Seth Masket: "Das Nobel-Komitee gratuliert Deutschland dafür, dass es Frankreich seit mehr als 70 Jahren nicht mehr angegriffen hat." Und meint dann: "Masket scherzte, aber es ist tatsächlich etwas dran an dem Glauben, dass die EU viel zu der mit 70 Jahren bemerkenswert langen Friedensperiode in Westeuropa beigetragen hat." Weitere Gründe, warum die EU den Preis verdient? "Zweitens: Sie machte den Kontinent - und dabei vor allem die armen Länder - reicher. Drittens: Sie hat entscheidend zur Verbreitung von Demokratie beigetragen - und Demokratien kämpfen nicht gegeneinander. Viertens: Die EU hat einen Prozess in Richtung weitere Integration begonnen. Und fünftens lässt die EU die Europäer sich auch als solche fühlen."

Wie zu erwarten war, kommt hier ein lautes "Nein" aus Großbritannien. "Das falsche Europa gewinnt den Friedensnobelpreis" betitelt Ambrose Evans-Pritchard im Telegraph seinen Blog ( blogs.telegraph.co.uk/finance/ambroseevans-pritchard). Die Zeitläufte hätten doch soeben bewiesen, welches Desaster der "Hegelianische Druck" hin zu noch mehr Integration in der EU - "der supranationale Angriff auf die alten Nationalstaaten in Europa" - anrichten könne. Georgi Gotev dagegen meint im "Reuniting Europe"-Blog ( reuniting-europe.blogactiv.eu/), der Zeitpunkt sei der richtige gewesen, denn: "Die EU braucht ein wenig Adrenalin dringend, um die Euro-Krise zu bewältigen."

© SZ vom 15.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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